Abbildung zum Thema Geschaeftsmodelle

(Quelle: fotolia.com / Bacho Foto)

Der französische Spezialist für Automatisierungs- und Elektrotechnik, Schneider Electric, Mehrheitsaktionär von Aveva, will das britische Softwarehaus nun für 10,57 Mrd. Pfund komplett übernehmen. Die Absicht zur Komplettübernahme hatte Schneider Electric bereits am 21. Septmeber 2022 in einer finanziellen Information kundgetan. Nachdem Schneider Electric das zuvor abgegebene Angebot von 31 britischen Pfund pro Aveva-Aktie Anfang November auf nun 32,25 Pfund (fast 37 €€) je Aveva-Aktie erhöht hatte, stimmten auf der Hauptversammlung von Aveva letzten Freitag knapp 86,5 % der stimmberechtigten Anteilseigner dem Übernahmeangebot zu. Nach dem Erhalt der noch notwendigen behördlichen Genehmigungen wird erwartet, dass der Abschluss im ersten Quartal 2023 erfolgen wird.

 

Aveva ist ein weltweit führender Anbieter für Industriesoftware, der sich in den letzten Jahren auch in die Fertigungsindustrie etabliert hat. Aveva expandiert in der Fertigungsindustrie

Sowohl die Digital-Twin-Fähigkeiten der Briten als auch deren umfangreiche, systemagnostische Datenplattform sollen in das Portfolio von Schneider Electric integriert werden. Insbesondere die Software zur Umsetzung digitaler Zwillinge interessiert die Franzosen. Sie soll im Bereich der Prozessimulation genutzt werden sowie für die Entwicklung und Wartung komplexer industrieller Systeme zum Einsatz kommen. Bereits 2019 betonte Christoph de Maistre, Zone President des Schneider Electric Konzerns für die DACH-Region, im Interview mit Frank Nolte: "Mit der Aveva-Akquisition konnten wird uns ganz neue Anwendungen, etwa in Richtung der Leittechnik, erschließen sowie unser Softwareportfolio stark erweitern. Beispielsweise haben wir jetzt die Möglichkeit einen Digitalen Zwilling zu implementieren und können ein komplettes Projekt digitalisieren. Dies vereinfacht alle Schritte vom Engineering und zur Inbetriebnahme und Wartung. Aber wir sind nicht nur in der Lage Produkte, sondern auch den gesamten Overhead zu optimieren und zwar nicht mit anderen als Partner, sondern komplett aus einer Hand."

 

Im Rahmen der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Schneider Electric und Aveva entstanden bereits mehrere Produkte. Darunter eines das auf der Unified-Operations-Center-Software von Aveva sowie der IoT-Integrationsplattform EcoStruxure von Schneider basiert und mit dem sich verschiedene Industrie- und RZ-Standorte übergreifend managen lassen.

Für Schneider Electric dürfte die Komplettübernahme vor allem nach dem Kauf von Osisoft durch Aveva noch interessanter geworden sein. Osisoft hatte einen Echtzeit-Datenhub entwickelt, über den sich Industrie- und Geschäftsprozessdaten analysieren und überwachen lassen. Diese Datendrehscheibe kann nun als Grundlage für eine tiefere Integration zwischen den Systemen von Schneider und Aveva dienen. Sie erlaubt es, im Rahmen eines Hybrid-Cloud-Ansatzes, Informationen aus Rechenzentren, Betriebsanlagen und der Public Cloud zu analysieren und zu visualisieren.

Frank Nolte

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