Vollautomatisches Routen ist nicht optimal

Abbild Kabelziehkarten

(Quelle: REW-SAG)

Die Kabellisten der diversen Lieferanten sind in das Kabel-Routingtool zu übernehmen und zu prüfen. Da hier in der Regel diverse Revisionen der Kabellisten eingereicht werden, ist ein entsprechendes Änderungsmanagement anzuwenden. Nach Übernahme der Daten aus der Trassenplanung in das Kabel-Routingtool werden hiermit die Verlegewege der Kabel geplant. Zur Planung der optimalen Verlegewege scheint es sich anzubieten, geeignete Algorithmen einzusetzen, um diesen „Routingvorgang“ automatisch zu erledigen. In der Praxis setzt dies allerdings voraus, dass die Kabeltrassenausführungsplanung in ein Koordinatenmodell überführt wird. Dabei sind neben den reinen Trassenabschnitten auch deren logische Verknüpfungen für eine durchgängige Kabelverlegung festzulegen. Die Experten von RWE Technology und SAG sind sich einig, dass ein vollautomatisches Routen der Kabelwege nicht als „Königsweg“ anzusehen ist. Zum einen weil sich das Kabelwegenetz in der Bau- und der Planungsphase noch verändert und wächst, und zum anderen, weil die Übersicht aller zum Einsatz kommenden Kabel zum Startzeitpunkt noch nicht vollständig ist. Hier ist das „Expertenwissen“ der Kabeltrassen- und Kabelwegeplaner und deren Kommunikation untereinander von entscheidender Bedeutung. In der Errichtungsphase ergeben sich zwangsläufig Abweichungen von der Planung zur Ausführung in allen Gewerken.

So zeigt die Erfahrung, dass circa 25 % der Kabelziehkarten (Bild 3) während der Ausführung hinsichtlich Vorgaben der Leistungsdaten, Aufstellungsorten und Kabelquerschnitten angepasst werden müssen. Daher ist ein von seinem Grundgedanken her ausgeführtes vollautomatisches Routen als reine Planungsleistung nicht sinnvoll. Ein teilautomatisches Routing unter Nutzung des Know-hows von planungserfahrenem Personal mit Vor- Ort-Einsatz ist hingegen unabdingbar. Die Steuerung des Kabelmanagements erfolgt über eine Datenbank, in der auch die Projekttermine abgebildet sind. Nach erfolgter Kabelverlegung werden die Kabelziehkarten an das Kabelmanagement zurückgegeben, um den Verlegestatus in die Datenbank zu übertragen. Somit ist es möglich, jederzeit den aktuellen Stand der Verkabelung und die verlegten Längen sowie im Zuge des Betriebs des Kabellagers den Bestand der Restlängen zur Verschnittminimierung abzurufen. In der Datenbank werden alle Kabel den Kabeltrommeln zugeordnet und die Ausgabe und Rückführung der den Kabelzugfirmen bereitgestellten Kabel dokumentiert. Je nach Fortschritt des Bauvorhabens sind dementsprechend täglich zwischen zehn und 30 Kabeltrommeln zwischen dem Kabellager und dem Baufeld zu bewegen (Bild 4).

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