Der erfolgreiche Transformationsprozess

Oliver Niedung, IoT Specialist bei Microsoft

Oliver Niedung, IoT Specialist bei Microsoft (Quelle: Microsoft)

Während Maschinenbauer die digitale Transformation oftmals noch zögerlich angehen, ist Microsoft bereits weit im Wandel fortgeschritten: vom früheren Software-Lizenzanbieter hin zum breit aufgestellten Digitalisierungspartner. Was waren für Microsoft die größten Hürden in diesem Prozess und wie wurden diese gemeistert? O. Niedung: „Die größte Hürde für alle Unternehmen ist der frühere Erfolg! Ohne Anpassung kann man schnell zum Dinosaurier werden. Wir haben uns den Marktbedingungen, vor allem den veränderten Kunden- und Partnerbedürfnissen, gestellt und richten uns immer wieder neu aus. Wichtig war dabei, dass wir uns nicht auf dem ausgeruht haben, was wir bereits erreicht hatten, sondern den Blick in die Zukunft gerichtet haben. Übertragen auf den Maschinenbau heißt das: Manager müssen sich klarwerden, womit sie in ­Zukunft erfolgreich sein können und wie die Transformation im Unternehmen angegangen wird. Manche Unternehmen wandeln sich bereits vorbildlich – Weidmüller ist ein gutes ­Beispiel.“ 

Als weiteren Aspekt nennt er die Transformation des Geschäftsmodells. „Immer häufiger finden sich Product-as-a-Service-Modelle am Markt. Demnach beschäftigen sich viele Unternehmen bereits mit der Frage, wie sie Teile der Produkte in eine neue Wertschöpfung bringen. Parallel sollten sie die gesamte Wertschöpfung um das Produkt herum betrachten“, so O. Niedung. Microsoft habe sich eine globale Cloud-Hyperskalierung zum Ziel gesetzt. „Dabei stand im Mittelpunkt, weltweit Dienste anzubieten, die unsere Partner und Kunden tatsächlich benötigen. Parallel arbeiteten wir an der Realisierung von unterschiedlichen regionalen Anforderungen, zum Beispiel bei Zertifizierungen. Nur so stellen wir Vertrauen sicher, damit Regierungen und Unternehmen zur verbesserten Wertschöpfung die Möglichkeiten der Cloud nutzen“, erklärt er und schwenkt auch bei diesem Punkt zu Weidmüller über: „Wir bieten Weidmüller über unsere Partnerschaft eine globale Präsenz mit lokaler Betreuung der Kunden. Dabei bieten wir kompromisslose Datensouveränität und Offenheit – wir sind inzwischen ein starker Open-Source-­Unterstützer.“

Als weitere wichtige Aspekte nennt er: „Der Transformationsprozess muss immer vom Management angestoßen werden. Neben der technischen muss ein Unternehmen auch eine Geschäftsmodell- und eine organisatorische Transformation durchlaufen.“
Für T. Gaukstern stellt sich nicht die Frage, von welcher Seite der Transformationsprozess angestoßen wird. Stattdessen meint er: „Wir müssen das industriepolitisch aus der Perspek­tive des Standorts Deutschland bzw. Europa entscheiden. Die Frage sollte demnach lauten: Womit schaffen wir zukünftig Wohlstand und Beschäftigung – und Mehrwert für den Kunden.“ Dabei ist er sicher: „Werttreiber werden ­zunehmend Daten und deren Verwendung im Rahmen neuer datenbasierter Services sein. In der Konsequenz tritt das ­mechanische Wissen über Maschinen und Prozesse, das der deutschen Indus­trie in den letzten Jahren die Position als ­Exportweltmeister gesichert hat, zunehmend in den Hintergrund. Deshalb müssen wir uns neu aufstellen und innovative daten- und plattformbasierte Dienste anbieten.“

Gemeinsam in die Zukunft

Vor diesem Hintergrund wollen Microsoft und Weidmüller ­zukünftig mittelständische Maschinenbauer noch umfassender mit Gesamtlösungen unterstützen. O. Niedung formuliert als Fragen, die Partner beantworten sollten: „Welcher IPC oder Embedded-PC ist der geeignetste für die Anwendung? Welche Konnektivitätslösungen werden benötigt? Welche Sicherheitsaspekte sind zu berücksichtigen? Wie lassen sich Edge-Ansätze einbringen und wie das Thema Rechte- und Ver­sionsmanagement umsetzen?“ Und als weiteres wichtiges Themenfeld nennt er digitale Zwillinge. „Zu diesen Punkten besprechen wir uns aktuell und wollen uns zukünftig positionieren“, sagt O. Niedung.
„Unser gemeinsamer Anspruch ist es, für Kunden aus dem ­Bereich Manufacturing die beste ML-Lösung anzubieten. Auf diesem Weg bauen wir Partnerschaften auf, wie mit Microsoft, um attraktive Gesamtlösungen anbieten zu können“, fügt  T. Gaukstern an. Geplant sei eine weitere, engere Verzahnung mit einem Austausch vorhandenen Know-hows in den jewei­ligen Kompetenzbereichen.

Darüber hinaus will Weidmüller die Zusammenarbeit mit dem SICP intensivieren. Dazu ist Ende letzten Jahres die Weidmüller-Division ­Automation Products and Solutions mit dem SICP in die „Zukunftsmeile 2“ in Paderborn gezogen. Was ­versprechen sich nun Unternehmens- und Forschungsvertreter von dieser Nähe und wie gestaltet sich die ­Zusammenarbeit konkret? T. ­Gaukstern: „Es geht uns darum, durch die Nähe von Forschung und Industrie einen Nexus für Innovationen zu schaffen. Wir erzeugen einen Raum, in dem Spitzenforschung und konkrete Anwendungsprobleme aufeinandertreffen. Bereits in den letzten Jahren durften wir im Rahmen einiger Projekte und Gespräche erleben, wie Forschung und Industrie sich gegenseitig Impulse geben. Konkrete Themen gibt es dafür genug. So werden wir beispielsweise bei Explainable AI weiter zusammenarbeiten. Zudem steht das Feld der Daten-Synthetisierung weit oben auf der Liste.“ Raum zum gegenseitigen Austausch – nach Corona – bietet sich im gesamten Gebäude der Zukunftsmeile 2. Hier gibt es Begegnungsmöglichkeiten, wie gemeinsame Kaffeeküchen, Besprechungsräume, Kreativzonen sowie Pitching-Areas. „Zudem sind die einzelnen Etagen des Gebäudes nicht ausschließlich mit Mitarbeitern des einen oder anderen Unternehmens bzw. der Forschungseinrichtung belegt, sondern durchmischt“,­ berichtet er weiter. Dr. G. Schomaker fügt an: „Es ist spannend zu beobachten, wie gut und erfolgreich sich Menschen untereinander austauschen. Mit It‘s OWL haben wir solche Prozesse bereits vorgelebt. Nichts wirkt belebender für einen Experten, der in seiner Habitualisierung unterwegs ist, als ein frischer, junger Geist, der mit viel Energie seine Ideen und seinen Spirit rüberbringt. In der Form und auf der Enge habe ich bislang noch kein vergleich­bares Modell wie die Zukunftsmeile 2 gesehen.“
 

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