Die Stoll-Gruppe realisiert mit dem Bereich Energietechnik aktuell rund 150 Module für die Stromversorgung eines neuen Rechenzentrums in Lissabon.

Bild 01: Die Stoll-Gruppe realisiert mit dem Bereich Energietechnik aktuell rund 150 Module für die Stromversorgung eines neuen Rechenzentrums in Lissabon. (Quelle: Leadership Datacenter)

Zeit ist der Schlüsselfaktor beim Aufbau europäischer Rechenkapazitäten. Um die Rechenzentren so schnell wie möglich realisieren zu können, werden dabei auch ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. „Es kommt durchaus vor, dass wir die Module für die Stromversorgung neuer Rechenzentren bereits in Deutschland aufbauen, obwohl am Standort der Anlage noch gar keine Baugenehmigung vorliegt“, berichtet Andreas Rehm, einer der Geschäftsführer der Stoll-Gruppe [1]. So realisiert das Allgäuer Familienunternehmen mit seinem Bereich Energietechnik aktuell rund 150 Module für die Stromversorgung eines neuen Rechenzentrums in Lissabon (Bild 1). „Da sprechen wir über eine Bandbreite von etwa 15 MW elektrische Anschlussleistung für Gebäudetechnik, Server und Klimatisierung“, betont A. Rehm. Generalübernehmer ist Leadership Datacenter (LDC) aus Stuttgart [2].

Bestimmende Komponente: Zeit

Weil der Time-to-market-Faktor extrem wichtig ist, muss ein solches Rechenzentrum in rund zwölf Monaten betriebsbereit sein. „Da greifen sämtliche Aktivitäten wie Zahnräder Hand in Hand ineinander“, versichert A. Rehm. Dass das klappt, hat Stoll in jüngster Vergangenheit bereits in Frankfurt, Zürich, Paris, Mailand und Dublin bewiesen.

Dafür bringt das 1959 als Elektro-Handwerksbetrieb gegründete Unternehmen mit inzwischen rund 250 Mitarbeitern ideale Strukturen mit. Gegliedert in die beiden Kundenmarken Frey und Stoll, liefern die Experten nach der Design-and-Build-Methode sowohl individuelle Einzel- als auch schlüsselfertige Turnkey-Lösungen für zahlreiche Branchen. Darunter sind aktuell Zukunftsbranchen aus dem Datacenter-Bereich besonders hoch im Kurs. Hierfür erstellt der Bereich Stoll die zukunftssichere elektrische Infrastruktur für Mittel- und Niederspannungstechnik. Die Stoll Gebäudetechnik steuert die Elektroinstallation von Gebäuden, Maschinen und Anlagen – wie eben Rechenzentren – bei.

Power-Dieselmotoren für den Fehlerfall

Wichtiger Bestandteil aller Rechenzentren ist die Sicherheitsstromversorgung mit riesigen Generatoren – umgangssprachlich auch Notstromaggregate genannt. Diese kommt meistens vom französischen Unternehmen Eneria [3] als Systemintegrator für Caterpillar [4]. In Lissabon sorgen acht 20 t schwere 16-Zylinder-Dieselmotoren mit 78 l Hubraum und 3 MVA elektrischer Leistung (Bild 2) für den Weiterbetrieb des Rechenzentrums bei Ausfall der primären Stromversorgung.

Als Experte für Energiesicherheit steht Eneria für eine zuverlässige Stromversorgung ohne Unterbrechung. Dafür liefern die Franzosen Haupt- oder Notstromkraftwerke bis hin zur Entwicklung schlüsselfertiger Anlagen. Moderne Rechenzentren, wie sie zurzeit überall in Europa entstehen, sind ohne diese Generatoren nicht denkbar.

Bedarf an Rechenzentren steigt in Europa enorm

Insbesondere die angestrebte Unabhängigkeit von den USA sowie der Vormarsch der künstlichen Intelligenz erfordern neben wachsenden Streamingdiensten und Cloudlösungen riesige Rechenzentren mit leistungsstarken Notstromaggregaten. Damit diese schnell und sicher anspringen sowie zuverlässig und dauerhaft Strom liefern, setzt Stoll auf die Schaltanlagen Vamocon 5000 von Sedotec [5]. „Meist sind es in den Schaltanlagen drei Felder pro Generator, die den dieselerzeugten Strom sicher in die Niederspannungs-Hauptverteilungen des Rechenzentrums einspeisen“, erklärt uns Steffen Vree, Leiter Produktmanagement Vamocon bei Sedotec. Er weiß auch, welche Massen man bei solchen Lösungen beachten muss: „Wegen der notwendigen Kupferstromschienen und den schweren Leistungsschaltern wiegen die Anlagen nicht selten bis zu 3 t.“

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