Grafische Darstellung einer Auswertung im Rahmen einer Bain-Analyse zum Maschinen- und Anlagenbau

Bain hat in einer aktuellen Analyse zum Maschinen- und Anlagenbau herausgefunden, dass starre Kostenstrukturen und hohe Verschuldung mehr als jeden vierten Branchenvertreter aus der DACH-Region in eine kritische Situation bringen könnten (Quelle: Bain)

„Der Maschinen- und Anlagenbau in der DACH-Region leidet seit Längerem unter strukturellen Defiziten“, konstatiert Christian von Dewitz, Bain-Partner und Co-Autor der Analyse. „In dieser zweiten wirtschaftlichen Ausnahmesituation binnen kurzer Zeit könnte sich das für manche Branchenvertreter als Achillesferse erweisen.“

Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz eher starren Kostenstrukturen seien dabei besonders von Nachteil. Speziell die Konkurrenten aus den USA könnten ihre Kosten in einem Abschwung erheblich schneller anpassen. Auch hätten  US-amerikanische Maschinenbauer 2021 mit durchschnittlich 13,1 % eine deutlich höhere EBIT-Marge erzielt als Anbieter aus dem deutschsprachigen Raum, die nur 9,3 % erreicht hätten.

Blick nach China

Ganz anders stellt sich laut den Bain-Experten die finanzielle Situation der aufstrebenden chinesischen Wettbewerber dar. "Deren Bilanzen weisen in der Regel eine Nettoliquidität aus", berichten sie. In welchem Ausmaß der wirtschaftliche Aufstieg der Volksrepublik den globalen Maschinen- und Anlagenbau bereits verändert hat, verdeutlichen sie anhand einer Langzeitanalyse der Jahre 2006 bis 2021: In diesem Zeitraum haben die börsennotierten chinesischen Anbieter ihre Umsätze um jährlich 9 % erhöht. Dagegen mussten sich die weltweit lange dominanten Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Schnitt mit Umsatzzuwächsen von 3 % pro Jahr begnügen. Phillip Roberts, Bain-Partner und Co-Autor der Analyse, betont: „Wollen sich Maschinenbauer aus der DACH-Region gegenüber ihren chinesischen Wettbewerbern behaupten und auch unabhängig von der Konjunktur ihre Marktanteile halten, sollten sie schnellstmöglich Vorsorge treffen.“

Nicht alle gleich betroffen

Die Unternehmensberatung weist aber auch darauf hin, dass nicht alle Branchenplayer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gleichermaßen betroffen sind. Laut der Bain-Analyse gehören 28 % der Maschinenbauer aus der DACH-Region zur Gruppe der sogenannten Krisenchampions. "Dabei handelt es sich um Unternehmen mit solider Finanzierung und nachweislicher Kostenflexibilität, die den globalen Wettbewerb nicht scheuen müssen. Weitere 26 % sind zumindest solide finanziert. Zur Kategorie der Wackelkandidaten wiederum zählen 18 %", geben die Experten an. „Diese Anbieter laufen aufgrund ihrer Kapitalschwäche Gefahr, dass ihnen in einer länger andauernden Rezession die Luft ausgeht“, so P. Roberts.

Handlungsbedarf sieht der langjährige Marktbeobachter bei allen Branchenvertretern, denn noch würden sich nicht alle Maschinenbauer systematisch auf eine drohende Rezession vorbereiten. Erforderlich sei eine differenzierte Planung für verschiedene Szenarien, um im Fall der Fälle rasch Entscheidungen treffen zu können. Für P. Roberts steht fest: „Je höher Kostentransparenz sowie -flexibilität sind und je solider die Bilanz in einer solchen Situation ist, desto größer ist der Handlungsspielraum.“

Vor diesem Hintergrund müssten gerade die krisengefährdeten Kandidaten alles daransetzen, ihre Flexibilität und Resilienz zu erhöhen, sind die Bain-Fachleute überzeugt. An einer Restrukturierung der Kosten führe dabei kein Weg vorbei. "Krisenchampions hingegen können ihre gute Ausgangslage nutzen, um das eigene Portfolio zu erweitern, die Digitalisierung voranzutreiben und sich so noch deutlicher von Wettbewerbern abzusetzen. Kapitalstarke Anbieter können zudem über gezielte Übernahmen die eigene Marktposition ausbauen", geben sie konkret an.

Entschlossenes Handeln gefragt

Angesichts des aktuellen Umfelds, das von schwachen Konjunkturprognosen und hoher Inflation geprägt ist, steht der gesamte Maschinen- und Anlagenbau aus Sicht von Bain-Partner C. von Dewitz vor Herausforderungen. Doch in schwierigen Zeiten gäbe es immer auch Chancen. „Wer sich jetzt richtig aufstellt, kann gestärkt aus dieser globalen Krise hervorgehen“, ist der Branchenkenner überzeugt. „Je entschlossener die Unternehmen handeln, desto größer sind ihre Chancen im nächsten Aufschwung.“

Bain (ih)

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