Highlights und Kundennutzen im Interview zusammengefasst

Gerhard Alonso Garcia, Vice President MES & Controls bei der Dürr Systems AG

Gerhard Alonso Garcia, Vice President MES & Controls bei der Dürr Systems AG (Quelle: Duerr)

Im Kurzinterview erläutert Gerhard Alonso Garcia, Vice President MES & Controls bei der Dürr Systems AG, die Besonderheiten von DXQanalyze, Kundenvorteile und die weiteren Steps.

Herr Alonso Garcia, bitte beschreiben Sie zunächst kurz die Besonderheiten Ihrer Lösung in eigenen Worten.

G. Alonso Garcia: Es sind vor allem zwei Dinge, die unsere digitalen Lösungen auszeichnen: Zum einen ist es deren Entwicklung in interdisziplinären Teams. Das heißt, sie werden nicht ausschließlich von Data Scientists oder Software-Experten entwickelt, sondern es bringen auch Prozessexperten und Konstrukteure ihr Wissen ein. Dank ihres Domain-Know-hows wissen sie, welche Signale auf welche Prozesse Einfluss haben. Somit verarbeiten unsere Lösungen nur die Daten, von denen klar ist, dass sie für den Prozessverlauf relevant sind bzw. auf eine Anomalie hinweisen. Dadurch reduzieren wir die Anzahl der zu verarbeitenden Daten drastisch.

Die zweite Besonderheit unserer Software-Lösung ist deren Skalierbarkeit. Nehmen wir das Beispiel der Lackieranlage aus dem Text. Sie hat viele hunderttausend Datenpunkte. Der Lackierprozess besteht aus diversen Bearbeitungsschritten, für deren jeweilige Analyse unterschiedliche KI-Algorithmen erforderlich sind. Deshalb haben wir unser Produkt so aufgebaut, dass wir auf der Maschinenebene zum Beispiel mit dem Lackierroboter beginnen. Für ihn haben wir speziell zugeschnittene Algorithmen entwickelt. Sie erkennen beispielsweise Anomalien und Verschleiß. Diese Informationen werden an eine zweite Ebene – eine Art Leitebene – weitergeleitet, wo sie mit zusätzlichen Qualitätsdaten angereichert und weiterverarbeitet werden. Durch die Korrelation der Qualitäts- mit den Prozessdaten lassen sich Rückschlüsse vom Qualitätsdefekt auf mögliche Fehler im Prozess ableiten.

Können Sie ein konkretes Zahlenbeispiel nennen, anhand dessen der Nutzen Ihrer Lösung für den Kunden sichtbar wird?

G. Alonso Garcia: Gerne. Bleiben wir beim Beispiel der Lackieranlage. Hierzu noch einiges Detailwissen vorab: Als Erstläuferquote wird der Anteil an Karossen bezeichnet, die den Lackierprozess ohne Mängel durchlaufen haben. Kleinere Nacharbeiten, wie Schleifen oder Polieren, werden hier hingenommen. Die Erstläuferquote liegt in der Regel bei ca. 90 %. Als Zweitläufer werden Fahrzeugkarossen bezeichnet, die den Lackiervorgang noch einmal durchlaufen müssen. Ihre Quote liegt in unserem Beispiel bei 4%. Und dann gibt es noch 6 % Spot-Repairs. Bei diesen werden die Karossen nach der Qualitätsprüfung ausgeschleust und Handarbeitsplätzen zugeführt, wo eine manuelle Lackierung stattfindet. Die genannten Prozentwerte sind natürlich von Kunde zu Kunde unterschiedlich.

Nehmen wir nun als Beispiel eine Lackiererei mit einer Kapazität von rund 300.000 Fahrzeugkarossen pro Jahr. Die Kosten pro lackierter Karosse belaufen sich im Mittel auf 500 €. Bei einer Steigerung der Erstläuferquote um 2 % sind das umgerechnet 6.000 Karossen, die nicht nachgearbeitet werden müssen. Eine 2%-ige Steigerung der Erstläuferquote bedeutet bei der Zweitläuferquote 2.400 Karossen pro Jahr, bei denen zum einen die Kosten für die Zweitlackierung wegfallen und die zum anderen mehr lackiert werden können. Für die 3.600 Spot-Repaires pro Jahr, die mit jeweils rund 70 € Arbeitskosten pro Karosse verbucht werden, fallen ca. 250.000 € Kosten pro Jahr an. Hinzu kommt, dass es bei einer Steigerung der Erstläuferquote entsprechend weniger Zweitläufer und Handnacharbeiten gibt, wodurch letztendlich wieder Personal an den Handarbeitsplätzen eingespart werden kann. In Summe hätte der Kunde in unserem Beispiel durch den Wegfall der Nacharbeit Einsparungen in Höhe von 252.000 €. Zudem könnte er durch den Wegfall der Zweitläufer 2.400 Fahrzeuge mehr lackieren – was Produktionskosten von ca. 1,2 Mio. € entspricht.

Kurz gesagt: Der Benefit, der durch den Einsatz der digitalen Produkte entsteht, bedeutet eine höhere Qualität, weniger Ausschuss und weniger Nacharbeit. Und je höher die Prozesskosten, desto größer die Einsparmöglichkeiten. Dabei ist die angegebene Steigerung der OEE um 2 % gering angesetzt – in Kundenprojekten haben wir bereits zwischen 7 % und 10 % erreicht.

Bitte geben Sie noch einen Ausblick.

G. Alonso Garcia: Unsere Software-Lösungen können natürlich auch in anderen Branchen eingesetzt werden. Denn: Aus welcher Maschine die Daten gewonnen werden, ist dem Algorithmus egal. Wichtig sind unter anderem die Datenqualität und die Frequenz, in der sie gehoben werden.

Was die Weiterentwicklung von DXQanalyze anbelangt, gibt es noch viele Möglichkeiten, die uns die KI bietet. Was unseren Ideenspeicher anbelangt ist dieser so groß, dass wir die nächsten Jahre ausgelastet sind. Denn es gibt unendlich viele Problemfelder in der Produktion, die mit KI bearbeitet und letztendlich verbessert werden können.

Walter Schubert
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