Abbildung zum Thema Industrie 4.0

(Quelle: fotolia.com / ake1150)

„Die Hannover Messe beweist auch dieses Jahr wieder, dass Innovationen der größten Hebel sind, um das Ziel einer klimaneutralen Industriegesellschaft zu realisieren“, betonte der ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel auf der Eröffnungspressekonferenz am 30. Mai auf der Hannover Messe. Als Beispiele, welche Effekte CO2-reduzierende Technologien erzielen können, verwies er auf zwei Technologien, die der ZVEI in Halle 11 zeigt. 

„Der ZVEI-Show-Case PCF@Schaltschrank verdeutlicht eindrucksvoll, wie Produktinnovationen herstellerübergreifend und gemeinsam umgesetzt werden“, so der ZVEI-Präsident. Der Demonstrator berechnet den CO2-Fußabdruck (Product Carbon Footprint) eines Schaltschranks inklusive aller verbauten Einzelkomponenten unterschiedlicher Hersteller. Möglich wird dies laut den VDMA durch die Verknüpfung der OT- und IT-Ebene via Verwaltungsschale, wodurch die Daten firmenübergreifend ausgetauscht werden können. „Diese praktische Anwendung von Industrie 4.0 veranschaulicht erstmals, wie viel CO2 bei der Erstellung einer industriellen Schlüsseltechnologie anfällt“, so Dr. G. Kegel. “Diese Transparenz wird helfen, den CO2-Abdruck künftig weiter zu verringern.“

Als zweites Beispiel nannte er das Forschungsprojekt DC-Industrie, das der Verband mit Partnern präsentiert. Gleichstrom liefert laut dem Verband mehrere Vorteile für ein modernes, intelligentes industrielles Stromnetz: zum einen die effiziente Integration von erneuerbaren Energien bei gleichzeitig höherer Energieeffizienz, zum anderen einen deutlich geringeren Ressourcenverbrauch. „Energieeinsparungen von bis zu 10 % und sogar rund 50 % Kupfereinsparung bei den Leitungen lassen sich damit erreichen“, verdeutlichte Dr. G. Kegel.

All Electric Society im Fokus

Auf der Hannover Messe stellt der ZVEI auch sein Zielbild einer All Electric Society vor. In ihr stehen Elektrifizierung, Digitalisierung und die Kopplung aller klimarelevanten Sektoren wie Wärme, Verkehr und Gebäude im Zentrum. "Erneuerbarer Strom, dezentral erzeugt, ist der wichtigste Energieträger", gibt der Verband an. Dr. G. Kegel: „Um die ambitionierten Klimaziele in Deutschland und Europa zu erreichen, müssen alle Sektoren unterstützen. Die Industrie, das zeigt diese Hannover Messe, will und kann ihren Beitrag leisten.“ 

Wichtig seien aus Sicht der Elektro- und Digitalindustrie neben einem klaren politischen Fahrplan und Maßnahmenpaket vor allem Investitionen in Schlüsseltechnologien. "Leistungshalbleiter beispielsweise sind für das Gelingen einer grünen und digitalen Transformation essenziell. Für den Ausbau der Elektromobilität und die Einspeisung von Wind- und Sonnenergie ins Energienetz sind sie unverzichtbar", so der Verband. 

„Es ist richtig, dass Europa bei Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik mehr technologische Souveränität erreichen will“, bemerkte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Er forderte, dass die von der Bundesregierung geplanten Finanzierungen für das europäische Förderprojekt IPCEI Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien jetzt schnell für die Maßnahmen in Deutschland zur Verfügung gestellt werden müssten. W. Weber: „Mit den zugesagten Fördermitteln kann Europa jetzt ein Mikroelektronik-Ökosystem aufbauen, das die Versorgung mit Chips aller Strukturgrößen deutlich besser gewährleistet.“ Dies sei gerade noch rechtzeitig, angesichts der hohen staatlichen Unterstützungsleistungen, mit denen Mikroelektronikunternehmen in Asien und den USA gefördert werden.

Ausblick auf 2022

Obwohl der Druck auf die Lieferketten durch den Angriffskrieg Russlands und die Schließung des Hafens in Schanghai nochmals zugenommen hat, hält der ZVEI an seiner Prognose vom Jahresanfang fest und erwartet für 2022 ein Produktionsplus von 4 %. Dr. G. Kegel: „Sowohl die hohe Kapazitätsauslastung als auch die sehr gute Auftragsreichweite von fast sechs Monaten und vor allem die fundamentalen Notwendigkeiten der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung stimmen uns zuversichtlich, dass die Branche auch in diesem schwierigen Jahr weiter zulegen wird.“

2021 betrug der Umsatz der Elektro- und Digitalindustrie rund 200 Mrd. €. Die Branche beschäftigt rund 879.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Inland. 

ZVEI (ih)

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