Gemeinsam in die Zukunft

Dr. Gunnar Schomaker, Geschäftsführer Software Innovation Lab

Dr. Gunnar Schomaker, stellvertretender Geschäftsführer Software Innovation Lab und Senior Researcher des SICP (Quelle: SICP)

Vor diesem Hintergrund wollen Microsoft und Weidmüller zukünftig mittelständische Maschinenbauer noch umfassender mit Gesamtlösungen unterstützen. O. Niedung formuliert als Fragen, die Partner beantworten sollten: „Welcher IPC oder Embedded-PC ist der geeignetste für die Anwendung? Welche Konnektivitätslösungen werden benötigt? Welche Sicherheitsaspekte sind zu berücksichtigen? Wie lassen sich Edge-Ansätze einbringen und wie das Thema Rechte- und Versionsmanagement umsetzen?“ Und als weiteres wichtiges Themenfeld nennt er digitale Zwillinge. „Zu diesen Punkten besprechen wir uns aktuell und wollen uns zukünftig positionieren“, sagt O. Niedung.

„Unser gemeinsamer Anspruch ist es, für Kunden aus dem Bereich Manufacturing die beste ML-Lösung anzubieten. Auf diesem Weg bauen wir Partnerschaften auf, wie mit Microsoft, um attraktive Gesamtlösungen anbieten zu können“, fügt T. Gaukstern an. Geplant sei eine weitere, engere Verzahnung mit einem Austausch vorhandenen Know-hows in den jeweiligen Kompetenzbereichen.

Darüber hinaus will Weidmüller die Zusammenarbeit mit dem SICP intensivieren. Dazu ist Ende letzten Jahres die Weidmüller-Division Automation Products and Solutions mit dem SICP in die „Zukunftsmeile 2“ in Paderborn gezogen. Was versprechen sich nun Unternehmens- und Forschungsvertreter von dieser Nähe und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit konkret? T. Gaukstern: „Es geht uns darum, durch die Nähe von Forschung und Industrie einen Nexus für Innovationen zu schaffen. Wir erzeugen einen Raum, in dem Spitzenforschung und konkrete Anwendungsprobleme aufeinandertreffen. Bereits in den letzten Jahren durften wir im Rahmen einiger Projekte und Gespräche erleben, wie Forschung und Industrie sich gegenseitig Impulse geben. Konkrete Themen gibt es dafür genug. So werden wir beispielsweise bei Explainable AI weiter zusammenarbeiten. Zudem steht das Feld der Daten-Synthetisierung weit oben auf der Liste.“ Raum zum gegenseitigen Austausch – nach Corona – bietet sich im gesamten Gebäude der Zukunftsmeile 2. Hier gibt es Begegnungsmöglichkeiten, wie gemeinsame Kaffeeküchen, Besprechungsräume, Kreativzonen sowie Pitching-Areas. „Zudem sind die einzelnen Etagen des Gebäudes nicht ausschließlich mit Mitarbeitern des einen oder anderen Unternehmens bzw. der Forschungseinrichtung belegt, sondern durchmischt“,berichtet er weiter. Dr. G. Schomaker fügt an: „Es ist spannend zu beobachten, wie gut und erfolgreich sich Menschen untereinander austauschen. Mit It‘s OWL haben wir solche Prozesse bereits vorgelebt. Nichts wirkt belebender für einen Experten, der in seiner Habitualisierung unterwegs ist, als ein frischer, junger Geist, der mit viel Energie seine Ideen und seinen Spirit rüberbringt. In der Form und auf der Enge habe ich bislang noch kein vergleichbares Modell wie die Zukunftsmeile 2 gesehen.“

