Bild von der Endress+Hauser-Bilanz-Medienkonferenz in Reinach/Schweiz

Auf der Bilanz-Medienkonferenz in Reinach/Schweiz gaben am 16. April 2024 Endress+Hauser-Unternehmensvertreter (v.l.: CFO Dr. Luc Schultheiss, CEO Dr. Peter Selders, Head of PR Martin Raab, Matthias Altendorf, Präsident des Verwaltungsrats) die Zahlen, Daten Fakten für 2023 bekannt und einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. (Quelle: Endress+Hauser/VDE VERLAG)

Eröffnet wurde die Medienkonferenz in Reinach/Schweiz von Matthias Altendorf, bislang CEO der Endress+Hauser-Firmengruppe und seit Jahresbeginn Präsident des Verwaltungsrats. "Das Jahr 2023 lag noch unter meiner Verantwortung als CEO, sodass ich einige Details kurz zusammenfasse", erklärte er und führte fort: "2023 war in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Jahr: Wir haben den 70. Geburtstag der Firmengruppe gefeiert. Es fand ein Wechsel an der Spitze statt. Wir haben die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte gestartet." Er verwies auf die 16.532 weltweit Beschäftigten, die 2023 einen Nettoumsatz von rund 3,72 Mrd. € erwirtschaftet haben - ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr um ca. 11 %. 

"Zu Beginn des letzten Jahres sind wir mit einem Rekordauftragsbestand gestartet, spürten allerdings in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls einen Rückgang", gab er weiter an. Dennoch entwickelte sich das Geschäft besser als erwartet. „Unser organisches Wachstum war so kräftig, dass weder die negativen Währungseinflüsse noch der Wegfall unseres Russlandgeschäfts uns zu stark gebremst haben“, berichtete M. Altendorf.

„Wechselkurseffekte haben uns 3,9 % Wachstum gekostet“, erläuterte CFO Dr. Luc Schultheiss. Alle Branchen und Regionen haben zur guten Entwicklung beigetragen. "In Europa und Amerika wuchs das Geschäft überdurchschnittlich. Die größte Dynamik zeigte sich im Nahen Osten. Die USA lösten China als umsatzstärksten Markt ab, dahinter folgte – mit einigem Abstand – Deutschland", so M. Altendorf.

Weiter informierte er, dass sämtliche Kernbranchen ein gutes Wachstum verbucht haben. "Einzig die chemische Industrie in Europa entwickelte sich vor dem Hintergrund hoher Energiepreise schwach", gab er an.

Weltweit lieferte die Unternehmensgruppe 2023 weltweit mehr als 2,9 Mio. Sensoren und Systeme aus. "Während sich das Geschäft mit Prozessmesstechnik stark entwickelte, litt die Labormesstechnik weiter unter dem Ende des pandemiebedingten Nachfrageschubs. Ebenfalls rückläufig war das Sensorgeschäft, das auch zyklische Branchen wie die Gebäudetechnik einschließt", so M. Altendorf.

Die Zahlen im Detail

Weil Material- und Personalaufwand langsamer wuchsen als der Umsatz, legte das Betriebsergebnis laut L. Schultheiss um 20,3 % auf 573,0 Mio. € zu. "Die Umsatzrendite verbesserte sich trotz höherer Kosten für Zinsen und Fremdwährungsabsicherung um 0,6 Punkte auf 14,4 %. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 14,5 % auf 408,7 Mio. €. Dahinter steht eine leicht höhere Steuerquote", so der CFO.

In den Geschäftszahlen blendet Endress+Hauser erstmals den Einfluss der strategischen Finanzmittel des Familienunternehmens aus. Diese hatten bisher – je nach Performance der Kapitalmärkte – das Ergebnis immer wieder stark beeinflusst. „Damit fokussieren wir ganz auf die Entwicklung unseres operativen Geschäfts“, erklärte L. Schultheiss. Sichtbar wird die Umstellung unter anderem in einer tieferen Eigenkapitalquote (2023: 55,1 %). „Hierin spiegelt sich die Finanzierung der operativen Firmengruppe über die Muttergesellschaft wider“, betonte der CFO.

"260,6 Mio. € investierte die Firmengruppe vergangenes Jahr in Gebäude und Anlagen, ein Plus von 8,4 %. In fünf Jahren flossen aus eigenen Mitteln 1,131 Mrd. € in eine bessere Infrastruktur und leistungsstarke Netzwerke. Derzeit sind Vorhaben im Umfang von 570 Mio. € geplant. Die größten Projekte betreffen die Standorte Maulburg (Deutschland), Suzhou (China), Jena (Deutschland), Shanghai (China), Greenwood (Indiana/USA) und Waldheim (Deutschland)", erklärte er weiter.

