Mit Automatisierung und Digitalisierung zu Klimaneutralität

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Experten schätzen, dass im Jahr 2050 rund zehn bis elf Milliarden Menschen die Erde bevölkern werden. Doch inwieweit ist es beim Blick auf die aktuellen Herausforderungen überhaupt möglich, für sie Wohlstand und Lebensqualität bereitzustellen? „Jedenfalls nicht durch den Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen“, sagt Dr. G. Kegel und erläutert: „Für die Mehrheit der Menschen, die in wirtschaftlichen Entwicklungsräumen, wie Indien, Afrika oder China, leben, ist das Narrativ des Verzichts keine zukunftsfähige Vision. Diese Menschen wollen alle erst einmal den Wohlstand westlicher Länder erreichen.“ Zudem verweist er darauf, dass Verzicht auch immer nachlassende Bruttowertschöpfung und somit nachlassende Sozialprodukte bedeute. Die Kosten des Umbaus von Gesellschaft und Wirtschaft könnten aber nur durch wachsenden Wohlstand, also wachsende Wirtschaftsleistung bezahlt werden. „Die Lösung kann deshalb nur lauten: Durch Innovation Wachstum und Wohlstand in einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft sichern“, ist Dr. G. Kegel überzeugt.

Die Mobilitäts-Challenge

Am Beispiel der Elektromobilität zeigt er den Weg auf. Dabei geht Dr. G. Kegel von der Annahme aus, dass die 10 Mrd. Menschen im Jahr 2050 individuell ebenso so mobil sein wollen, wie es die heutige Gesellschaft in den Industrieländern ist. Das würde gut 5 Mrd. Fahrzeuge weltweit bedeuten – im Vergleich zu heute ca. 1,3 Mrd. „Diese Fahrzeuge müssen dann zu annähernd 100 % aus recyceltem Material bestehen und ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen tanken. Dabei hat der Elektromotor einen zweieinhalb Mal besseren Wirkungsgrad als ein Verbrennungsmotor – dadurch wird die Energieeffizienz der Mobilität drastisch erhöht. Und genau das ist die Aufgabe auch für alle anderen Sektoren: Industrie, Gebäude, Landwirtschaft, Handel und Dienstleistungen etc. – Elektrifizierung und Energieeffizienz sind die Hebel der ,All-Electric-Society‘“, verdeutlicht Dr. G. Kegel.

Die gute Nachricht: Es gibt bereits eine Vielzahl an technischen Möglichkeiten, die uns der Klimaneutralität näher bringen können. Und ebenso groß ist die Bandbreite an Applikationsfeldern, wie Dr. G. Kegel ausführt: „Nehmen wir die deutsche Fahrzeugflotte mit Verbrennungsmotor: Sie verbrauchte 2019 allein in Deutschland etwa 500 TWh fossiler Brennstoffe. Die gleiche Fahrleistung hätte auch mit nur 220 TWh Strom erreicht werden können. Oder blicken wir auf ein Gebäude: Hier hat eine Luftwärmepumpe einen fünfmal höheren Wirkungsgrad. In Zahlen: 500 TWh verbranntes Gas könnten durch 100 TWh Strom ersetzt werden.“

Ähnliche Potenziale schlummern in der Industrie: In der Fertigungsindustrie werden 40 % der Energie in Elektromotoren, Maschinen, Förderbändern etc. verbraucht. „Würde man alle installierten Motoren durch neueste, energieeffiziente Servoantriebe austauschen und in intelligente Automatisierungslösungen einbetten, ließen sich mehr als 80 % des Energieverbrauchs der Motoren einsparen. Auf die Fertigungsindustrie bezogen wären das immer noch 32 % Einsparung“, rechnet der Experte vor. Als weiteres Beispiel nennt er eine herkömmliche Förderstrecke, auf der sich wenige Fördergüter bewegen und trotzdem das gesamte, gegebenenfalls Hunderte Meter lange Förderband bewegt wird. „Teilt man die Strecke in kleine autonome Abschnitte, bewegen sich nur die Teile, die gerade auch ein Fördergut zu transportieren haben. Auf diese Weise sind Energieeinsparungen von bis zu 90 % möglich. Um die kleinen Förderabschnitte zu synchronisieren und Transportgut zu identifizieren, setzen Fördertechnikhersteller bereits heute unter anderem unsere RFID- und AS-Interface-Systemlösungen ein“, nennt Dr. G. Kegel ein Beispiel aus dem eigenen Sortiment. Er stellt heraus, dass die hauseigenen Innovationen schon heute Teil nachhaltiger, energiesparender Lösungen in allen Bereichen der Industrie seien. Dabei würden die Pepperl+Fuchs-Produkte selbst nur einen verschwindend kleinen Anteil am Energieverbrauch ausmachen. „Wir reden bei unseren Sensoren und Trennbausteinen über 24 V und einige Milliampere“, gibt er an und verdeutlicht: „Das Design leistungsarmer Elektronik liegt quasi in unserer DNA. Wir tragen schon immer sehr wenig zum Problem, aber sehr viel zur Lösung bei.“

Als Herausforderung nennt er, bei Kunden neue Maschinen und Anlagen zu automatisieren, die zum einen elektrisch sowie digital und zum anderen energieeffizient sind. „Unseren Anwendern, sei es der Chemie-, Metall-, Lebensmittel-, Intralogistik- oder Automobilindustrie, die passenden Produkte für deren Elektrifizierung und Energieeffizienz zu liefern, ist der größte und direkte Hebel, den wir haben.“

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