Mut zur Veränderung

Foto von Fraba-CEO Christian Leeser mit Frank Nolte

Bild 2:  Fraba-CEO Christian Leeser (rechts) im Gespräch mit etz-Redakteur Frank Nolte

Foto der offenen Produktion bei Fraba

Bild 3:  Offenheit ist bei Fraba Trumpf. Das gilt auch für die ­Produktion: Um möglichst flexibel agieren zu können, ist diese komplett offen und ohne störende Innenwände (Quelle: Fraba)

„Um zukunftsfähig zu sein, musste die Firma jedoch völlig neu strukturiert und aufgestellt werden. Das war kein leichter Weg und uns wurde oft vorgeworfen, wir würden Fraba sowie die Mitarbeiter ausbeuten“, blickt C. Leeser zurück. Heute kann er darüber Lachen, steht Fraba in seinem Jubiläumsjahr doch so gut da wie nie zu vor. „Mit Ausnahme vom Krisenjahr 2009 sind wir seit 1997 jedes Jahr gewachsen, und zwar im Schnitt etwa 12 % jährlich. Ein wesentlicher Grund dafür ist unsere Firmenphilosophie, die auf Offenheit und Spielfreude basiert (Bild 3). Wir fordern unsere Mitarbeiter geradezu heraus kreativ zu sein und Ideen zu entwickeln. Dadurch entwickeln wir uns so schnell weiter, dass ich auch für die nächsten Jahre ein Umsatzwachstum von 25 % erwarte – jährlich“, berichtet der CEO stolz.
Anfangs dauerte es ein wenig, bis sich die Mitarbeiter mit dem neuen Wertesystem – der Fraba-DNA – angefreundet hatten. Kein Wunder, schließlich ist die Firmenphilosophie alles andere als gewöhnlich. So sind etwa alle Informationen, die zum Unternehmen gehören, grundsätzlich frei und werden offen kommuniziert. Dazu gehören alle Entscheidungen, Projekte, Probleme und sogar die Gehälter bis hin zum Inhaber. „Auf diese Weise können Informationen nicht als Machtinstrument missbraucht werden und wir können auch schneller reagieren“, erläutert C. Leeser das Konzept.

Bei Fraba gibt es laufend Veränderungen; „disruptiv“ ist eine viel benutzte Vokabel. Eine andere ist „Spielfreude“. Nur wer Freude am Spiel und an seiner Tätigkeit hat, geht mit Lust und motiviert zur Sache. Basierend auf den vier Kernwerten Fairness, Kompetenz, Transparenz und dynamische Entwicklung, ist es den beiden Leesers gelungen, ein Hochleistungsteam aufzubauen. Dabei herrscht quasi ein blindes Verständnis zwischen den Mitspielern; jeder versucht das Spiel zu gewinnen, aber keiner muss Angst vor einem Fehler haben. Dadurch sind die Teammitglieder in der Lage mehr zu leisten als 100 %, ohne sich ausgepowert zu fühlen. „Natürlich kann man so eine Philosophie nicht einimpfen. Es ist uns aber gelungen, das entsprechende Spielfeld sowie die Umgebungsbedingungen dafür zu schaffen. So können wir für unsere Kunden exzellente Ergebnisse erzielen, ohne unsere menschlichen Qualitäten zu opfern“, erläutert C. Leeser das Konzept des Spezialisten für Positions- und Geschwindigkeitssensorik.

Magnetische Technologie löst die optische ab

Auch technisch hat sich Fraba seit der Übernahme 1993 stark weiterentwickelt. Von den Anfängen im Nischenmarkt der Anbaudrehgeber bis zu den modernen programmierbaren magnetischen Drehgebern sowie Motorfeedbacksystemen. Ganz zu schweigen von der einzigartigen Technologie der Wigand-Sensorik, die Fraba als Energiespeicher für seine Drehgeber verwendet. „Das Potenzial dieser Technologie – in den letzten vier Jahren haben wir bereits 500.000 Wiegand-Sensoren ausgeliefert – ist maßgeblich für unser Wachstumsziel von 25 %, was wir übrigens schon in diesem Jahr erreichen werden“, berichtet C. Leeser.

Ein wichtiger Punkt in der Unternehmensentwicklung war auch vor 14 Jahren die Entscheidung bei den Drehgebern auf die magnetische Technologie zu setzen. Dies begründet der CEO folgendermaßen: „Bei den etablierten optischen Drehgebern liegt ein Großteil der Wertschöpfung im Asic selbst. Der Drehgeberhersteller hat also nur einen begrenzten Einfluss auf die Qualität und Leistungsfähigkeit des Produkts. Bei der magnetischen Technologie sieht es genau anders herum aus. Hier nimmt man ein verrauschtes Signal und verbessert es mit speziellen Algorithmen – dort steckt unser Know-how.“

2013 hat Fraba die magnetische Abtasttechnik mit den Ixarc-Drehgebern nochmals aufgewertet. Mit einer Auflösung von 16 Bit und einer Genauigkeit von 0,09° eignen sie sich auch für Präzisionseinsätze, die bisher den optischen Drehgebern vorbehalten waren. „Bei Anbau-Drehgebern braucht man die empfindliche optische Technik also nicht mehr. Die Magnetik ist nicht nur kleiner, leichter und kostengünstiger, sondern hat auch kein Problem mit rauen Umgebungsbedingungen, wie Staub und Öl“, erläutert Paul Schmitz, Fertigungsleiter bei Fraba in Slubice. Die hochauflösenden magnetischen Anbau-Drehgeber bilden auch die technologische Basis der magnetischen Kit-Encoder, die 2016 auf der SPS IPC Drives vorgestellt wurden. Die montagefreundlichen Einbau-Kits gibt es als absolute multiturnfähige Sensorsysteme sowie mit der Open-Source-Schnittstelle Biss Line auch für die Einkabeltechnik. „Damit ist es uns gelungen, die Performance-Lücke zwischen den klassischen Resolvern und den deutlich teureren optischen Abtastsystemen zu schließen. Herstellern von Servomotoren bieten diese Drehgeber ganz neue Möglichkeiten in Sachen Motorfeedback. Nach der Anbaugeber-Welt wollen wir mit dieser Technologie auch den Markt der Einbau-Drehgeber erobern“, gibt C. Leeser einen Einblick in die Unternehmensziele.

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