Hubertus Breier, Vorstand Technik und Innovation bei Lapp, zeigt Trends und Lösungen in der Verbindungstechnik auf. (Quelle: Lapp)
181 Zetabyte oder anschaulicher ausgedrückt die Zahl 181, gefolgt von 21 Nullen – das ist die Prognose für die weltweit generierte digitale Datenmenge im Jahr 2025. Wie kann diese gigantische Datenmenge stabil und schnell übertragen werden? „Kupferleitungen allein können das nicht bewältigen“, sagt H. Breier. Als eine Lösung nennt er: „Licht, genauer gesagt Licht wellenleiter.“ Deshalb sei eine zukunftssichere Kommunikationsinfrastruktur in der Fabrik mit Glasfaserkabeln unver zichtbar. „Stand heute gibt es bereits Realisierungen wie Fibre-to-the-Curb, bei der quasi der Glasfaseranschluss an den Verteilerkasten vor dem Wohnhaus oder der Fabrik gelegt wird. Fibre-to-the-Machine ist der nächste logische Schritt, um auch die stark vernetzten Maschinen in der Fabrik mit ausreichend Datenübertragungsleistung zu vernetzen“, ist der Technologievorstand überzeugt. Lapp verfügt bereits heute über ein breites Angebot an Glasfaserkabeln und Steckverbindern für nahezu jede Branche und Anwendung. Neu im Portfolio sind die feldkonfektionierbaren Epic-Data-FFC-LC-sowie Epic DataFFC-SC-Steckverbinder für GOF-Lichtwellenleiter. „Sie vereinfachen die Herstellung einer steckbaren Glasfaserverbindung und bieten ein hohes Maß an Flexibilität“, so H. Breier.
SPE – ein Aderpaar reicht aus
„Natürlich ist die kupferbasierte Datenübertragung nach wie vor die dominante Lösung in der Industrie“, erklärt H. Breier weiter. Mit SPE (Single Pair Ethernet) ist vor einiger Zeit eine neue, ursprünglich aus dem Automobilbereich kommende Lösung an den Start gegangen, bei der über zwei Adern Strom und Daten übertragen werden können. Lapp ist seit 2019 Mit glied im SPE Industrial Partner Network e. V. Der Zusammen schluss aus verschiedenen Unternehmen ist eine Informa tions- und Austauschplattform zu Single Pair Ethernet (SPE) und möchte der Technologie zum Durchbruch verhelfen. „Ein fach übersetzt geht es um eine Anbindung der Feldebene, zum Beispiel Sensorik oder Aktuatorik, an die Cloud über Ethernet. Bisherige Feldbussysteme sollen damit durch das modernere Protokoll ersetzt werden und den Weg zum Industrial Internet of Things (IIoT) ebnen“, erklärt H. Breier. Lapp hat bereits eige ne SPE-Lösungen im Sortiment. Ein Beispiel ist die Etherline T1 FD, die für den dauerbewegten Einsatz in der Schleppkette konzipiert ist. „Wir haben sie erfolgreich auf über 3 Mio. Biege zyklen getestet“, betont H. Breier.
Speziell für anspruchsvolle Anwendungen in der Prozess industrie wurde Ethernet Advanced Physical Layer (Ethernet APL) entwickelt. Es basiert auf dem gleichen Prinzip wie SPE. „Diese Technik ermöglicht die sichere Datenübertragung bis zur Feldebene in explosionsgefährdeten Umgebungen. Dafür sorgt die Zündschutzart ,Eigensicherheit‘.“ Ethernet-APL über brückt zudem große Distanzen bis zu 1 000 m.
Gleichstromtechnik – Wandlungsverluste vermeiden
Als weiteres Zukunftsthema, bei dem sich Lapp schon recht früh engagiert hat, nennt H. Breier die DC-Technik. Denn: „Die Gleichstromtechnik (DC) wird einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende und zur mehr Nachhaltigkeit leisten“, ist er überzeugt und untermauert: „Experten haben festgestellt, dass die Verwendung von DC-Netzen den Energiever brauch in existierenden Anlagen durch die Vermeidung von Wandlungsstufen deutlich senkt. Auch der Bedarf an Kupfer für die nur drei-/vieradrigen Gleichstromkabel und AC-DC Wandlergeräte wird reduziert. DC-Netze in Fabriken tragen auch zu einer geringeren Peak-Leistung am Versorgungsan schluss in Richtung Netz bei und entlasten hier.“ Lapp verfügt bereits über ein großes Portfolio an Verbindungslösungen für industrielle DC-Netze. Das Unternehmen zählt zu den Gründungsmitgliedern der Open Direct Current Alliance (ODCA). „Dabei handelt es sich um ein Bündnis von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und des ZVEI mit dem Ziel, der DC-Technologie den Weg aus der Forschung in die industrielle Praxis zu ebnen“, erklärt H. Breier. Darüber hinaus vernetzt sich Lapp weltweit mit weiteren DC-Initiativen, zum Beispiel in Österreich, in den Niederlanden und Frankreich sowie in den USA.
„Bei DC gehen wir mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie die ersten Schritte aussehen könnten: Unsere Kooperation mit dem Fraunhofer IPA führte zur Entwicklung eines skalierbaren DC-Netzkonzepts für eine Produktionsstandorterweiterung in Frankreich. Dies steigert die Effizienz und ermöglicht die Integration von PV-Anlagen für nachhaltige Netzkonzepte. Diese wegweisende Konzeptarbeit unterstützt die Transformation der Fabrikstromversorgung in Richtung Gleichstrom und fördert Effizienz und Nachhaltigkeit“, sagt der Innovationsexperte.