Mehr Freiheit braucht höheres Security-Level

Wie bereits gesagt, ich komme in der Regel einmal am Tag in die Fabrik, um mich mit Kollegen zu treffen und vereinzelt Dinge zu erledigen. Die meiste Zeit arbeite ich von zu Hause aus und kann mich über eine Videobrille in die unterschiedlichen Systeme der Smart Factory einwählen. Durch die flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Netzzugang ist das auch kein Problem. Funklöcher kennen wir nicht und selbst im kleinsten Dorf auf dem Lande bekommt man eine richtig schnelle Internetanbindung. Durch die hohe Verfügbarkeit ist allerdings auch die Kriminalitätsrate im Internet gestiegen. Allein unser Unternehmen beschäftigt eine ganze Abteilung von Spezialisten, die sich um die Sicherheit unserer Fabriknetzwerke kümmern. Es ist mittlerweile einfacher, in eine Bank einzubrechen, als in die Netzwerke einer Smart Factory. Jedes Mal, wenn ich mich mit der Videobrille anmelde, wird meine Netzhaut gescannt, um sicherzustellen, dass auch wirklich ich es bin. Wir haben uns daran gewöhnt, dass ohne Passwort oder Identifizierungscode nichts mehr geht. Aber hin und wieder muss Luxus auch bezahlt werden. Auch möchte ich Euch raten, Euch frühzeitig mit IT-Security zu beschäftigen – idealerweise, bevor Ihr alle Maschinen ins Netz hängt. In den letzten Jahren gab es den einen oder anderen spektakulären Fall von Angriffen auf Produktionsanlagen. Das reicht von einfachen Ausfällen über abstruse Abwandlungen der hergestellten Produkte bis hin zu wirklich gefährlichen Unfällen, bei denen auch Menschen zu Schaden kamen. Ein eher lustiger Zwischenfall war beispielsweise, dass ein Hersteller von Toilettenpapier unbemerkt Werbebotschaften eines Wettbewerbers auf bedrucktes Toilettenpapier zurzeit sehr angesagt ist – insbesondere, wenn man die Inhalte selbst bestimmen kann. Im genannten Fall hatte ein Spaßvogel die Produktion des Standard produkts manipuliert und so dem einen Hersteller geschadet und den anderen ins Rampenlicht gestellt.

Seitdem prüfen alle Hersteller von Toilettenpapier vor dem Aufrollen beide Seiten des Produkts auf Korrektheit des Drucks.

Der Fertigungsprozess

Ach ja, eins noch: Unsere Produkte finden nicht selbst den Weg durch die Fertigung und mein Toaster spricht auch nicht mit dem Kühlschrank – was sollten die beiden sich auch zu erzählen haben. Die Steuerung der einzelnen, meist individuellen Produkte durch die Smart Factory haben wir wie folgt gelöst: Jedes Werkstück bekommt eine eindeutige Identifizierung – jenach Möglichkeit per RFID, Barcode oder QR-Code. Wenn das Werkstück keine Markierung zulässt, dann identifizieren wir den Werkstückträger und stellen organisatorisch sicher, dass beides zusammenbleibt. Bei jeder Identifizierung eines Werkstücks oder Trägers wird im System ein Historieneintrag generiert. Damit können wir auch gleich den Weg nachverfolgen, den das Teil durch die Fertigung nimmt. Intelligent sind unsere Werkstücke auch nicht, da alle Informationen über die anstehenden Bearbeitungsschritte zentral im System abgebildet sind. Anhand der Identifizierung bringt die jeweilige Arbeitsstation die Pläne mit dem jeweiligen Werkstück zusammen und aktualisiert anschließend den Status im System. Im System haben wir also das digitale Abbild, das viele auch digitalen Zwilling nennen. Das Werkstück selbst weiß weder, was es werden soll noch welches die nächste Maschine ist. Es ist und bleibt das, was es immer war – ein mehr oder weniger dummes Stück Metall.

Treffen in der Zukunft!?

So, nun bleibt mir nur noch, Euch stets ausreichend Bandbreite für eine flüssig laufende Fertigungs-IT zu wünschen. Vielleicht sehen wir uns in der Zukunft und diskutieren dann persönlich über Eure und meine Vorstellungen von der Smart Factory. Ich lege mein digitales Transkriptionsdiktiergerät jetzt zur Seite und kümmere mich wieder um meine Familie.

Eure Dagmar Markgraf
Chief Smart Factory Engineer
Peter Voigt Metallverarbeitung – aus Tradition Smart

MPDV ist Experte für IT-Lösungen in der Fertigung. Mit mehr als 40 Jahren Projekterfahrung im Produktionsumfeld verfügt die Firmengruppe über breites Fachwissen und unterstützt Unternehmen jeder Größe auf ihrem Weg zur Smart Factory. Täglich nutzen weltweit mehr als 900 000 Menschen in über 1 400 Fertigungsunternehmen die Softwarelösungen von MPDV. Dazu zählen Unternehmen aller Branchen. Zur MPDV-Gruppe gehören die Unternehmen MPDV Mikrolab GmbH, Felten GmbH, Perfect Production GmbH und Aimes GmbH.

Markus Diesner
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