Innovation und Nachhaltigkeit im Fokus

Innovationen gibt Endress+Hauser als Motor des Wachstums an. Über 1.300 Menschen arbeiten unmittelbar an der Entwicklung neuer Produkte. 267,6 Mio. €, rund 7,2 % des Umsatzes, wandte die Firmengruppe für Forschung und Entwicklung auf, 10,4 % mehr als 2022. Rund 8.900 Patente und Patentanmeldungen schützen das geistige Eigentum. 257 Erstanmeldungen bei Patentämtern in aller Welt zeugen vom Erfindergeist der Mitarbeitenden.

Ende 2023 zählte die Firmengruppe 16.532 Beschäftigte, 715 mehr als vor Jahresfrist. Vor allem in der Produktion kamen neue Stellen hinzu. Im EcoVadis Nachhaltigkeits-Rating erzielte Endress+Hauser 71 von 100 Punkten und erreichte Gold-Status "– eine Platzierung unter den besten 5 % der Vergleichsgruppe", wie M. Altendorf ausführte. Außerdem sei man im vergangenen Jahr der Science Based Targets Initiative beigetreten und wolle bis 2050 den Treibhausgas-Ausstoß netto auf null senken.

„Unser gemeinsames Ziel ist, Endress+Hauser gut aufzustellen für künftige Generationen“, betonte Matthias Altendorf und leitete damit zugleich an seinen Nachfolger als CEO, Dr. Peter Selders, über. Dieser bekräftigte, das Familienunternehmen mit „Langfristigkeit im Denken und Handeln“ weiterentwickeln zu wollen. Zum Jahresbeginn hatte Dr. P. Selders als CEO die Leitung der Firmengruppe übernommen. Zuvor war er Geschäftsführer des Product Centers für Füllstands- und Druckmesstechnik. 

Aus Sicht von Dr. P. Selders sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit zentrale Themen. „Sie sind Treiber unseres Geschäfts. Und sie sind eng verbunden, denn nur durch Digitalisierung erreichen wir Nachhaltigkeit zu wettbewerbsfähigen Kosten.“ Mess- und Analysetechnik biete einen großen Hebel, um industrielle Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Dies wurde am Endress+Hauser Global Forum 2023 deutlich. Dort befassten sich über 800 Kunden aus aller Welt mit der Frage, wie sich die Prozessindustrie nachhaltig transformieren lässt.

Strategische Partnerschaft auf gutem Weg

Vor diesem Hintergrund ist auch die geplante strategische Partnerschaft mit dem Sensorhersteller Sick im Bereich der Prozessautomatisierung zu sehen. „Wir möchten gemeinsam unsere Kunden bei Zukunftsthemen wie Klima- und Umweltschutz, Energiewende und Wasserstoffwirtschaft noch besser unterstützen“, erklärte Dr. P. Selders. Das Ziel der Partnerschaft ist, die Gas-Durchflussmessgeräte und Analysatoren von Sick zu einem Teil des Endress+Hauser-Angebots zu machen. 
Dazu sollen die Sick-Vertriebsteams des Geschäftsbereichs Prozessautomatisierung in die Endress+Hauser Sales Center integriert werden; die Produktion der Sick-Prozesstechnik soll ein Joint Venture übernehmen. „Wir sind in den Gesprächen gut vorangekommen“, sagte der CEO. Der Vertrag soll bis Mitte 2024 unterzeichnet, die Partnerschaft zum Jahreswechsel 2024/25 wirksam werden.

Ausblick auf 2024

Für das laufende Jahr zeigte sich der CEO verhalten zuversichtlich. Mit über 70 neuen Produkten will Endress+Hauser die Kunden noch besser unterstützen. „Auftragseingang und Nettoumsatz haben sich in den ersten drei Monaten positiver entwickelt als erwartet. Aber das Wachstum ist noch nicht breit abgestützt“, berichtete Dr. P. Selders. Nach Jahren mit doppelstelligem Raten erwartet der Firmenchef ein Plus im einstelligen Bereich. 300 Stellen will das Unternehmen weltweit schaffen. „Wir werden alles dafür tun, um uns 2024 gut zu entwickeln – so, wie seit mehr als 70 Jahren.“
 

Endress+Hauser (ih)

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