Interview mit Dr. C. Dülme

Dr. Christian Dülme, Teamleiter Produktmanagement

Bild 02: Dr. Christian Dülme ist Teamleiter Produktmanagement Automatisierter Schaltschrankbau bei Weidmüller. (Quelle: Weidmüller)

Klippon Automated Rail Assembler

Bild 03: Mit dem Klippon Automated Rail Assembler gehört das manuelle Kommissionieren, Zuordnen und Positionieren, Aufrasten und Sichten der einzelnen Reihenklemmen der Vergangenheit an. (Quelle: Weidmüller)

E3.Series von Zuken

Bild 04: Die E3.Series von Zuken ist eine Softwarelösung für ein Concurrent Engineering für die Elektrotechnik, die anspruchsvolle Anforderungen an die elektrische Dokumentation, das Schrank- und Kabelbaumdesign und die maschinelle Konfektionierung erfüllt. (Quelle: Weidmüller)

Als Ziel Ihrer Initiative haben Sie formuliert: Gemeinsam Potenziale durch die Digitalisierung im Schaltschrankbau heben. Welche Potenziale sind das konkret und wie profitiert der Schaltschrankbauer?

Dr. C. Dülme: Der Schaltschrankbau war schon immer hochindividuell; Losgröße eins ist eher Standard- als Sonderfall. Vor wenigen Monaten waren die Auftragsbücher der meisten Schaltschrankbauer noch rappelvoll. Die Covid- 19-Pandemie hat zu einem nie gekannten Einbruch geführt. Daher sehen wir die größten Potenziale in einer modularen, flexiblen Automatisierung, kombiniert mit einer durchgängigen Digitalisierung. Sprich: Egal ob Losgröße eins oder Serie, ob Boomphase oder Rezension, die Lösung muss sich anpassen können und skalierbar sein. Der Schmerz der Kunden ist dabei aber u nterschiedlich– abhängig von ihren derzeitigen Fertigungs-Set-ups sowie von den bedienten Märkten. Deshalb analysieren wir zunächst die jeweilige Ausgangsposition des Kunden und schauen, wo sein größter Leidensdruck besteht. Anschließend entwickeln wir für seine spezifische Wertschöpfungssituation eine passende Lösung mit dem richtigen Grad an Automatisierung, was nicht notwendigerweise eine Vollautomatisierung sein muss.

Sie sprachen das Thema Corona bereits an. Auf der einen Seite wird der Digitalisierung durch die Corona-Pandemie ein Schub prophezeit, auf der anderen sind Unternehmen mit Investitionen zurzeit zurückhaltend. Wie offen sind Ihre Kunden aktuell Ihrem Vorhaben und Ihrem Lösungsangebot gegenüber?

Dr. C. Dülme: Die Reaktionen der ersten Monate zeigen uns, dass wir einen Nerv getroffen haben. Bislang wurden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Trotz Corona gab es gerade aus besonders betroffenen Ländern, wie Spanien und Italien, enormes Interesse an einer Zusammenarbeit. Inzwischen haben wir Anfragen aus allen Kontinenten – vom KMU bis zum Großkonzern. Allen scheint der modulare Aufbau wie auch das Zusammenspiel der Lösungen besonders zu gefallen. Dabei haben die Kunden jeweils sehr individuelle Fragestellungen. Mit unserem gemeinsamen Baukasten vom manuellen Handwerkzeug über assistierte Lösungen bis hin zur vollautomatischen Linie finden wir für jeden Kunden die passende Antwort. Die Corona- Pandemie hat prinzipiell dafür gesorgt, dass sich auch kleinere Unternehmen kritischer mit der Zerbrechlichkeit ihrer Wertschöpfungskette und Prozessen auseinandersetzen. 

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