Eigene Metaversability bestimmen

Das Metaverse ist eine Wette auf die Zukunft. Der Erfolg und der tatsächlich erreichbare Nutzen durch das Metaverse hängen stark vom Geschäftsfeld und der jeweiligen Unternehmens-DNA ab. Um unternehmensspezifische Handlungsfelder abzuleiten, sollte die Metaversability eines Unternehmens individuell bestimmt werden. Die Bewertung, wie gut das eigene Unternehmen auf das Metaverse vorbereitet ist, schafft dabei nicht nur Transparenz für die konkret vorliegenden Potenziale des Metaverse, sondern darüber hinaus auch Transparenz für die dabei impliziten Potenziale der digitalen Transformation. Folgende Fragen bieten dabei eine gute Unterstützung. 

  • Welche Möglichkeiten des Industrial Metaverse können für das eigene Geschäftsmodell genutzt werden?
  • Gibt es bereits Wettbewerber, die im Metaverse aktiv sind und was bedeutet das für das eigene Geschäft?
  • Wie ist der Reifegrad Metaverse-relevanter Technologien, wie Augmented Reality, Mixed Reality und Virtual Reality, im eigenen Unternehmen?
  • Ist bereits ein digitaler Zwilling vorhanden, auf dessen Basis man die Potenziale des Industrial Metaverse für Effizienzen und Optimierungen, Mitarbeiter und Kunden bewerten kann?
  • Wie hoch ist der Digitalisierungsgrad im Service und welche könnten im Metaverse genutzt werden?
  • Welches Ziel wird mit dem Metaverse verfolgt und welchen Nutzen hat das eigene Unternehmen davon?

Roadmap to Metaversability

Für Unternehmen, die sich für einen Einstieg ins Metaverse entscheiden, dabei aber im ersten Schritt das Risiko und den Aufwand minimieren möchten, wird ein zweistufiges Vorgehen empfohlen:

1. Unternehmensspezifische Szenarien diskutieren und bewerten

Im Wesentlichen existieren aktuell vier Use Cases für die Nutzung des Industrial Metaverse, die unternehmensspezifisch auf die strategische Passung sowie den Portfolio-/Dienstleitungs-Fit geprüft werden sollten:

  • Kollaborationen: Wie kann die unternehmensinterne bzw. -externe Zusammenarbeit durch die Nutzung von zum Beispiel Mixed Reality verbessert werden? Mögliche Anwendungsfälle sind beispielsweise die virtuelle Einbindung von Experten vor Ort via VR-Brille in Reklamations- bzw. Servicefällen. Der remote zugeschaltete Experte könnte im Metaverse den Mitarbeitern vor Ort anhand einer 3D-Simulation anleiten.
  • Schulungen: Wie kann die Schulungsqualität durch zum Beispiel Virtual Reality optimiert werden? Ein mögliches Szenario ist das Anlernen von Montageschritten oder Arbeitsabläufen neuer Mitarbeiter in realitätsnahen bzw. immersiven Simulationen. Hierzu werden bereits erste haptische Feedback-Mechanismen eingesetzt
  • Wissensdatenbank: Wie kann eine unternehmensweite Wissensdatenbank aufgebaut und der Nutzungsgrad mithilfe von Augmented Reality erhöht werden? Das Metaverse ermöglicht ein animierendes Darstellen von Wissen in Form von Videos oder 3D-Simulationen unter anderem von technischen Zeichnungen sowie das explosionsartige Auseinander-Zoomen der Komponenten. Denkbar ist auch das Abfotografieren eines Gegenstands sowie das automatische Auflisten aller verwandten Dokumente.
  • Digitaler Zwilling: Wie können Prozesse oder Produkte mit Mixed Reality verbessert werden? Digitale Zwillinge ermöglichen die virtuelle Darstellung einer realen Entität, wie Wertschöpfungsketten, Produktionsabläufe oder Produkte. Produktionsmitarbeiter können so beispielsweise Prozessschritte virtuell simulieren und testen bevor sie Veränderungen in der physikalischen Produktion vornehmen. 

2 . Erfahrungen zuerst mit den eigenen Mitarbeitern sammeln

Der Umgang mit dem Metaverse erfordert ein neues Mindset im Umgang und der Kommunikation mit Kunden. Um ohne Reputationsverlust die Mitarbeiter für das Metaverse zu begeistern und gemeinsam relevante Erfahrungen im geschlossenen System zu sammeln, empfiehlt es sich, zuerst mit einer unternehmensinternen, virtuellen Welt zu starten. Hierfür sind günstige Standard-Softwarelösungen am Markt verfügbar, um die Investitionen überschaubar zu halten. Ziel sollte es sein, im ersten Schritt unternehmensintern den Nutzen für sich und die Kunden zu identifizieren. Denn am Ende bleibt aus unternehmerischer Sicht immer die Frage: Welche Möglichkeiten der Monetarisierung bieten Metasphären tatsächlich?

Siemens und Nvidia

Die als Digital Native Factory bezeichnete Anlage in Nanjing wurde von Beginn an mithilfe eines digitalen Zwillings geplant und wird damit heute optimiert. Im laufenden Betrieb werden so heute kontinuierlich neue Layouts und Optionen simuliert und optimiert. Nach eigenen Angaben konnte Siemens die Produktionskapazität um 200 % und die Produktivität um 20 % steigern.

Simon Moser, Korbinian Richter
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