Die Corona-Auswirkungen auf die Digitalisierung

In einer Vielzahl von Studien gehen Experten davon aus, dass die Corona-Pandemie der Digitalisierung einen Schub verleihen wird. Bestätigen die Experten diesen Trend? O. Niedung: „Wir nehmen die Pandemie sehr wohl als Beschleuniger wahr – wir haben Projekte in zwei Monaten umgesetzt, für die wir zwei Jahre veranschlagt hatten. Nehmen wir als Beispiel Teams: Hier haben wir die Services in Highspeed angepasst, bis sie bei dem erheblichen und nicht nachlassenden Andrang ausbalanciert waren. Ohne Cloudlösungen wäre vieles gar nicht möglich gewesen. Remote-Zugriffe und dergleichen sind elementar wichtig, aber man benötigt auch die entsprechende Sicherheit und Technologie. Diese sind verfügbar und werden besonders jetzt massiv genutzt.“ Aus Sicht von Microsoft befindet sich die Welt derzeit in einer zweiten Welle der digitalen Transformation, die jedes Unternehmen und jede Industrie betrifft. „Für Unternehmen ist die Fähigkeit, eine eigene digitale Kompetenz aufzubauen, extrem wichtig und wird derzeit verstärkt angenommen. Daraus resultiert Wachstum. Und wir als Microsoft möchten mit unserer umfassenden und vertrauenswürdigen Cloud den Weg ebnen.“ Abschließend verweist er noch einmal auf den IoT-Signals-Report, in dem nahezu jeder dritte Entscheidungsträger angibt, wegen Covid-19 stärker in das IoT investieren zu wollen. „Wir nehmen zudem wahr, dass gerade die KMU zurzeit stärker über Digitalisierung nachdenken“, so O. Niedung.

„Das kann ich bestätigten: Vor Corona waren Digitalisierungsinitiativen besonders in Großkonzernen sowie bei Innovations- und Technologieführern zu finden“, sagt T. Gaukstern. „Im Verlauf des letzten Jahres ist in der Breite das Bewusstsein für digitale Prozesse und Lösungen deutlich gestiegen. Das können wir bei Weidmüller an zahlreichen Anfragen für IIoT- und ML-Lösungen ablesen. Hier machen sich unsere Anstrengungen aus den letzten Jahren jetzt bezahlt: Mit unseren Produkten und Lösungen befähigen wir unsere Kunden, ihre Prozesse, Produkte und Lösungen zu digitalisieren. Überrascht hat mich dabei, wie gut die Kooperation unter den für uns alle herausfordernden Randbedingungen funktioniert. Zu Beginn der Pandemie habe ich befürchtet, dass sich unsere Kunden auf die Absicherung ihres Geschäfts fokussieren und Innovationsprojekte zurückstellen. Diese Fälle hat es auch gegeben. Der überwiegende Anteil der Maschinenbauer hat allerdings die Digitalisierungsinitiativen mit Nachdruck weiter vorangetrieben. Dies kann uns alle zuversichtlich stimmen.“

„Aus meiner Sicht bewirkt die Pandemie, dass veraltete Strukturen und Denkmuster abgelöst werden: Wir arbeiten und kooperieren in einer anderen Form miteinander und gehen erkenntnisorientierter miteinander um“, meint Dr. G. Schomaker. Mit Blick auf seinen eigenen Schaffensbereich gibt er ferner an, dass viele Erkenntnisträger hörbarer und Entscheidungsträger kooperativer geworden seien. Zudem habe man sich im Lauf der Zeit an die digitalen Formate im beruflichen Umfeld, wie Teams, gewöhnt und gelernt, damit umzugehen. „Der Sozioaspekt gewinnt aktuell an Bedeutung: Wir haben durch die Pandemie mehr Freiraum erhalten, müssen aber noch antizipieren, wie wir diesen am besten kooperativ nutzen.“ Diese Frage beschäftige auch die Experten im SICP. „Es geht nicht nur um die Transformation von etwas Funktionalem hin zu etwas Digitalem und auch nicht um die industriepolitische Sicht, sondern um die Verschiebung von Werten: Die Digitalisierung verändert unser komplettes gesellschaftliches Leben – nicht nur Geschäftsmodelle. Werkzeuge, die jetzt Nutzen bringen, sind die Vorbilder. Aspekte, wie Vertrauen, Sicherheit und Kooperation, werden oftmals als Unsicherheiten empfunden, die uns davon abhalten, diesen Weg weiterzugehen. Die Akzeptanzfrage wird aus meiner Sicht ganz von positiven Vorbildern beeinflusst werden. Und je nachdem, wie gut dieser Prozess abläuft, wird das Thema Digitalisierung in den nächsten Jahren fortschreiten.“

https://www.sicp.de/

https://www.microsoft.com/
https://www.weidmueller.de/ 

Inge Hübner
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