Energieeffizienz und DIN EN 50598

Foto von Kollmorgen-Geschäftsführer Jan Treede

Jan Treede: „Unsere maßgeschneiderten Antriebslösungen steigern die Zuver­lässigkeit und Effizienz der Produktion sowie die Produktivität von Maschinen“ (Quelle: VDE VERLAG)

Foto von Kollmorgen-Geschäftsführer Jan Treede

Jan Treede: „Die Einkabeltechnik hat ihren höchsten Nutzen in räumlich ausgedehnten Maschinen mit verteilten Einzelachsen, die lange Kabellängen aufweisen“ (Quelle: VDE VERLAG)

Wie geht Kollmorgen das Thema Energieeffizienz an, auch unter Berücksichtigung der DIN EN 50598?
J. Treede: Bereits seit einigen Jahren bieten wir Möglichkeiten zur Effizienzbetrachtung an. Mit der neuen Norm für den gesamten Antriebsstrang geht die Betrachtung natürlich wesentlich weiter. So werden wir die IES-Klassen der Motoren und Antriebe in unsere Auslegungstools integrieren. Dabei ist „motioneering“ besonders effizient. Es berücksichtigt sowohl bremsende als auch beschleunigende Motoren. Zudem ist bereits eine Multiachs-Betrachtung integriert. Diese soll in einem nächsten Entwicklungsschritt noch weiter ausgebaut werden. Das entsprechende Tool des ZVEI betrachtet als Sammeldatenbank hingegen immer nur einen Strang und keine unterschiedlichen Bewegungsabläufe.
Bei reinen Motion-Maschinen sind die Optimierungspotenziale jedoch eher gering – vor allem, was den Energieverbrauch betrifft. Mindestens genauso wichtig sind andere Aspekte wie Lebensdauer und Temperaturverhalten. Diese liefern oftmals eher Aufschluss über die langfristige Rentabilität des Gesamtsystems.

Wie stehen Sie dem Trend nach integrierten Antrieben, also der Kombination aus Frequenzumrichter, Motor, Kupplung und Getriebe, gegenüber?
J. Treede: Wir nehmen diesen Trend wahr, haben uns aber der dezentralen Antriebstechnik verschrieben. Diese bietet dem Anwender eine Vielzahl an Vorteilen. Er ist nicht nur flexibler bei der Positionierung und Auslegung der Motoren und Antriebe, sondern muss bei einem Defekt auch nur eine Komponente wechseln. Durch unsere langjährige Expertise sind wir inzwischen Vorreiter bei der dezentralen Antriebstechnik. Unsere Antriebe sind nicht nur besonders kompakt sondern auch für alle Motorentypen geeignet. Außerdem erschließen wir unseren Kunden mit unseren Einkabellösungen zusätzliches Einsparpotential bei der Verkabelung und der Montage. Durch unsere offenen, flexiblen Antriebslösungen, bekommt der Kunde für seinen Anwendungsfall in jedem Fall die bestmögliche Lösung. Wir sind bisher sehr erfolgreich mit der dezentralen Variante und wollen diese weiter ausbauen.

Was ist denn als Nächstes geplant?
J. Treede: Auf der SPS/IPC/Drives stellen wir die nächste Leistungsstufe bei den dezentralen Antrieben mit 12 A Nennstrom vor. Auf der Messe werden wir zudem das Konzept für die nächste Generation der Kollmorgen Servoregler AKD2G und Motor AKM2G präsentieren. Außerdem ­arbeiten wir kontinuierlich an größeren Einspeisungen. Weitere geplante Entwicklungsschritte unter den Schlagworten „höhere Energiedichte“, „andere Wicklungskonzepte“ und „modularer, flexiblerer Aufbau“ sind der schaltschrankgebundene Antrieb sowie „safety-on-board“.

Kollmorgen ist für Einkabellösungen bekannt. Was ist daran so besonders?
J. Treede: Kollmorgen hat die Einkabel-Anschlusstechnik von Servomotoren erstmalig vor zwölf Jahren auf den Markt gebracht. Inzwischen bieten wir sie als Standard für die Synchron-Servomotoren der AKM-Reihe an. Im Rahmen der Total Costs of Ownership bringt diese Lösung für den Kunden Einsparungen vom ersten Meter an zwischen Motor und Servoregler. Die Distanz ist im Vergleich zu anderen Branchenlösungen deshalb kürzer, weil Kollmorgen er ermöglicht statt kostspieliger Rückführsysteme weiterhin Resolver einzusetzen. Die preiswerte wie robuste Technik wird dabei durch das vor rund zwölf Jahren entwickelte „Smart Feedback Device“ zum digitalen Rückführsystem mit 24 Bit Auflösung am Motor und Regler. Die wesentliche Aufgabe des digitalen Resolver (SFD Interface) besteht darin, die analoge Geberinformation intern in ein störfestes, rein digitales RS485-Signal umzuwandeln.
Mit der Umwandlung von Analog auf Digital macht Kollmorgen den Weg frei, die Motoren im Automatisierungsverbund zum Beispiel adressieren zu können. Das hauseigene SFD verfügt darüber hinaus über ein EEPROM, das alle relevanten Motordaten als elektronisches Typenschild gespeichert hat. Diese Ausstattung erlaubt reglerseitig das automatische Setup und sowie die Typenschilderkennung mit allen spezifischen Motorparameter im Regler. Anwender profitieren in der Praxis durch kürzere Inbetriebnahmezeiten und einem insgesamt komfortableren und fehlerfreien Engineering, das normalerweise mit einem klassischen Resolver nicht zur Verfügung steht. Neben dem SFD-Interface haben wir aber natürlich auch Hiperface DSL im Angebot.

Neben der Antriebstechnik bieten Sie auch Steuerungen, IO, HMI und Sicherheitstechnik an. Welchen Fokus haben Sie in diesen Bereichen?
J. Treede: Mit unserem breiten Produktportfolio können wir vor allem bei kleineren und mittleren OEM punkten. Diese haben nicht nur Bedarf nach Steuerungen mit entsprechender Software, sondern profitieren auch von unserer Applikationsunterstützung. Solche Turnkey-Projekte sind für uns ein wesentliches Differenzierungsmerkmal und unser größter Wachstumsmarkt.
Produkttechnisch denken wir über grafische Programmiertools nach. Zudem arbeiten wir an der Integration von Safety-over-Ethernet in Schaltschrank-Antrieben. Hier haben wir einen wachsenden Bedarf – speziell in Deutschland – festgestellt. Kein Wunder, ist doch der deutsche Maschinenbau führend hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen. Gerade hier, wird sich in naher Zukunft im Bereich der Maschinenabsicherung, der Annäherungsüberwachung und der Mensch-Roboter-Kollaboration einiges tun.

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