Ein neuer digitaler Service von ABB ermöglicht es Industrieunternehmen, in ihren Anlagen die motorbetriebenen Systeme mit dem größten Energieeinsparpotenzial zu identifizieren und so die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu verbessern (Quelle: ABB)

„Die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind nicht neu, sondern treiben uns seit Jahrzehnten um“, sagt Dr. ­Volker ­Lindenau, Leiter des Geschäftsbereichs Antriebstechnik bei ABB Deutschland. Als wesentliche Treiber der vergangenen Jahre nennt er das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und den Klimawandel. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs sei nun noch ein weiterer Faktor hinzugekommen, weshalb er für das Thema Energieeffizienz bilanziert: „Wir sind jetzt nicht mehr beim Kann, sondern beim Muss angelangt!“

Studie zeigt Motivation auf

Im Rahmen der Energieeffizienz-Initiative, einer von ABB Motion ins Leben gerufenen Multi-Stakeholder-Initiative, wurde im Februar 2022 eine Studie zum Thema durchgeführt. Sie zeigt, dass die deutsche Industrie in den nächsten Jahren verstärkt in Energieeffizienz investieren will, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Für die von Sapio Research durchgeführte globale Studie wurden 2.294 Unternehmen mit unter 100 bis 5.000 oder mehr Mitarbeitenden in 13 Ländern befragt. Aus Deutschland haben 302 Unternehmen (13 %) an der Befragung teilgenommen. „Wichtig zu erwähnen ist, dass die Umfrage bereits vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs stattgefunden hat. Wäre sie zum aktuellen Zeitpunkt durchgeführt worden, wären die Aussagen sicherlich noch offensiver gewesen“, stellt Dr. V.  Lindenau vorab heraus. 
Die positive Nachricht zuerst: 98 % der Befragten gaben an, bereits in eine effizientere Energienutzung zu investieren oder entsprechende Investitionen zu planen. 31 % wollen noch in diesem Jahr Verbesserungen bei der Energieeffizienz vornehmen, weitere 62 % sehen dies für die nächsten zwei bis drei Jahre vor. 46 % dieser Unternehmen geben an, dass die Produktion der vorrangige Investitionsbereich ist. 

Als Gründe, in Energieeffizienz investieren zu wollen, gaben 58 % der befragten deutschen Unternehmen an, dass Kosteneinsparungen der wesentliche Grund für sie sind. Danach folgen das Engagement im Bereich Nachhaltigkeit (51 %) und eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit (46 %). Durchschnittlich 21 % der jähr­lichen Betriebskosten entfallen laut der Befragung auf den Energieverbrauch.

Dem stehen 56 % der befragten deutschen Unternehmen gegenüber, die die Kosten als größte Hürde für die Verbesserung der Energieeffizienz nennen; 42 % betrachten die Ausfallzeiten als Hindernis. 32 % gaben an, die Technologien nicht zu verstehen, die zur Steigerung der Energieeffizienz führen können.

Ein wichtiges Ziel ist Klimaneutralität der Betriebe: Rund die Hälfte (51 %) plant, innerhalb von fünf Jahren klimaneutral zu sein, während 2 % dies ihrer Aussage nach bereits erreicht ­haben. Nur 1 % der Teilnehmer hat in dieser Hinsicht keinerlei Ambitionen. 

Verbesserung der Energieeffizienz als Gebot der Stunde

„Die Verbesserung der Energieeffi­zienz ist eine entscheidende Säule zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit“, betont Dr. V.  Lindenau. Dabei sieht sein Unternehmen vor allem im Bereich der Elektromotoren große Potenziale. „Elektrische Antriebstechnik ist ein sehr wichtiger Hebel: 45 % der weltweit verbrauchten Energie entfallen auf Elektromotoren. Würde man die im industriellen Umfeld installierte Basis an Elektromotoren upgraden – also durch hoch effi­ziente Motoren ersetzen oder frequenzgeregelt betreiben – ließe sich der globale Stromverbrauch um bis zu 10 % reduzieren“, verdeutlicht der Experte. Weiter argumentiert er: „Weltweit sind nur 23 % der eingesetzten Motoren frequenzgeregelt betrieben. Man schätzt: Ca. 50 % aller Industriemotoren würden von einer solchen Regelung profitieren, weil sie von der Applikation her nicht unbe­­-dingt in Volllast betrieben werden müssten.“ Nach ABB-Angaben sind in der Industrie weltweit rund 300 Mio. motorbetriebene Systeme im Einsatz.

Auch wirtschaftlich gesehen ist der Stromverbrauch laut ABB der große Kostentreiber im gesamten Lebenszyklus eines ­Motors: Er macht rund 96 % der Gesamtkosten aus. „Der Kaufpreis liegt hingegen nur bei circa 2,5 %“, wie Dr. V. Lindenau anführt. 

Neben dem Einsatz von effizienten Elektromotoren und Frequenzumrichtern als die wichtigsten Stellschrauben für mehr Energieeffizienz in der Indus­trie sollten aus Sicht von ABB die Überdimensionierung der Produkte sowie das Vorhalten überschüssiger Systemreserven angegangen werden. Neben optimalen Motoren und Frequenzumrichtern bietet das Unternehmen auch intelligente Tools, zum Beispiel den ABB Optimizer oder den EnergySave Calculator, an. Sie unterstützen Kunden dabei, den passenden Motor oder Umrichter zu finden und zeigen die Einsparungen beim Energieverbrauch und den Kosten auf.

„All das sind heute bereits verfügbare Technologien, die sofort einsatzbereit sind“, nennt Dr. V. Lindenau als positiven Aspekt in der aktuellen Energiediskussion. Dabei ist er der Meinung, dass der Markt nun aufgrund der gestiegenen Energiepreise das Thema weiter anfeuern wird. Als weitere gute Nachricht gibt er an: „Eine einfache Rechnung zeigt, dass Investitionen in die genannten Technologien sich in ein bis zwei Jahren amortisiert haben.“
 

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