Und dann bringt Dr. G. Kegel noch einen anderen Aspekt ins Spiel: „Ich bin fest davon überzeugt, in zehn Jahren wird es kein Elektrogerät mehr ohne KI-Chip geben. Dadurch wird man beispielsweise die Mensch-Maschine-Schnittstelle drastisch einfacher gestalten können. Die KI wird es ermöglichen, sich auf die Bedürfnisse eines Bedieners einzustellen: Interessiert diesen lediglich die Funktion ,Ein/Aus‘, dann wird ihm die KI nur diese Funktionen anbieten. Ist für ihn eher Sprachsteuerung wichtig, über die er Fragen stellen kann, dann wird ihm die KI automatisch diesen Dienst anbieten usw.“ Die KI kann das Benutzerverhalten eines Maschinenbedieners lernen und entsprechend der Anforderung eine angepasste Interaktion anbieten. Solche Möglichkeiten wird es aber nur geben, wenn derartige KI-Bausteine in die Fläche gehen. „Das wird passieren, davon bin ich fest überzeugt. Und damit wird KI gerade im Bereich Mensch-Maschine-Schnittstelle einer der ganz entscheidenden Bausteine sein“, lautet seine Prognose. Damit würde dann eine Vielzahl an Bedienelementen wegfallen. Per Sprachsteuerung könnten Befehle gegeben werden, die heute noch über Taster, Stellräder usw. eingestellt werden müssen. „Und genau diese Elemente sind bei der Gestaltung und dem Bau einer Maschine häufig ein echter Preistreiber. Ich denke, in zehn Jahren blicken wir zurück und sagen: Komisch, früher haben wir mal mit Schaltern die Maschine eingeschaltet. Heute realisieren wir alles über Sprachbefehle“, blickt der ZVEI-Präsident in die Zukunft.
EU AI Act braucht Nachbesserung
Nach KI-Regulierung gefragt, erklärt Dr. G. Kegel: „Die aktuellen KI-Rechtsakte haben einen Geburtsfehler: Sie trennen nicht zwischen maschinenbezogenen und personenbezogenen Daten, weil das eben sehr schwer einzuordnen ist.“ Er verweist darauf, dass man sich beim Auslesen von Maschinendaten die Frage stellen muss, ob über diese Rückschlüsse auf die Performance des Maschinenbedieners möglich sind. Dadurch würde man zwar Maschinendaten auswerten, müsse aber die Regularien der Kategorie für personenbezogene Daten erfüllen. „Diese Lücke versucht die EU nun durch eine Regulierung zu schließen. Statt Daten zu differenzieren, wird das Gefährdungspotenzial betrachtet. Das kann dazu führen, dass auch die fruchtbarsten Ansätze im Keim erstickt werden“, gibt er zu bedenken. Als weiteren Fehler nennt er, dass der Begriff KI nicht definiert sei. „Weil wir Ingenieure und Informatiker uns verweigert haben und keine klare technische Definition geliefert haben, sind nun die Juristen gefordert“, erklärt er. Blicken wir also gespannt in Richtung Zukunft, in der wir erfahren werden, inwieweit die Vision der All Electric Society Realität geworden ist und KI unseren Alltag trotz oder dank KI-Regulierung verändert hat.