Interview: Hans Beckhoff, Daniel Siegenbrink

Produktmanager Daniel Siegenbrink

Bild 03: Produktmanager Daniel Siegenbrink: „Das MX-System führt zu einem reduzierten Aufwand vor allem im Schaltschrankbau und bei der Instandhaltung. Es vereinfacht zudem die Maschinenkonstruktion und unterstützt optimal die Modularisierung im Maschinenbau“ (Quelle: Beckhoff)

MX-System

Bild 04: Mit dem MX-System und Ethercat P wird aus dem konventionellen zentralen Ansatz ein dezentral verteilter Schaltschrank (Quelle: Beckhoff)

Inwieweit profitiert der Endanwender vom MX-System?

H. Beckhoff: Wir glauben, dass unser MX-System gerade auch bei den Endanwendern der Maschine sehr große Vorteile generieren wird. Durch die Kapselung der einzelnen Automatisierungsfunktionen in einem Modul lässt sich auf Modulebene eine einfache Diagnose für elektrische Fehler fälle durchführen. Klassischerweise darf bei einem solchen Fehler nur der Elektriker den Schaltschrank öffnen, um mithilfe eines Messgeräts eine Spannung oder ein Schütz zu prüfen. Mit dem MX-System ist das nicht mehr notwendig, denn den Schaltschrank an sich gibt es nicht mehr und die eigentliche Funktion ist in ein Modul gewandert. Also muss der Instandhalter nur noch den Zustand des Moduls ermitteln – anhand von Status-LED, eines Smartphones und der Beckhoff-Device-Diagnose – und dann entscheiden, ob das Modul, das Kabel zum Feldgerät oder das Feldgerät selbst auszutauschen ist.

D. Siegenbrink: In vielen Unternehmen fehlt häufig geeignetes Instandhaltungspersonal, welches bei der zunehmend komplexeren Steuerungstechnik den Service oder Reparaturen durchführen kann. Auch unter diesem Aspekt haben die einfache Austauschbarkeit der Module und das umfassende Diagnosekonzept für den Endanwender eine immense Bedeutung. Zumal beim MX-System anders als im klassischen Schaltschrank ausschließlich vernetzte Komponenten zum Einsatz kommen. Mithilfe des ebenfalls neu eingeführten Beckhoff-Device-Diagnose-Systems lässt sich daher jederzeit zum Beispiel der Status jeder einzelnen Sicherung, eines Netzteils oder des Hauptschaltermoduls abfragen – einfach als Teilnehmer im Ethercat-Netzwerk.

Was ist unter dem genannten Diagnosekonzept genau zu verstehen?

D. Siegenbrink: Zum einen gehören die bekannt umfangreichen Diagnosemöglichkeiten von Ethercat dazu. Ergänzt wird dies durch eine für jedes Modul eineindeutige Seriennummer, die als Data-Matrix-Code auf der Frontseite platziert ist. Dieser Code lässt sich per Smartphone-App scannen, wodurch sich das Smartphone mit der Steuerung verbindet und dann die jeweiligen Diagnosedaten wie Modul status oder Fehlerspeicher anzeigt. Das Smartphone wird so zum „Universal-Digitalvoltmeter und Scope“. Es ersetzt nicht nur die klassischen Messgeräte. Der Instand halter oder Servicetechniker wird genau über den Zustand einer Funktion oder Baugruppe informiert, ohne dass er die Hardware ausmessen muss.

H. Beckhoff: Mit diesem Konzept führen wir ganz allgemein die Beckhoff-Device-Diagnose ein, indem jedes intelligente Beckhoff-Produkt eine solche eineindeutige Seriennummer erhält. Diese kann von außen über den Data Matrix-Code oder intern über die Ethercat-Kommunikation eingelesen werden.

Welche Kunden möchte Beckhoff mit dem neuen MX-System ansprechen?

H. Beckhoff: Wir denken, dass wir fast alle Aufgabenstellungen der Automatisierung mit unserem neuen System lösen können. Das MX-System ist für eine möglichst große Anwendungsbreite ausgelegt, genau wie der traditionelle Schaltschrank selbst, den wir im Endeffekt damit ersetzen wollen. Natürlich passt das MX-System perfekt im Maschinenbau, aber auch in der Prozesstechnik, Messtechnik, Gebäudeautomatisierung usw. sollte das System deutliche Vorteile für die Anwender bringen. Überall, wo es um elektrische Energie und Intelligenz geht, wird das MX-System große Vorteile haben.     

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