Eine Branche mit großem Zukunftspotenzial: die Batteriezellenfertigung. Die Digitalisierung der Automatisierungs- und Produktionstechnik macht Batteriehersteller fit für künftige Herausforderungen. Turck unterstützt mit Sensor-to-Cloud-Lösungen und Prozess-Know-how.

Eine Branche mit großem Zukunftspotenzial: die Batteriezellenfertigung. Die Digitalisierung der Automatisierungs- und Produktionstechnik macht Batteriehersteller fit für künftige Herausforderungen. Turck unterstützt mit Sensor-to-Cloud-Lösungen und Prozess-Know-how. (Quelle: Turck)

1999 war für Turck ein besonderes Jahr: Hans Turck und Hermann Hermes, zwei der drei Gründer, traten in den Ruhestand. Gemeinsam mit Werner Turck hatten sie das Unternehmen 1965 aufgebaut. Im Jahr 1999 arbeiteten bereits knapp 1 000 Menschen bei Turck und erwirtschafteten rund 120 Mio. €. „2023 lag unser konsolidierter Gruppenumsatz bei rund einer Dreiviertelmilliarde Euro. Weltweit waren über 5 000 Menschen beschäftigt“, sagt C. Wolf, der seit 1997 in verschiedenen leitenden Positionen bei Turck tätig ist. „Man kann also sagen: Wir haben uns sowohl auf der Belegschaftsals auch auf der Umsatzseite in 25 Jahren verfünffacht. Das zeigt, wie dynamisch unsere Reise in dieser Zeitspanne auch mit der Open Automation war“, zieht er eine Parallele.

Der Weg in die Automatisierung

C. Wolf hat den Turck-Transformationsprozess vom Sensoranbieter zum ganzheitlichen Automatisierungsexperten wesentlich mitgeprägt. Als Ziel dahinter nennt er: „Wir wollten früher in den Kaufentscheidungsprozess der Kunden eintreten – also Automatisierung mitdenken.“ Ein wichtiger erster Schritt sei bereits 1988 die Entwicklung des eigenen Feldbussystems Sensoplex gewesen. „Dieses proprietäre System haben wir erfolgreich im Automobilsektor etabliert – unser erster großer Kunde war Ford. Mit der Adressierung der Themen Steckverbindung und IO sind wir dann weiter in Richtung unseres Ziels, die Automatisierung unserer Kunden mitzugestalten, gegangen.“

„1999 war der Markt geprägt von proprietären Bussystemen“, erinnert O. Ophoff. „Dank der herstellerübergreifenden Zusammenarbeit und Standardisierung profitieren Anwender heute von deutlich mehr Offenheit bei der Vernetzung.“ In diesem Zusammenhang verweist er auf die eigenen Multiprotokoll-Lösungen, die sich bei jedem Hochfahren eigenständig auf das im Netzwerk verwendete Ethernet-Protokoll einstellen. Unterstützt würden Profinet, Modbus TCP und Ethernet/IP. „Unser gesamtes IO-Portfolio für die Fabrikautomation ist heute mit Multiprotokoll-Technologie verfügbar. Das gilt sowohl für unsere Block-IO-Module als auch die modularen Systeme, die in IP20 und IP67 zur Verfügung stehen“, so O. Ophoff.

Ausrichtung an vier Megatrends

Aktuell richtet Turck sein Portfolio und Handeln an vier Megatrends aus, die C. Wolf als die „4Ds“ zusammenfasst: Deglobalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit bzw. Dekarbonisierung verweist er auf die mittlerweile starke Kundennachfrage hinsichtlich der Erfüllung der ESG-Kriterien – vor allem aus der EU. „Dabei geht es uns nicht alleine darum, unsere Produkte nachhaltig zu produzieren“, sagt C. Wolf. „Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, diese nicht um die halbe Welt zum Kunden zu transportieren.“ Er verweist auf die weltweit verteilten 35 Turck-Landesgesellschaften. „1999 waren es erst zehn. Die Dynamisierung der Internationalisierung hatten wir recht früh auf unsere Agenda genommen. Unsere Strategie sah zum einen die Verlagerung unserer Wertschöpfung auch in andere Kontinente vor. Zudem haben wir dort Entwicklungs-Know-how aufgebaut.“

Mit Blick auf den demografischen Wandel sagt C. Wolf: „Das ist auch für uns ein großes Thema. Gerade in den letzten Aufschwungjahren konnten wir nicht alle offenen Stellen besetzen – sowohl aufgrund fehlender Kompetenzen der Bewerber als auch zu wenig Arbeitskräften. Unter anderem deshalb ist es in Europa schwierig, schnell adaptiv auf volatile Märkte zu reagieren. Hier spielt der Aspekt des schnellen Hochfahrens von Kapazitäten ebenso eine Rolle wie die Frage, ob Mitarbeiter bereit sind, eine zweite Schicht zu arbeiten.“ Prinzipiell ist er überzeugt: „Der demografische Wandel treibt die Automatisierungstechnik voran. Das hat sich in den letzten Jahren gezeigt und wird auch so bleiben.“ Selbst China, das früher als Niedriglohnland galt, habe zunehmend steigende Lohnkosten.

