Portrait von Hannes Niederhauser, Vorstandsvorsitzender der S&T-Gruppe

Bild 1: „Wir haben uns, angetrieben durch unseren Erfolg im IoT-Geschäft, anspruchsvolle Ziele gesetzt: Die S&T-Gruppe plant im Rahmen ihrer ,Agenda 2023‘, den Umsatz für das Jahr 2023 auf 2 Mrd. € und das Ebitda auf über 200 Mio. € zu steigern“, erläuterrt Hannes Niederhauser, Vorstandsvorsitzender der S&T-Gruppe (Quelle: S&T)

Herr Niederhauser, Sie blicken auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2019 bei S&T zurück und halten weiter an Ihrem Ziel fest, im Geschäftsjahr 2019 1,145 Mrd. € Umsatz sowie über 100 Mio. € Profitabilität zu erreichen. Bedeutet dieser Optimismus, dass sie noch nichts von der Krise spüren, oder sind Sie einfach besser aufgestellt?

H. Niederhauser: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren sukzessiv die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Sprich, in zukunftsweisende Technologien investiert und ausreichend Ressourcen aufgebaut, um Projekte effizient für ­unsere Kunden umsetzen zu können. Das betrifft vor allem auch den Ausbau unseres Ingenieurspools auf über 2.700 ­Ingenieure – von rund 4.800 Mitarbeitern in der S&T-Gruppe insgesamt. Und unsere Weichenstellung hat sich ausgezahlt. Unser Auftragseingang ist im ersten Halbjahr 2019 um rund 24 % auf  752 Mio. € und unsere Projekt-Pipeline um rund 15 % auf 1,874 Mrd. € gestiegen. Von den voraussichtlichen Top-10-Kunden des nächsten Jahres werden rund die Hälfte neue Kunden sein.

Was den Handelsstreit zwischen den USA und China betrifft, sind wir momentan nicht sehr stark betroffen, da wir rund 75 % unserer Umsätze in Europa erzielen. S&T liefert rund 20 % seiner Produkte in die USA und aktuell nur rund 5 % nach China. Das Geschäft im Segment „IoT Solutions America“ ist teilweise betroffen. Wir haben hier aber schon frühzeitig Maßnahmen eingeleitet und transferieren derzeit betroffene Produkte in das jeweilige Zielland, um es vor Ort zu produzieren und so Zölle zu umgehen. Der Handelsstreit belastet aber natürlich die gesamte Weltwirtschaft, insofern würde sich die Beendigung des Streits auch bei uns positiv auf die Geschäfte auswirken.  

Sie geben an, dass Sie in den nächsten zwei Jahren schneller und effizienter werden wollen. Als Erfolgsformel nennen Sie das PEC-Programm. Was genau verbirgt sich dahinter?

H. Niederhauser: Bei dem PEC-Programm (Profitabilität, Effi­zienz und Cashflow) handelt es sich um einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der implementiert wurde und in den kommenden zwölf Monaten innerhalb der S&T-Gruppe umgesetzt wird. Dies umfasst beispielsweise die Verbesserung von Synergien und Prozessen innerhalb der Gruppe, die durch ein umfassendes Reporting gemessen werden, sowie die Reduzierung unseres Working Capitals. Eine Maßnahme ist auch die effiziente Integration und Multiplikation des umfangreichen und wertvollen Know-how, das wir durch unsere Akquisitionen hinzugewonnen haben. Dazu haben wir ein eigenes Integra­tionsteam aufgestellt, das diese Prozesse vorantreibt. Diese und zusätzliche Synergien werden in einer weiter verbesserten Profitabilität mit einer Ebitda-Marge von über 10?% münden.

In Ihrer Halbjahresbilanz gaben Sie an, im Segment „IoT Solutions Europe“ den Umsatz um knapp 27 % auf 198,5 Mio. € ­gesteigert zu haben. Damit scheinen Sie zu den wenigen Unternehmen zu gehören, die mit dem IoT-Business bereits merklich Geld verdienen. Welche Produkte und Leistungen bündeln Sie in diesem Segment? Welche Erwartungen haben Sie an dieses in den nächsten zwei Jahren?

H. Niederhauser: In unseren IoT-Solutions-Segmenten konzentrieren wir uns auf die Entwicklung sicherer Lösungen durch ein kombiniertes Portfolio aus Hardware, Middleware und Services in den Bereichen Internet der Dinge (IoT) und Industrie 4.0.

Wir bieten unseren Kunden in diesem Segment unsere selbst entwickelten Hard- und Softwareprodukte sowie Lösungen für IoT- und Industrie-4.0-Anwendungen einschließlich der zugehörigen Implementierungs- und Betriebsdienstleistungen in den vertikalen Märkten industrielle Automatisierung, Medizintechnik, Infotainment und Smart Energy an. Sprich: Alles aus einer Hand. Das S&T-Tochterunternehmen Kontron Technologies, vormals S&T Technologies, hat das IoT Software Framework Susietec entwickelt. Es handelt sich hierbei um eine skalierbare und individuell konfigurierbare IoT-Middleware, die in IoT-Szenarien die Kommunikation zwischen den Endgeräten und der Cloud steuert. Hier übersetzt Susietec Protokolle, filtert Daten und verarbeitet sie vor Ort. Die Plattform übernimmt zudem die Analyse und Verarbeitung gesammelter Daten. Dadurch hebt sie die herkömmlichen Grenzen zwischen Daten­erfassung, -verarbeitung und -bereitstellung auf.

Wir haben uns, angetrieben durch unseren Erfolg im IoT-Geschäft, anspruchsvolle Ziele gesetzt: Die S&T-Gruppe plant für das Jahr 2023 im Rahmen ihrer „Agenda 2023“, den Umsatz auf 2 Mrd. € und das Ebitda auf über 200 Mio. € zu steigern. Die zahlreichen Design-Wins im IoT-Bereich sowie viele Neukunden bilden die entsprechende Basis hierfür.

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