
Zahnen setzt das Rittal Wire Terminal ein – die Daten aus Eplan Pro Panel werden direkt an den Konfektionierautomaten übergeben und die Draht-Reihenfolge wird mit Eplan Smart Wiring synchronisiert. (Quelle: Eplan)
Schon 2014 hat Zahnen Technik vorausgedacht und Eplan Engineering Configuration (EEC) eingeführt, um die Schaltplanerstellung zu beschleunigen. Zur gleichen Zeit wurde eine über Eplan Pro Panel angebundene automatisierte CNC-Anlage für die mechanische Bearbeitung der Schaltschränke in Betrieb genommen. Inzwischen sind auch die Montage (mit Smart Mounting) und die Verdrahtung (mit einem Rittal Wire Terminal und Eplan Smart Wiring) in das Gesamtsystem integriert.
Diesen Weg sind andere Schaltanlagenbauer ebenfalls gegangen und haben dadurch ihre Effizienz gesteigert. Außergewöhnlich ist hingegen der gesamte Workflow auf der Softwareebene, den Zahnen selbst gestaltet hat. Als Grund dafür nennt CTO Benedikt Ney: „Früher sah man einer Trinkwasseranlage oder einer Kläranlage an, wer sie gebaut hat. Heute sieht man der Anlage an, welcher Kunde sie betreibt. Das heißt für uns: Der Kunde gibt den Standard vor. Wir müssen alle ,Sprachen‘ sprechen, die unsere Kunden erwarten. Das ist eine echte Herausforderung, aber auch eine große Chance.“
ISO by Zahnen: Auf den Kunden eingestellt
Die Antwort auf diese Herausforderung heißt: ISO by Zahnen. Die Abkürzung steht für „Individuelle Standard-Optimierung“. Sie wurde 2014 eingeführt, zog 2018 in die Cloud um und bedeutet, dass jeder Kunde, der mit Zahnen kooperiert und kommuniziert, seine gewohnten individuellen Standards verwenden kann. „Wir können die Daten der Kunden in verschiedenen Templates und Standards abbilden– vom Start weg, über den ganzen Projektverlauf, von der Vorplanung über die Abnahme bis zum Anlagenbetrieb“, sagt B. Ney. Dabei muss der Konstrukteur diesen Kundenstandard noch nicht einmal kennen – die Standards, Templates etc. sind in ISO hinterlegt.
Die Kunden, von denen die Mehrzahl Kommunen und Ingenieurbüros sind, wissen das offenbar zu schätzen, denn Zahnen wächst pro Jahr um durchschnittlich 20 %. Das ist erfreulich, stellt aber auch wieder eine Herausforderung dar, wie B. Ney ausführt: „Damit der Fachkräftemangel nicht unser Wachstum hemmt, müssen wir automatisieren. Auch deshalb setzen wir die Digitalisierung und Automatisierung unserer Prozesse fort – im Engineering und in der Fertigung.“ Ein aktuelles Beispiel: In der Schaltschrankfertigung sind jetzt sowohl die Verdrahtung (Kabelkonfektionierung mit dem Rittal Wire Terminal und Eplan Smart Wiring) als auch die Montage (Eplan Smart Mounting) in die ECAD-Welt eingebunden.
Digitale Unterstützung von der Vorplanung bis zum Betrieb
Auf dem Weg der Automatisierung und Digitalisierung ist Zahnen weit vorangekommen. Bei den individuell geplanten Anlagen, die durchaus 50, in einigen Fällen sogar bis 190 Schaltschrankfelder umfassen können, werden bis zu 80% der Stromlaufpläne automatisiert generiert. Bei den „Pure Water“-Standardanlagen zum Beispiel zur Entfernung von Medikamenten, Mikroplastik und anderen Restschadstoffen aus dem Wasser sind es bis zu 100 %.
Realisiert wird dieser hohe Automationsgrad durch ein leistungsfähiges und durchgängiges „Backbone“ auf der CAEEbene. B. Ney erklärt: „In der Elektrotechnik ist unsere Prozesskette komplett auf Eplan aufgebaut. In der Mechanik nutzen wir Autodesk Inventor, mit dem wir zum Beispiel – im Sinne der Mechatronik– auch Kabeltrassen planen. Generell arbeiten wir heute nach dem Grundsatz, Digitalisierung bis zum Dübelloch‘. Für unsere Konstrukteure hat das unter anderem den angenehmen Effekt, dass sie sich auf kreatives und konstruktives Arbeiten konzentrieren können.“
Allerdings setzt dieser Prozess gründliche Vorarbeit voraus. Drei Mitarbeiter legen Stammdaten an und nutzen dabei intensiv das Eplan Data Portal. „Die Artikeldatenbank ist das Rückgrat – hier brauchen wir Stringenz. Da muss man streng sein, weil alle Systeme letztlich daran hängen. Wir prüfen deshalb alle Anschlusspunkte und nehmen auch Zusatzinfos zum Beispiel für den Explosionsschutz auf. Nur so ist gewährleistet, dass alle Endsysteme – einschließlich des ERP – mit dem Artikel arbeiten können.“