
Gruppenbild der Open Industry 4.0 Alliance von der SPS 2019 (Quelle: Beckhoff)
Mit der Initiative von Deutschland und Frankreich zur internationalen Cloud- und Dateninfrastruktur Gaia-X soll in Brüssel eine sichere, vertrauenswürdige Dateninfrastruktur vorangetrieben und damit auch die digitale Souveränität von Europa gefördert werden. Mit der Gründung der Gaia-X Foundation wurde ein weiterer Schritt hin zur europäischen digitalen Infrastruktur getan.
Viele Mitglieder der Alliance arbeiten gleichzeitig in der Foundation in den entsprechenden, thematisch oder technisch orientierten sowie branchenspezifischen Workgroups mit. "Bei der Open Industry 4.0 Alliance kam schon früh der Gedanke auf, dass die Cloudangebote der verschiedenen Maschinenbauer und Automatisierungsanbieter für sich allein die tatsächlichen Bedürfnisse eines Kunden nie ganz abdecken können", heißt es in einer Pressemeldung der Alliance. Zudem würden bei diesen einige Funktionen fehlen, die Anlagenbetreiber benötigen. "All das ist von besonderer Bedeutung für die Open Industry 4.0 Alliance als eine Organisation, welche die Umsetzung einer offenen Lösung aus Sicht des Anwenders vorantreibt. Dementsprechend werden die Verbindung zu allen bestehenden Cloudangeboten sowie die Einbindung in einen Workflow für die Asset-Verwaltung beim Betreiber als Schlüssel zu einem herstellerübergreifenden, offenen, anbieterneutralen Angebot von aufeinander abgestimmten Produkten gesehen", gibt die Alliance weiter an. Die Open Industry 4.0 Alliance zählt inzwischen 60 weltweit agierende Mitglieder.
„Die Gaia-X-Initiative wurde gleichermaßen von Politik, Verwaltung und Industrie im Umfeld der Industrie-4.0-Bewegung ins Leben gerufen. Gaia-X zielt auf einen über industrielle Anwendungen hinausgehenden Data Space ab, in dem sich Industrie mit Verwaltung, Healthcare, Mobilität, Smart Home, Energie, Landwirtschaft und vielen weiteren Anwenderdomänen treffen", sagt Gerd Hoppe, Corporate Management bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG. Beckhoff ist Gründungsmitglied bei beiden Organisationen. Insbesondere für die Marktbeteiligten in den Investitionsgüterindustrien, die Automatisierungstechnologie als Enabler ihrer Produkte verwenden, sei die Nutzung von Cloudtechnologien unter den genannten Prinzipien sehr wünschenswert. "Schließlich formulieren viele Anwender spezielle Anforderungen für die Nutzung der sogenannten Hyperscaler-Clouds. Darüber hinaus wird mancher Nutzer von Cloudtechnologie gegenüber seinem Kundenkreis ebenfalls ein Clouddienst-Anbieter. Insofern ist eine Mitwirkung der entsprechenden Unternehmen – und damit auch der Open Industry 4.0 Alliance – an Gaia-X höchst wünschenswert", erklärt er weiter.
„Der Grundsatz der Alliance lautet: Datensouveränität für alle Beteiligten mit privaten, geteilten und öffentlichen Daten für jeden Anwender und Anbieter in der Supply Chain bis zum finalen Produkt“, sagt Nils Herzberg, Sprecher des Vorstands der Open Industry 4.0 Alliance und Global Head Strategic Partnerships for Digital Supply Chain and Industry 4.0 bei SAP. „Dieser Grundsatz lässt sich deutlich einfacher umsetzen, wenn ein offenes, datensouveränes, föderales Datenökosystem zur Verfügung steht, über das zahlreiche allianzspezifische Aufgaben abgewickelt werden können. Insofern begrüßt und unterstützt die Open Industry 4.0 Alliance die Gaia-X-Initiative und beabsichtigt, ihre Angebote darauf abzustimmen und nach Möglichkeit zu portieren. Wir verstehen uns als die ‚Ärmel-hoch-Allianz‘ und deshalb arbeiten viele von uns unvoreingenommen und neutral daran, dass die Dinge auch wirklich passieren.“
Anwenderdenken als gleiches Prinzip
In einer Pressemeldung verweist die Alliance, dass bereits das Konzept zu Gaia-X im Sinn der Alliance entstand sei. So sei es die Idee, ein Datenökosystem vom Standpunkt eines Datenproduzenten oder Dateneigentümers und -anwenders als souverän über diese Daten zu denken und einen offenen, einheitlichen Zugang zu einem Data Space zu schaffen. "Daraus entwickelte sich der Plan, ein europäisches Datenökosystem mit einer Schicht zu implementieren, die von und zwischen all diesen Infrastrukturanbietern und -nutzern in einer Domäne und über Domänengrenzen hinweg Verwendung finden und den Datenaustausch beflügeln soll. Das übergreifende, zwingende Ziel besteht darin, europäische Werte im Sinne eines ehrbaren Kaufmanns zu vermitteln und nicht den Kunden als Produkt zu verstehen. Ddas Zauberwort heißt ,Trust', ergänzt durch eine föderale Verwaltung von Identität und Zugang sowie klar geregelte Prinzipien für die Speicherung, das Teilen und Verwerten von Daten unter der Kontrolle des Dateneigners (,Data Sovereignty')", heißt es in einer Pressemeldung.
Die Mitglieder der Allianz listen über 155 Produkte und Dienstleistungen auf, die von ihnen in den kommenden Jahren gemäß den Interoperabilitäts-Richtlinien der Open Industry 4.0 Alliance umgestaltet werden sollen.