Interview mit Aurel Buda

Abbildung von A. Buda

A. Buda: „Turck ist einer der wenigen Hersteller, der sowohl die Master- als auch die Geräteseite bedienen kann“ (Quelle: Hans Turck)

IO-Link-Systembox aus IO-Modul, Sensoren und Signalleuchte

Mit Turcks IO-Link-Systembox aus IO-Modul, Sensoren und Signalleuchte lernen Anwender die
Vorzüge des Kommunikationsstandards kennen (Quelle: Hans Turck)

Vor allem vor dem Hintergrund, dass IO-Link in den USA immer beliebter wird und dies ein wichtiger Markt für Turck ist: Wäre nicht eine Ausweitung von SIDI über die Profinet- Welt hinaus sinnvoll?

A. Buda: Das ist sicher interessant, aber nicht überall einfach umsetzbar, z. B. bei Ethernet/IP. Das heißt jedoch nicht, dass wir uns diesen Markt nicht auch sehr intensiv ansehen. Beispielsweise ist SIDI für Ethercat bereits in der Entwicklung und wird voraussichtlich 2022 verfügbar sein. Für die Protokolle, auf die unser SIDI-Konzept nicht ohne weiteres übertragbar ist, wie Ethernet/IP oder Modbus, bieten wir ein Web-basiertes Tool, mit dem sich die Geräte konfigurieren lassen. Außerdem nehmen wir weiterhin auf Kundenwunsch für applikationsspezifische Systemkonfigurationen spezielle Geräteparametrierungen vor.

Um die Integration und das Handling von IO-Link-Devices zu vereinfachen, haben Sie kürzlich für Ihre Block-IO-Module ein Web-Browser-Update veröffentlicht. Was bringt das den Anwendern?

A. Buda: Dieses Update erlaubt eine anwenderfreundliche Systemerfahrung mittels Apps. Web-Apps, wie der IODD-Konfigurator, geben einen schnellen Überblick über die im System integrierten Geräte sowie deren Konfiguration, die dann auch heruntergeladen werden kann. Mit dieser Web-2.0-Technologie sind wir zwar nicht die Ersten, die Geräte über einen Web-Browser konfigurieren können, nehmen aber sehr wohl für uns in Anspruch die komfortabelste und schnellste User-experience zu bieten. Auf Basis der Web-2.0-Technologie bieten wir neben der generischen IO-Link-Konfiguration auch gerätespezifische Apps, die speziell beim Einmessen und Instandhalten unterstützen, wie unsere RFID-Systeme und die neuen Radarsensoren. Sie sehen, wir fokussieren uns zwar stark auf IO-Link, beschäftigen uns aber nicht ausschließlich damit. In den nächsten Jahren werden wir gerade bei den IO-Modulen sicher weitere interessante Entwicklungen bieten.

Auch für die Inbetriebnahme und Wartung von IO-Link-Geräten gibt es Softwareunterstützung. Sie bieten hierfür z. B. den IODD-Konfigurator an. Was hat es damit auf sich?

A. Buda: Er erleichtert die Arbeit bei der Inbetriebnahme und der Wartung. So können etwa Schaltschwellen von Sensoren ermittelt und automatisch auf weitere Sensoren übertragen werden – eine wichtige funktionale Unterstützung schon in der frühen Engineering-Phase. Diese Funktionen sind übrigens nicht nur auf IO-Link beschränkt.

Inzwischen sind IO-Link-Wireless und IO-Link-Safety spezifiziert. Wie sehen Sie die Bedeutung der IO-Link-Varianten und wann kann man mit Produkten von Ihnen dazu rechnen?

A. Buda: Leider wurden beide Konzepte etwas früh vorgestellt, was eine große Erwartungshaltung geweckt hat, die nicht so schnell erfüllt werden konnte. Trotzdem handelt es sich um sehr gute Konzepte, die der Markt erwartet. IO-Link-Wireless kann man durchaus als die zuverlässigste Technologie für die diskrete Automatisierungstechnik bezeichnen. Inzwischen gibt es erste IO-Link-Wireless-Applikationen und wir erwarten ab 2022 marktreife Lösungen für robuste Wireless-Systeme in der Industrie. Gleiches gilt für IO-Link-Safety. Die Erweiterung von IO-Link für Sicherheitssysteme ist richtungsweisend und wird echte heterogene Sicherheitsinfrastrukturen erlauben, unabhängig von einzelnen Herstellern. Für Anwender ergeben sich daraus enorme Vorteile. Auch die Hersteller der Sicherheitssysteme profitieren davon, dass IO-Link unabhängig von einzelnen Feldbussen ist. Die volle Innovationskraft kann auf die Geräte mit Sicherheitsfunktion gelegt werden. Natürlich sind wir auch in diesem Bereich aktiv, eine Prognose hinsichtlich der Vorstellung entsprechender Geräte kann ich jedoch noch nicht abgeben.

Eine andre Variante ist IO-Link over SPE (Single Pair Ethernet), zu der Ende letzten Jahres eine Konzeptstudie vom IO-Link- Konsortium veröffentlicht wurde. Wie ist es darum bestellt?

A. Buda: SPE beschreibt einen Satz unterschiedlicher Ethernet-Standards. Definiert sind Datenraten von 10 Mbit/s, 100 Mbit/s und 1 Gbit/s. APL (Advanced Physical Layer) spezifiziert dabei eine SPE-Variante für explosionsgefährdete Bereiche. Die Kommunikation läuft über zwei Adern und nicht vier oder acht, wie bei Standard-Ethernet. Für IOLink ergeben sich daraus ganz neue Anwendungspotenziale. Konkret werden Anwendungen über höhere Reichweiten, mit höheren Datenraten und Datenmengen sowie bis in den Ex-Bereich anvisiert. Die Standardisierung durch IO-Link ist angelaufen, bis zum Abschluss und entsprechend marktreifen Produkten wird es allerdings noch etwas dauern. SPE bietet über IO-Link hinaus verschiedene Möglichkeiten in der industriellen Automatisierungstechnik. In den Startlöchern steht beispielsweise APL mit Profinet. Hier können 2022 erste Produkte erwartet werden. Die Standardisierungsaktivitäten für SPE in der Fertigungsautomation haben begonnen, stehen aber noch ziemlich am Anfang, auch wenn bereits zahlreiche Steckverbinder und Konnektoren zur Auswahl stehen. 

Literatur

  1. Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim a. d. Ruhr.
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