Interview mit Dr.-Ing. Oliver Vietze

Die Sensoren der OX-Serie

Die Sensoren der OX-Serie sind in einem kompakten Gehäuse ausgeführt. Mess- und Positionieraufgaben lassen sich mit einem Webinterface einfach parametrieren (Quelle: Baumer)

Sie sprachen bereits IO-Link an. Generell ist das Thema Vernetzung im Zeitalter von Industrie 4.0 und IIoT essenziell. IO-Link gilt hier als Enabler; und auch OPC UA hält Einzug, beispielsweise in Ihr Drehgeber-Sortiment. Neue Technologien wie Single Pair Ethernet stehen in den Startlöchern. Wo liegen Ihre heutigen Präferenzen, wo deren Vorteile für den Kunden und welche Kommunikationstechnologien werden in drei bis fünf Jahren Ihr Portfolio prägen?

Dr. O. Vietze: Ein deutlicher Trend ist sicherlich, dass sich IO-Link bei dem einfachen Schalter weiter durchsetzen wird, getrieben von der Parametrisierungsfähigkeit, zusätzlichen Daten, aber auch durch den reduzierten Verkabelungsaufwand. Bei komplexen Sensoren, zeitkritischen Prozessen oder Sensoren mit hohen Datenmengen wird weiterhin die Ethernet-Schnittstelle dominieren. Von Kundenseite spüren wir aber immer mehr den Wunsch, Sensoren mit mehreren Protokollen zu verwenden. Eine interessante Richtung ist OPC UA over TSN oder auch die OPC Machine Vision Companion Specification. Aktuell gehe ich davon aus, dass die nächsten Jahre durch eine große Dynamik auf der Protokollebene geprägt sein werden.

Auch OPC UA bieten wir bei einigen Sensoren bereits an. Diese befinden sich zurzeit bei Leadkunden im Einsatz, die damit neue Applikationen erschließen möchten. Hier prüfen wir die Möglichkeiten und werden bei Bedarf den Kommunikationsstandard über unser Portfolio breiter ausrollen.

SPE ist definitiv interessant. Hier bleibt abzuwarten, bis wann sich ein nennenswertes Ökosystem an Infrastrukturkomponenten am Markt etabliert hat. Zudem müssen bestehende Protokolle über SPE laufen können – auch hier sind weitere Adaptionen notwendig. Die IO-Link-Community ist damit schon recht weit und hat bereits innerhalb eines dazu gegründeten Arbeitskreises „IO-Link over SPE“ eine Konzeptstudie erstellt. Und dann gibt es aktuell noch zwei parallel laufende Steckerkonzepte, bei denen ebenfalls noch zu klären ist, welches sich durchsetzen wird.

Liegen alle erforderlichen Daten vor, stehen für Kunden im nächsten Schritt die Themen Produktionsoptimierung bzw. ­Steigerung der Anlageneffizienz auf dem Plan. Wie unterstützt Baumer seine Kunden auf diesem Weg?

Dr. O. Vietze: Für uns ist es zuerst immer wichtig, den Kunden zu verstehen, also: Was bedeutet für ihn eine Optimierung der Produktion bzw. Steigerung der Analageneffizienz – schnellere Taktzeiten, gesteigerte Qualität, höhere Verfügbarkeit der Anlage? In einer idealen Welt sollen natürlich alle Bereiche verbessert werden. Trotzdem setzen unterschiedliche Industrien verschiedene Schwerpunkte. Mit unserem tiefen Know-how in der jeweiligen Industrie durch unsere Experten ist es uns möglich, die Kundenanforderungen bestmöglich zu verstehen. Anschließend gilt es, den richtigen Sensor auszuwählen und die für den Anwendungsfall benötigten Daten bereitzustellen. Die Daten sind in den meisten Fällen alle vorhanden. Die Kunst besteht jedoch darin, fokussiert auf den Anwendungsfall, die Richtigen auszuwählen.

Über unsere bereits angesprochene neue Engineering-Softwarelösung kann der Kunde sich die Daten anschließend visualisieren lassen. Hier ergeben sich durch die IO-Link-Diagnosedaten Vorteile: Geräte melden ihre Signalreserve und die Zuverlässigkeit des Messwerts. Trends im Produktionsprozess, die auf mögliche Störungen bis hin zu Ausfällen hindeuten können, werden erkennbar. Genaueste Messwerte lassen zudem eine präzise Prozesssteuerung zu und ermöglichen gleichzeitig die Prozessoptimierung.

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