Und dann kommt C. Wolf auf die Digitalisierung zu sprechen, die Turck seit rund zehn Jahren fest in seinem Wirken etabliert hat. „Ein großer Treiber der Veränderung ist die immer wieder erwähnte IT-OT-Konvergenz“, erklärt er. Er erinnert an die Automatisierungspyramide. „Wurden Sensordaten früher maximal bis zur Steuerung weitergeleitet, gibt es heute mehr Smart Devices, zum Beispiel RFID-Technologien oder messende Sensorik, die Daten unmittelbar auch einem MES oder ERP-System zur Verfügung stellen.“ Software habe dadurch im Lauf der Zeit immer massiveren Einfluss auf die Produktpalette genommen. Als Stichworte nennt er Firm- bzw. Middleware sowie Parametriersoftware, etwa für IO-Link-Geräte. „Heute kommt nahezu keines unserer Produkte mehr ohne Software aus – und sei es nur zur Programmierung bzw. Parametrierung“, erklärt C. Wolf.

O. Ophoff weist auf die gestiegene Leistungsfähigkeit, die im Lauf der Zeit zu höherem Funktionsumfang, aber auch steigender Komplexität bei Automatisierungslösungen geführt habe, hin. „Offenheit und Komplexität müssen beherrschbar bleiben. Und dabei spielt Software eine wichtige Rolle“, ist er überzeugt. Als weitere wichtige Einsatzfelder nennt er die Datenaggregation in Edge Devices sowie die Datenanalyse in der Cloud. Unter dem Namen Turck Cloud Solutions werden skalierbare Softwarelösungen angeboten. „Natürlich bieten wir passend dazu auch Edge-Gateways und -Controller an. Kunden profitieren bei diesen zudem von einer Vielzahl an integrierten HMI-Treibern. Sie ermöglichen in Brownfield-Anlagen eine einfache Anbindung, auch an exotische Systeme“, sagt O. Ophoff.

Vertikale Branchenlösungen – von der Logistik ...

Heute positioniert sich Turck als Sensor-to-Cloud-Lösungsanbieter am Markt. Dabei wurden spezielle Angebote für einzelne Branchen in enger Abstimmung mit Kunden geschnürt. „Automatisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss für Kunden einen echten Mehrwert bieten. Unsere Offerten müssen wirtschaftlich sinnvoll sein und den Kunden einen guten Return on Investment (ROI) bieten“, sagt C. Wolf. „Wenn wir die Prozesse und Anwendungen unserer Kunden verstehen, können wir maßgeschneiderte, betriebswirtschaftlich sinnvolle Gesamtlösungen anbieten – und nicht nur Technik liefern“, verdeutlicht er den Anspruch.

Zu den Turck-Standbeinen zählt auch die Logistik. „Hier begleiten wir große Veränderungen: Moderne Logistikzentren nutzen viele Komponenten, die in Echtzeit untereinander kommunizieren und unterschiedliche Daten an überlagerte Systeme senden, vom AGV bis hin zum Stapler mit randvollen Palleten. Diese Entwicklung führt zu höherwertiger Automatisierung. Rund um das Thema RFID sind wir der einzige Anbieter, der neben Hard- und Software auch die Systemintegration in die MES- oder ERP-Systeme der Anwender anbietet“, stellt er heraus und verweist auf die 100-prozentige Tochter Turck Vilant Systems, einen Spezialisten für schlüsselfertige RFID-Track-&-Trace-Lösungen.

Betrachtet man das Beispiel eines smarten Fördersystems, das selbstfahrende Transportmodule umfasst, koordinieren Turcks IP67-Codesys-3-Steuerungen TBEN-L-PLC jeweils ein gesamtes Subsystem. Untereinander per Ethernet vernetzt, agieren die Module mit Schwarmintelligenz. Aufgrund ihrer Schnittstellenvielfalt lässt sich die Kompakt-SPS als Master oder Slave in unterschiedliche Netze einbinden. Als Edge-Controller kann sie Daten vorverarbeiten und gezielt in übergeordnete Systeme wie MES, ERP oder eine Cloud weitergeben – das ermöglicht etwa ein effektives Condition Monitoring, auch auf mobilen Endgeräten. Über die kostenfreie Programmierlogik Argee können Anwender die Standard-Feldbusmodule dazu nutzen, kleine bis mittlere Steuerungsaufgaben direkt zu lösen und Daten vor Ort zu verarbeiten. An einem Rollenförderer dirigiert ein IO-Modul dann beispielsweise das Zusammenspiel zwischen einem optoelektronischen Sensor und der Rollenbewegung. So erreicht man kurze Datenwege und dadurch beschleunigte Prozesse sowie erhöhte Sicherheit. Falls gewünscht, fließen Daten ohne Umweg über eine übergeordnete SPS direkt ins MES, zum Beispiel via Modbus TCP.

 

 

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