Herausforderung Bronwfield

Reinhard Achatz ist Produktmanager für Industrial IoT bei B&R. (Quelle: B&R)
Ein Blick in Bestandsanlagen zeigt, dass dort viele Systeme und Lösungen unterschiedlicher Hersteller und verschiedene Datenformate vorherrschen. „Teilweise findet sich auch schon Container-Technologie, aber leider oftmals in unterschiedlicher Weise. Somit ist die Interoperabilität zwischen den einzelnen Artifakten eine erhebliche Herausforderung“, weiß R. Achatz aus seiner Erfahrung. Er weist darauf hin, dass es mit Container-Technologie gut möglich sei, die aktuellen Interoperabilitäts-Herausforderungen zu managen. „Container bieten die Möglichkeit, Anwendungen an der Maschine zu deployen, sofern sie IT nutzen. Auch das ist heute noch nicht oft der Fall“, so R. Achatz.
Zur Verdeutlichung zieht er den Edge-Controller X20 Edge aus dem eigenen Portfolio heran: „Er bringt als Edge-Device mit einem Betriebssystem, einer Container-Runtime und diversen Apps Anwendungen an die Maschine – mit App sind Container basierte Anwendungen gemeint. Container haben den entscheidenden Vorteil, dass sie Anwendungen kapseln, für die üblicherweise ein separater PC, separate Installation und manuelle Konfiguration benötigen werden. Die Anwendung kann nun als App an der Edge an der Maschine bereitgestellt werden – ohne Einfluss auf den Prozess an der Edge zu nehmen.“ Als App-Beispiele nennt er generische Softwareapplikationen zum Sammeln von Daten, Bestimmung der OEE-Zahlen, das Device-Management oder individuelle Applikationen, wie Predictive Maintenance oder Aanalyseapplikationen für spezielle Produkte.
In der Praxis gibt es bereits eine Vielzahl von Apps verschiedener Hersteller. „Die Apps laufen in der Regel aber nur auf den Edge-Devices der jeweiligen Hersteller. Es sind also immer separate Apps, separate PC und separates Device Management erforderlich. „Beim Fitness-Tracker sind wir es gewohnt, dass wir Apps verschiedener Hersteller problemlos auf unserer Smartwatch installieren können. Im Bereich Industrial Edge müssen wir das noch erreichen“, so R. Achatz.
Ziele und Aufgaben der neuen Initiative
Die Lösung für diese Herausforderung hat seit April einen Namen. Dieser kommt aus dem Lateinischen und heißt Margo – Edge, Rand. „Gemeinsam mit anderen Herstellern aus der Industrieautomatisierung und der IT haben wir überlegt, wie wir den Fokus auf die Entwicklung wertstiftender Anwendungen legen und weniger Aufwand im Bereich des Deployments und der Infrastruktur schaffen können. Und mit Margo wollen wir genau diesen Standard bieten“, gibt der Margo-Mitstreiter an. Ziel sei es, Interoperabilität zwischen den Anwendungen auf Edge-Ebene und der Edge-Verwaltung zu schaffen. „Wir ermöglichen es Anwendern einerseits, jedes Edge-Device mit jeder Orchestrierungsplattform zu managen und andererseits, jede App auf jedem Edge-Device betreiben zu können. Das ist der Standard Margo“, so R. Achatz. Dabei sei es nicht das Ziel, neue Container-Technologien zu entwickeln. Sofern bereits Verwaltungs- und Orchestrierungsplattformen zum Einsatz kommen, sollen auch sie beibehalten werden können. „Verwaltungsplattformen bestehen typischerweise aus Device Management, sprich Device Registry, Device Repositories sowie App-Registries und App-Repositories. Die entsprechenden Orchestrierungsdienste dahinter werden weiterhin bei den Herstellern liegen und so bleiben, wie sie sind“, stellt der Experte heraus.
Stattdessen sollen mit Margo die Verbindung zwischen den lokalen Agenten auf den Edge-Devices und den Orchestrierungsplattformen standardisiert werden. „Wir setzen auf etablierten Protokollen und Technologien auf und stellen mit Kommunikationsmechanismen sicher, dass die einzelnen Hersteller ihre Apps auf den unterschiedlichen Edge-Devices deployen können. Darüber hinaus wollen wir uns den Definitionen der Datenformate bzw. Datenmodelle dieser Registries annehmen und damit eine nahtlose Integration eines Edge-Deveices in unterschiedliche Orchestrierungsplattformen gewährleisten“, erläutert R. Achatz das Ansinnen. Dabei stehe nicht die Entwicklung einer Norm im Vordergrund, sondern eine praktische Referenzimplementierung und ein umfassendes Toolkit für die Konformitätsprüfung anstelle von kostspieligen Zertifizierungsverfahren.
Die Roadmap
Im März 2023 haben die Gründungsmitglieder erste Vereinbarungen getroffen sowie erste Referenzinstallationen und -definitionen auf GitHub bzw. bei der Linux Foundation, die Margo hosten wird, veröffentlicht. „Linux ist aus unserer Sicht ein Synonym für Open Source“, sagt R. Achatz.
Im Zuge der offiziellen Ankündigung auf der Hannover Messe im April 2024 wurde als Ziel bekanntgegeben, bis spätestens Q4/2025 die ersten kompatiblen Produkte der beteiligten Hersteller verfügbar zu haben.