Bartek S. Candell (General Manager BU Anybus), Thilo Döring (Geschäftsführer der HMS Industrial Networks GmbH) und Simon Mortazavi (Business Controller BU Anybus)

Gemeinsame Ankündigung von Anybus Diagnostics auf der Hannover Messe 2023 (v. l.): Bartek S. Candell (General Manager BU Anybus), Thilo Döring (Geschäftsführer der HMS Industrial Networks GmbH) und Simon Mortazavi (Business Controller BU Anybus) (Quelle: HMS)

Der Markt für Kommunikations- und Vernetzungslösungen boomt. Nach Angaben der PNO wurde beispielsweise die Zahl der Profinet-Installationen im Jahr 2022 um 23 % (rund 10,5 Mio. Geräte) gesteigert. Bei IO-Link wurden im vergangenen Jahr 8,4 Mio. IO-Link-Geräte in Anlagen integriert, was einer Steigerung um 33 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

„Es verwundert wenig, dass der Markt für Kommunikationslösungen so stark wächst“, sagt T. Döring und begründet. „Es werden immer mehr Automatisierungsgeräte miteinander vernetzt und auch Sensorik stärker in Netzwerke eingebunden. Hinzu kommt das Thema vertikale Integration, die bedingt, dass eine Vielzahl an Daten bis in die Cloud transferiert werden.“

Gemischte Einschätzung der Neuzugänge

Und obwohl der Markt mit seiner Vielzahl an Kommunikationsstandards im industriellen Umfeld bereits gesättigt erscheint, treten immer wieder neue Technologien auf den Plan. So soll beispielsweise mit Single Pair Ethernet (SPE) und Ethernet-APL (Advanced Physical Layer) sowohl im Fabrik- als auch im Prozessumfeld eine durchgängige Ethernet-Vernetzung umgesetzt werden. Wie schätzt der Kommunikationsexperte diese beiden verwandten jungen Lösungen ein? „APL bietet im Prozessbereich deutliche Vorteile im Vergleich zu den etablierten Lösungen, wie der verbreiteten 4...20-mA-Technologie. Da sich APL auch für Übertragungsstrecken von bis zu 1 km eignet, sehr einfach umsetzbar ist und über die beiden Adern sowohl Daten als auch Energie übertragen werden, eignet es sich für dieses Anwendungsgebiet optimal. Hier sehe ich große Potenziale für diese Zwei-Draht-Ethernet-Technologie“, lautet seine Antwort. Mit Blick auf SPE gibt er sich zurückhaltender. „Diese Technologie konkurriert im Fabrikumfeld mit existierenden Lösungen, wie der Sensorkommunikation mit IO-Link oder AS-Interface.“ Als großen Vorteil von SPE nennt er die Möglichkeit, von der Cloud bis zum Sensor einheitliche Programmiertools verwenden zu können. „Letztendlich ist es immer eine Frage, wie schnell der Kunde die neue Technologie annimmt“, sagt der Branchenkenner. Als Hemmschuh gibt er die aktuell noch existierende Verunsicherung aufgrund der nicht einheitlichen Steckerstandards an. Hinzu komme der Kostenaspekt, den er am Beispiel verdeutlicht: „Stattet man einen aktuell kostengünstigen Temperatursensor mit SPE aus und integriert Profinet als Protokoll, verteuert sich dieser logischerweise. Hier muss der Kunde entscheiden, ob er bereit ist, für den Mehrwert, den er durch die vereinfachte Konfiguration erhält, zu bezahlen.“ Deshalb lautet seine Einschätzung: „Aktuell sehen wir für SPE noch keinen Massenmarkt und ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis sich SPE in der Fabrikautomation nennenswert durchsetzen wird.“ HMS selbst schaut sich den Markt genau an und will dann Produkte herausbringen, wenn er reif genug ist.

1 / 3

Ähnliche Beiträge