Den Rest macht die Maschine

Easy Product Finder

Produktsuche und Download des variantengerechten Eplan-Makros mit dem Lenze Easy Product Finder. Die definierenden Eigenschaften, wie Bemessungsleistung, Versorgungsnetzform oder Art des Feldbus-Netzwerks, werden in die Auswahl ­einbezogen. (Quelle: Lenze)

Frequenzenumrichter

Wenn die Materialnummer bereits bekannt ist, kann die Eingabe im Support-Bereich direkt erfolgen und der Download des varianten­gerechten Eplan-Makros steht sofort zur Verfügung. (Quelle: Lenze)

G. Schüler erläutert den konzeptionellen Hintergrund des EPF: „Wenn man die Dinge vernünftig partitioniert, sie klein macht und strukturell anders verwaltet, wird man schnell. Dann habe ich meine ,Lego-Bausteine‘, kann Informationen sehr schnell neu zusammenbauen, verschiedene Zielsysteme bedienen. Kombinieren wir das mit Regelwerken und gleichen es mit ­Variantenkonfigurationen ab, entstehen Informationen in Sekunden mit der Entscheidung des Kunden. Wir selbst müssen als Anbieter gar keine Stammdaten mehr anlegen, wir verwalten und bewirtschaften eigentlich nur die kleinen Bausteine und Regelwerke. Den Rest macht die Maschine.“ Und das schneller als bislang: Lag zuvor der Aufwand zur Generierung eines Datensatzes bei durchschnittlich 2 h, braucht es jetzt nur noch 2 s, ohne dass jemand eingreifen müsste. Dafür hat Lenze bisher 200 000 Materialnummern fakturiert aus einem ­Lösungsraum von 1032 technisch baubarer Datensätze. „1032 bedeutet, dass es mehr Möglichkeiten gibt, Lenze-Produkte ­individuell auszuprägen, als die Milchstraße Sterne hat“, verdeutlicht G. Schüler, „das geht prinzipiell Richtung unendlich. Daher machte es für uns als Variantenfertiger anders als für Serienfertiger auch weniger Sinn, alles im Eplan Data Portal zu hinterlegen.“

B. Spiegel ergänzt: „Bisher wurden die Daten für Eplan immer in manueller Weise erstellt: Das mag ein gutes Angebot für Umrichter, Steuerungen und Zubehör mit geringer Varianz gewesen sein. Variantenreiche Produkte wie den i550 konnten wir aber nicht adäquat darstellen, da der Pflegeaufwand für die etwa 2 000 bis 3 000 Varianten zu hoch war und es zu unübersichtlich geworden wäre, wenn wir alle Varianten im Eplan Data Portal aufgelistet hätten.“ In der Vergangenheit verständigte man sich daher auf einen Kompromiss: Lenze erstellte nur Daten für die einzelnen Komponenten des i550, aus denen sich Kunden das Gerät selbst in Eplan zusammenstellen mussten. B. Spiegel: „Es gab regelmäßig Probleme, weil Kunden nur die Bezeichnung des kompletten Umrichters kannten und daraus nicht auf die Komponenten schließen konnten.“ Den Easy Product Finder mit seinen Eplan-Ingreden­zien zur Erzeugung und zum Download des kompletten Eplan-Datenpakets (edz-Datei) für jede Gerätevariante empfindet der Markt da durchaus als neue Leichtigkeit der Konstruktion. Die Annahme wird gestützt von immer höheren Klickzahlen, die laut G. Schüler „mit steigenden Umsätzen korrelieren.“

