Beispiele von Digitalisierungsprojekten

R2000-Lidar-Scanner

Der R2000-Lidar-Scanner im Bereich der Kommissionierung bei Pepperl+Fuchs (Quelle: Pepperl+Fuchs)

PGV-Spurführung

PGV-Spurführung für die werksinterne Logistik bei Pepperl+Fuchs (Quelle: Pepperl+Fuchs)

Pepperl+Fuchs hat sich von Beginn an aktiv nicht nur bei der Plattform Industrie 4.0, in der OI4 oder der IDTA eingebracht, sondern auch früh interne und externe Digitalisierungsprojekte auf den Ebenen Shop- und Officefloor im eigenen Haus sowie mit Kunden vorangetrieben. Einige Beispiele:

Von Beginn an war offensichtlich, dass eine erfolgreiche Durchführung von Digitalisierungsprojekten eine größere digitale Kompetenz aller Mitarbeiter erfordert. Auf Grundlage der firmeneigenen Digitalisierungsstrategie „Pepperl+Fuchs Digitale Agenda“ wurde ab 2017 ein eigenes „Digitales Curriculum“ mit mehr als 160 h interaktiven Lerninhalten aufgebaut. Dieses haben mittlerweile mehr als 3 000 Mitarbeitende der Pepperl+Fuchs-Gruppe absolviert. Als Basis dient die digitale Lernplattform „University4Industry“.

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts berücksichtigen alle Innovationsprojekte der Sensorik bei Pepperl+Fuchs die hauseigene Spezifikation Sensorik 4.0 zur industriellen Kommunikation. Dadurch sind sie einfach in offene Industrie- 4.0-Netze integrierbar. Jede neue sensorische Bauform oder jedes neue sensorische Grundprinzip wird immer auch mit einer digitalen Kommunikation und der dazugehörigen Verwaltungsschale ausgestattet. Damit wird der übergreifenden Rolle des Themas „Konnektivität“ entsprochen.

Generell unterstützt Pepperl+Fuchs aktiv und zum Teil in leitender technischer Rolle die wichtigen industriellen Kommunikationsstandards und stellt dem Markt kontinuierlich zahlreiche Innovationen bereit. Ein Beispiel für eine Innovation mit AS-Interface ist das Motormodul G20 für die Lager- und Fördertechnik. Es bildet die komplette Steuerungslogik mit Eingängen für Sensoren sowie Motorüberwachung und Ausgängen für zwei DC-Motoren für Rollenförderer in einem Miniaturgehäuse ab. Die Montage ist ohne Werkzeug möglich und erfolgt mittels Rastverschluss direkt auf den AS-i-Flachleitungen. Gegenüber herkömmlichen Systemen wird die Installation vereinfacht und komplette Segmente von Förderstrecken können unabhängig voneinander vormontiert, getestet und ausgeliefert werden. Darüber hinaus unterstützen die IOLink- Master-Baugruppen ICE2 und ICE3 mit der „MultiLink“- Technologie mehrere für Automation und IT wichtige Kommunikationsstandards gleichzeitig. Sie integrieren bis zu acht IO-Link-Geräte in Profinet- oder Ethernet/IP-Strukturen. Parallel dazu ermöglichen sie Zugriffe auf die IO-Link-Geräte über OPC UA oder MQTT. Für eine flexible Montage sind die Baugruppen als IP20- und IP67-Ausführung erhältlich.

Auch die internen Geschäftsprozesse werden fortlaufend analysiert und Zug-um-Zug digitalisiert. So hat Pepperl+Fuchs in einem Projekt seit 2016 das globale Angebotswesen zunächst harmonisiert, dann nach Lean-Management-Methoden optimiert und anschließend auf einer digitalen Plattform implementiert. Die mit KI-Algorithmen unterlegte Software erlaubt überall auf der Welt eine einfache, koordinierte Angebotserstellung, zum Beispiel auf einem handelsüblichen Tablet.

Häufig erkennen Kunden beim Einsatz von digitalen Komponenten aus dem Haus Pepperl+Fuchs Potenziale für neue, digitale Geschäftsmodelle, ohne diese von Beginn an exakt spezifizieren zu können. 2016 wurde deshalb das Corporate- Start-Up Neoception gegründet. Inzwischen ist es der zentrale Ansprechpartner für die Digitalisierung von Produkten und Geschäftsprozessen innerhalb der Pepperl+Fuchs-Gruppe. Hinter dem Angebot „We build your IoT device!“ finden Kunden aus diversen Branchen Unterstützung von der Entwicklung einer Idee, über die Verifikation des Business-Cases bis hin zur Umsetzung der Gesamtlösung im Produkt – alles aus einer Hand. Das umfangreiche Portfolio an vorentwickelten Softwaremodulen und Hardware-Blueprints sowie das reibungslose Zusammenspiel mit Pepperl+Fuchs-Produkten reduziert die Kosten und das Risiko bei der Umsetzung komplexer Projekte.

Seit 2020 bietet Neoception auch spezielle, maßgeschneiderte Lösungen für die Intralogistik der fertigenden Industrie an, beispielsweise um Materialmengen in der Produktion oder Wiederbeschaffungszeiten zu reduzieren und die produktive Zeit der Produktionsmitarbeiter zu erhöhen.

Alle Neoception-Lösungen sind in der Pepperl+Fuchs-Produktion erprobt. Mit individuellen Erweiterungen und Anpassungen an die Anforderungen beim Anwender kann das volle Potenzial der Digitalisierung auch bei historisch gewachsener Systemlandschaft gehoben werden.

Ausblick

Der Fortschritt der Digitalisierung des Shopfloors ist oft größer als von außen erkennbar. Dahingegen überfordern auf dem Officefloor häufig noch immer die Erwartungen die technischen, aber mehr noch die organisatorischen Möglichkeiten der Industrieunternehmen. Insofern kehrt in der Industrie ein zunehmender Digitalisierungsrealismus ein, der – neben der technischen Faszination – vor allem die Nutzenargumentation in den Vordergrund stellt. In einigen Branchen wie der Intralogistik hat dieser neue Realismus zu erheblichen Digitalisierungsinvestitionen und Innovationen geführt. Dadurch rücken hier bereits neue Herausforderungen wie die Qualität der Stammdaten in den Vordergrund.

Auch wenn die Geschwindigkeit mancherorts bemängelt wird: Die Digitalisierung der Industrie ist in vollem Gang und es werden noch viele Jahre folgen, in denen die Industrie mit digitalen Innovationen sowie Investitionen neuen Nutzen generiert und die Erfolgsgeschichte Digitalisierung weiter fortschreibt.

Literatur

  1. H. Kagermann et. al., Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0, Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0, Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V., 2013
  2. M. Hankel et. al., Das Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (Rami 4.0), ZVEI, 2015
  3. M. Hoffmeister, Die Industrie 4.0-Komponente, ZVEI, 2015
  4. M. Bayer et. al, Die Produktion der Zukunft | Digitale Fabriken erfolgreich realisieren, Roland Berger, 2021
  5. Open Industry 4.0 Alliance, Technical Solution Design, White Paper, 2019
Dr. Gunther Kegel, Dr. Jörg Nagel, Benedikt Rauscher
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