Bild von Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei Siemens

Auf einer Pressekonferenz in Nürnberg stellte Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei Siemens, Trends und Neuheiten vor (Quelle: VDE VERLAG)

Zu Beginn stellte R. Brehm die Bedeutung der Automatisierung heraus: "Ohne Automatisierung wird es keine nachhaltige Produktion geben. Deshalb müssen unsere Kunden mehr automatisieren. Einfache Automatisierung ist dabei von großer Wichtigkeit." Aus seiner Sicht bleibt die klassische Automatisierung weiterhin wichtig, allerdings müsse sie adaptiver werden. "Wir müssen uns mehr in Richtung einer adaptiven oder autonomen Produktion entwickeln", meinte er.

Neue Version des TIA Portals

Ein Beispiel, wie Siemens selbst die Vereinfachung vorantreibt, lieferte R. Brehm mit der neuen Version des Totally Integrated Automation (TIA) Portals. Mit dieser würde Motion Control für alle Anwender einfach. Intuitive Bewegungsführung ermögliche eine flexiblere Produktion und wirke dem Fachkräftemangel entgegen. Als Neuerungen der Version 19 werden beispielsweise angegeben: Für ein verbessertes Engineering stehen erweiterte Funktionen bereit, z.B. bei den Software-Units, die bei der Modularisierung helfen. Verschiedene Anwender können so eigene Arbeitsbereiche schaffen und hier u. a. komplexe Motion-Anwendungen schreiben. Solche modularen Bereiche ermöglichen es, Anwendungen einfach wiederzuverwenden, sie lassen sich einfacher bereitstellen, das Track-and-trace sowie das Erstellen von Versionen werden ebenfalls einfacher. Durch die Einführung des neuen Engineering Features Named Values ist lesbarer und einfach wartbarer Code sowie ein übersichtliches Debugging möglich.

Weitere Vorteile werden mit dem Simatic Motion Interpreter versprochen, der in das TIA Portal integriert ist. Die Software erfordere keine tiefen Programmierkenntnisse. Stettdessen gebe der Anwender wie bei einem Navigationssystem eine einfache sequentielle Beschreibung ein, welche Bewegungsabläufe ausgeführt werden sollen. Der Simatic Motion Interpreter übernimmt dann die Programmierung des entsprechenden Bewegungsauftrags.

Abgerundet wird das Motion-Konzept von der neuen Sinamics-Antriebsgeneration. Der Sinamics G220 setzt nach Unternehmensangaben einen neuen Maßstab für Energieeffizienz dank 95 % weniger Netzrückwirkungen. 

Basler und MVTec werden Teil des Siemens-Ökosystems

Im Weiteren kündigte R. Brehm den Beitritt der beiden Experten für maschinelle und industrielle Bildverarbeitung, Basler und MVTec, an. Diese Industrial-Edge-Partnerschaften sollen eine enfache Integration der maschinellen Bildverarbeitung in die Automatisierungstechnik von Siemens ermöglichen. So würde beispielsweise durch die Kombination der Kameras von Basler und das Automatisierungsportfolio von Siemens eine standardisierte Infrastruktur für visuelle Inspektion auch für TIA geschaffen. Und die MVTec-App auf Industrial Edge erleichtere die End-to-End-Erkennung von Anomalien. "Dank der Kombination der jeweiligen Stärken, des Portfolios und der Erfahrung wird es möglich sein, Plug-and-play-Lösungen für die maschinelle Bildverarbeitung anzubieten – ein passendes Portfolio aus Automatisierungs- und Bildverarbeitungskomponenten, bestehend aus Hard- und Software", geben die Experten an.

Copilot und Schaeffler-Demo

Als Highlight stellte R. Brehm dann den auf generativer KI basierenden Industrial Copilot vor. Wie generative KI im Engineering Nutzen stiften kann, hatte Siemens bereits auf der Hannover Messe 2023 demonstriert. Nun wird sie bis in den Operations-Bereich überführt. Dazu präsentierte Siemens gemeinsam mit Schaeffler auf der SPS eine Maschine, die mit dem Industrial Copilot erweitert wurde.

Bei dieser wurde der KI-gestützte Assistent über die offene API-Schnittstelle TIA Portal Openness an das TIA Portal angebunden. "Der Industrial Copilot hilft den Automatisierungsingenieuren von Schaeffler beispielsweise, schneller Code für SPS zu generieren, die die meisten Maschinen in den Fabriken der Welt steuern. Engineering-Teams können den Zeitaufwand und die Wahrscheinlichkeit von Fehlern reduzieren, indem sie SPS-Code durch Eingaben in natürlicher Sprache generieren", heißt es aus dem Haus Siemens. 

Der Industrial Copilot hat zudem Zugriff auf alle relevanten Dokumentationen, Richtlinien und Handbücher, um Fabrikmitarbeiter bei der Identifizierung möglicher Fehler zu unterstützen. Diese Funktionen sollen es Wartungsteams ermöglichen, Fehler zu erkennen und schneller Schritt-für-Schritt-Lösungen zu entwickeln. 

"Das ist der Beginn einer neuen Ära: Früher mussten wir mit Maschinen in ihrer Sprache sprechen. Mit dem Siemens Industrial Copilot können wir mit Maschinen in unserer Sprache kommunizieren", sagte Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries. "In wenigen Jahren wird KI in der Industrie allgegenwärtig sein. Siemens und Schaeffler sind Vorreiter und bündeln ihre Kräfte, um generative KI industrietauglich zu machen."

Siemens ist überzeugt, dass der generative KI-gestützte Assistent dazu beitragen wird, den Engineering- und Betriebslebenszyklus zu optimieren. Von der Planungsphase über die Validierung, der Generierung von Unit-Tests, das Monitoring bis hin zur Optimierung der Maschinenleistung soll der Industrial Copilot die Mensch-Maschine-Interaktion intuitiver, effizienter und schneller machen.

Prinzipiell ist es das Siemens-Ziel, generative KI zu nutzen, um Innovation und Effizienz in den Bereichen Design, Engineering, Fertigung und Betriebslebenszyklus von Produkten voranzutreiben.

Lesen Sie dazu auch die Meldung: Microsoft und Siemens vertiefen KI-Partnerschaft

Mendix on Edge 

Außerdem ging R. Brehm auf Low-Code-Programmierung für Industrial Edge ein: Mit der Low-Code-Entwicklungsumgebung von Mendix lassen sich ohne Programmierkenntnisse Apps für die Feldebene in der Produktion entwickeln. 

Details unter: Siemens präsentiert nächste Stufe von Industrial Edge auf der SPS

 

Siemens (ih)

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