Digitalisierung in der Umsetzung

Porträt von Nadine Rahman, Geschäftsführerin der IFM Solutions GmbH

Nadine Rahman, Geschäftsführerin von IFM Solutions, informiert im Doppelinterview über die Details der Zusammenarbeit mit der Software AG (Quelle: IFM)

Die genannten Prozentzahlen lassen große Potenziale für Digitalisierungsprojekte vermuten. Doch wie weit ist der deutsche Maschinenbau im digitalen Transformationsprozess bislang­ ­vorangeschritten? „Der deutsche Mittelstand spürt immer stärker, dass heutige Verkaufsanbahnungen nicht mehr nur über Produkte und ihre Eigenschaften erfolgen können“, sagt ­T. ­Alberti. Er erinnert an viele Firmengründungen in den 1950er- bis 1970er-Jahren, wo für Unternehmenslenker die Entwicklung „weltbester“ Produkte im Vordergrund stand. Aufgrund des ­immer stärker werdenden globalen Wettbewerbs finden seit einigen Jahren Verschiebungen statt. „Der deutsche Mittelstand ist bei den Themen Software, Customer Experience und ­Integration seiner Produkte in eine Landschaft, die den Kunden mehr Services bietet, gefordert. Nur dadurch wird es ihm möglich sein, seinen Status quo zu halten“, ist T. Alberti überzeugt. Als weiteren aktuellen Punkt nennt er den Generationswechsel, durch den frischer Wind in die Unternehmen käme. Er verweist aber auch auf die Herausforderungen, die es in der Produktion durch das Ausscheiden von langjährigen, erfahrenen Mitarbeitenden geben wird. „Gehen sie in Rente, geht auch ihr Wissen um den Produktionsprozess verloren. Aber auch dieser Wissensverlust lässt sich mithilfe der Digitalisierung abwenden. Stichworte hier sind technisch basiertes Condition Monitoring oder dokumentiertes Know-how, das jederman zur Verfügung gestellt wird“, erklärt er. 

Inwieweit ist sich der deutsche Mittelstand all dieser Aspekte bewusst und investiert entsprechend in das Thema Digitalisierung? T. Alberti: „Der Markt ist gemischt: Einige Unternehmen haben die Chance erkannt und investieren bereits in ein klar ausgerichtetes Digitalisierungskonzept. In vielen anderen gibt es zwar die Headline Digitalisierung, allerdings hapert es an der Umsetzung.“ Er verweist auf eine eigene globale Umfrage unter IT-Executives, die danach gefragt wurden, wo sie ihre Investi­tionsschwerpunkte legen. „Diese zeigt eine große Diskepanz zwischen den einzelnen Ländern auf: In Deutschland liegt der Investitionsfokus auf Daten und Prozessen – im Wesentlichen internen Prozessen. Dagegen investieren Länder, wie Großbritannien und USA, deutlich mehr in die Customer Experience.“

Auch N. Rahman nimmt sowohl den Bereitschaftswillen als auch den Umsetzungsstand der Digitalisierung im deutschen Mittelstand als geteilt wahr. Als positives Beispiel nennt sie Thyssenkrupp Elevator, die schon früh angefangen hätten, ihre Software zukunftsorientiert in die Hardware zu verbauen, ohne diese direkt zu aktivieren. „Bereits vor Jahren hat das Unternehmen Digitalisierungsboxen in seine Aufzüge integriert, die bei Bedarf aktiviert werden können. Dadurch eröffnen sich später neue Servicemodelle“, erklärt sie.

Bezüglich des Vorgehens bei der eigenen Digitalisierungsstrategie verweist N. Rahman noch einmal auf die große Bedeutung von Interoperabilität und einfacher Umsetzbarkeit. „Interoperabilität – also neue Themen mit der alten Welt im Sinne von OEM und Endkunde zu vereinen – hat für uns oberste Priorität. Zudem ist Simplicity für die Akzeptanz von großer Bedeutung. Dadurch können Kunden auch im Self-Service-Ansatz Digitalisierungslösungen aktivieren, sodass die Technologie schnell geschäftsrelevant wird und Nutzen daraus entsteht“, gibt sie an. Mit Blick auf das eigene Unternehmen führt sie weiter aus: „Sensordaten zu erheben, ist unser angestammtes Geschäft. Nun gilt es, diese zu aggregieren und mit Kontext zu versehen. Diesen Anspruch setzen wir zum einen in unseren Produkten um, indem wir In­telligenz auf Sensor- und Master-Ebene – und jüngst auch auf Edge-Ebene – inte­grieren. Diese Intelligenz ermöglicht es, die Daten zu Informationen zu transformieren, sodass sie von übergeordneten Systemen interpretierbar sind.“ Als einfachste ­Lösung in diesem Zusammenhang nennt sie IO-Key. Neu und mit mehr Funktionsumfang versehen gibt es nun noch ein Edge-Gateway. Dieses wurde für eine optimale Anbindung mit verschiedenen Cloudschnittstellen ausgestattet. „Auch bei diesem kommt unsere Partnerschaft mit der Software AG zum Tragen, sodass wir eine optimale Ende-zu-Ende-Lösung anbieten können. Das heißt, wir verbinden unsere Produkte mit Lösungen der Software AG – ein Beispiel ist die Integration API Platform Webmethods“, sagt N. Rahman. Mit den Webmethods-Produkten können Unternehmen einfach Systeme, Partner, Daten, Geräte und SaaS-Anwendungen integrieren. Dabei ermöglicht die Plattform die Entwicklung agiler Anwendungen, API-Management, Geschäftsprozess-Management, Integration sowie die Analyse des operativen Betriebs.  
 

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