Das physische Produkt sei das eine. Die Bereitstellung variantengerechter Informationen das andere – diese erachtet G. Schüler als  Basisanforderung unserer Kunden“. Und seiner Ansicht nach ist der Charakter einer Basisleistung, dass man sie erbringt. Die Eplan-Datensätze müssten mit oder vor dem Verkauf der Produkte für das Engineering zur Verfügung stehen, das sei obligatorisch. „Wer da nicht mitspielt, wird in Kosten ersticken oder immer mehr in die Nische abrutschen“, ist er überzeugt. Denn Fakt sei, „dass Daten genutzt und kombiniert werden, um daraus bessere Entscheidungen im Sinne geringerer Lifecycle-Kosten abzuleiten. Das setzt voraus, das Asset exakt zu beschreiben. Dafür ist Eplan die beste Umgebung, weil mit dem Schaltplan jede Beziehung aller Assets in einer Maschine abgebildet ist.“ G. Schüler führt weiter aus: „Wir sind bei sehr vielen führenden Maschinenbauern präsent. Diese simulieren Inbetriebnahme, Betrieb, Optimierung und Instandhaltung einer Maschine schon zu dem Zeitpunkt, wo sie physisch noch gar nicht existiert.“ Dafür brauche es unter anderem digitale Abbilder für verschiedene Engineering-Umgebungen. Der differenzierende Faktor am Markt seien die begleitenden Ser­vices, die Workflows beschleunigen. Dazu zählt er auch intelligente Informationen und ihre weltweite Austauschbarkeit über Standardschnittstellen. Mehr noch als das Produkt selbst, das immer austauschbarer werde.

Weg von Lizenzen, hin zur Nutzung

Mit dem Easy Product Finder habe man den technologischen Durchbruch jetzt geschafft, sagt G. Schüler. „Wir werden alle Modelle, also das komplette Portfolio mit allen Baureihen, bis Ende 2022 im EPF aufgebaut haben“, ergänzt Kollege B. Spiegel. „Ich kommissioniere letztlich nur noch viele kleine Informationen mit ihren Regelwerken, das ist testbar, das ist prüfbar und das ist viel einfacher.“ Automatisch werden mit der Konfiguration und Bestellung durch den Kunden im Easy Product Finder über eine Schnittstelle zu SAP Stücklisten und A rbeitspläne generiert. Auch hier sei das Wirkprinzip das gleiche: „Leistungen basieren auf Informationsschlüsseln, die wir zwischen verschiedenen Zielsystemen hin- und herschieben. Egal, in welcher Cloud was liegt: Die Komplexität steigt dabei nur vermeintlich, in Wirklichkeit tut sie es nicht.“ Was übrigens auch die Attitüde der anwendungszentrierten Generation Z – demografisch zwangsläufig auf den Plan tretenden Lenze-Nachwuchs – treffe.

Das Hosting des EPF liegt bei der German Edge Cloud (GEC). „Tatsächlich haben wir hiermit eine belastbare Architektur gefunden, die trägt“, bestätigt G. Schüler, „wir wollten ohnehin keine Lizenzen, wir wollten Verfügbarkeiten. Das Ganze ist schlank in unsere Toolchain integriert.“ Ebenso, wie Eplan ein Unternehmen der Friedhelm Loh Group, hat sich GEC auf Edge- und Cloud-Systeme für datensensitive Unternehmen spezialisiert. Dr. Sebastian Ritz, Geschäftsführer der German Edge Cloud, erklärt: „Wir entwickeln Lösungen, die es Unternehmen unterschiedlicher Branchen ermöglichen, digitale Wertschöpfung zu er­zielen – beispielsweise mit unserer Lösung Oncite, die sich optimal für performance-kritische Anwendungen in der Industrie 4.0 eignet.“ Mit der Hosting-Lösung durch GEC konnte sich Lenze nicht nur von Limitierungen bei Hard- und Software befreien, sondern sah auch die ganzheitliche Umsetzung speziell des EPF in einer erfahrenen Hand: „Natürlich ist es für uns auch einfacher, wenn wir nur einen Vertragspartner haben“, sagt G. Schüler. „Das hat aber auch deswegen hervorragend funktioniert, weil das Domainwissen für die Erzeugung der CAE-Daten bei Eplan liegt. Das Unternehmen Eplan weiß, wie die Dinge am Ende weiterverarbeitet werden können.“ B. Spiegel unterstreicht: „Eplan hat vieles sehr gut gemacht und ist deutlich weiter als der Wettbewerb. Customizing, Schulung, Reaktionszeiten – alles top. Und dass die dort handelnden Personen mittlerweile als gefühlte Kollegen agieren, das ist nicht normal. Das ist bemerkenswert.“

www.eplan.de , www.gec.io , www.lenze.com

Ulrich Kläsener
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