Industrie 4.0

Industrie 4.0 ermöglicht ein ausgeklügeltes Zusammenspiel: Der Mensch gibt die Richtung vor, die Maschine führt Arbeitsschritte aus (Quelle: Bosch)

Kurzer Rückblick: Auf der Hannover Messe 2011 tauchte erstmals der Begriff Industrie 4.0 in der Öffentlichkeit auf. Geprägt haben ihn im Wesentlichen Henning Kagermann, Wolf-Dieter Lukas und Wolfgang Wahlster. Im Oktober 2012 übergab Acatech die Umsetzungsempfehlungen an die Bundesregierung. Am 14. April 2013 gab der Arbeitskreis Industrie 4.0 auf der Hannover Messe den Abschlussbericht mit dem Titel „Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ weiter. Der Arbeitskreis stand unter dem Vorsitz von Siegfried Dais (Robert Bosch GmbH) und Henning Kagermann (Acatech).

Große Ziele – gestern, heute, morgen

Als Mitstreiter der ersten Stunde stellte Bosch zur diesjährigen digitalen Hannover Messe seine bisherigen Erfolge heraus. Das Unternehmen verweist darauf, seit 2011 mehr als 4 Mrd. € Umsatz mit Industrie 4.0 erzielt zu haben. Allein für 2020 werden über 700 Mio. € ausgewiesen. „Wir haben das Industrie-4.0-Potenzial früh erkannt und sind Vorreiter. Wir ernten jetzt, was wir gesät haben“, kommentierte Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, zuständig für die Industrietechnik, die Umsätze. „Jetzt gilt es, einen Zahn zuzulegen: Wir müssen Industrie 4.0 in die Fläche bringen.“ Zudem verweist er darauf: „Industrie 4.0 ist kein Selbstzweck, sondern erhält die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne Digitalisierung wird es künftig nicht mehr gehen.“ Anhand von Zahlen belegt er den Mehrwert: Vernetzte Lösungen steigern die Produktivität um bis zu 25 %; die Maschinenverfügbarkeit lässt sich um bis zu 15 % erhöhen, während Wartungskosten um bis zu 25 % sinken.

Vor zehn Jahren ist Bosch mit dem Ziel der vernetzten Produktion, die sich selbstständig optimiert und individualisierte Produkte wirtschaftlich in Kleinstserien bis hin zur Losgröße 1 fertigt, angetreten. Nach eigenen Angaben sind in den Bosch-Werken mittlerweile 120 000 Maschinen und mehr als 250 000 Endgeräte, wie integrierte Kameras oder Roboter, vernetzt. Rund 22 000 Maschinensteuerungen sind über die Industrie-4.0-Software Nexeed von Bosch Connected Industry angebunden. Die 2018 gegründete Geschäftseinheit hat mittlerweile über die Hälfte der Bosch-Werke und mehr als 2 000 Fertigungslinien mit Software ausgestattet. Darüber hinaus setzen laut Bosch rund 100 internationale Kunden auf Nexeed, darunter BMW, Sick und Trumpf. Hard- und Software wachsen immer stärker zusammen. Mit ctrlX Automation hat Bosch Rexroth auf der Hannover Messe seine offene, 5G-fähige Steuerungstechnik gezeigt, die auf App-Technologie und Web-Engineering basiert und Co-Creation ermöglicht. Das Prinzip: Anwender können Apps von Bosch Rexroth und Drittanbietern nutzen oder Applikationen selbst entwickeln und innerhalb eines Ökosystems mit anderen Unternehmen teilen. „Indem wir Entwicklungen partizipativ gestalten, sorgen wir für Netzwerkeffekte: Wir verleihen Ideen Flügel“, so R. Najork.

In einer eigenen Fertigungsplattform bündelt das Unternehmen intelligente Software zur Produktionssteuerung, -überwachung und Logistikplanung. Damit verbunden ist eine größere Datenbasis, die beispielsweise KI-Analysen zur Fehlererkennung vereinfacht und verbessert. Der Roll-out der neuen Bosch Manufacturing und Logistics Platform ist für Ende 2021 geplant. „Wir bieten unseren rund 240 Werken einen standardisierten ‚Industrie-4.0-Werkzeugkasten‘, der sich individuell erweitern und einsetzen lässt“, erklärt R. Najork. In den nächsten fünf Jahren will Bosch so knapp 1 Mrd. € einsparen. Dem steht ein Investment von rund 400 Mio. € gegenüber. Mit Blick in die Zukunft sagte R. Najork: „Unser Fokus liegt darauf, die Leistungsfähigkeit verschiedener Technologien zu nutzen und zu kombinieren. Bei Bosch wandeln wir uns zum AIoT-Unternehmen: Wir bringen Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge zusammen.“

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