
Unter anderem in Schiffen werden die Turbolader für Dieselgroßmotoren von Accelleron Industries verbaut. (Quelle: MPDV/Accelleron/AdobeStock)
Die Suche nach einem geeigneten MES begann bereits 2016, als Accelleron noch eine Produktdivision und Marke von ABB war. 2022 erfolgte die Abspaltung und am 3. Oktober des Jahres der Börsengang der Accelleron Industries AG. Die Entscheidung für ein neues MES fügte sich in das weitaus größere Vorhaben ein, die Digitalisierung voranzutreiben, die vorhandene IT-Landschaft zu harmonisieren und die Prozesse zu standardisieren. „Es gab viele Systeme, die über die Fertigung verteilt waren. Unser Ziel war es, alles möglichst kompakt unter einen Schirm zu bringen. Außerdem haben wir ein System gesucht, mit dem wir Papier abschaffen können, das viele Aspekte des Daily Business im Rahmen des Fertigungsauftrags abdeckt und mit dem wir die Fertigung standardisieren können“, fasst der verantwortliche MES-Projektleiter Francesco Silani die Motive zusammen. David Andreatta, der die MES-Einführung von Beginn an als Mitglied des Steering Committee begleitet hat, ergänzt einen weiteren wichtigen Punkt: „Unser bisheriges Fertigungsplanungs-Tool war End-of-Life, der Support war abgekündigt und das System musste ersetzt werden.“ Hinzu kam die Forderung des Managements, die Grundlagen zu schaffen, um wichtige Fertigungskennzahlen wie die Overall Equipment Effectiveness (OEE) über unterschiedliche Prozesse vergleichbar und transparent darstellen zu können.
2018 nahm das Projekt an Fahrt auf und nach einer Auswahlphase, in der etwa 30 Mitbewerber nach einem detaillierten Kriterienkatalog bewertet wurden, folgte die Entscheidung: MES Hydra landete auf der Shortlist und machte schließlich das Rennen. „Hydra konnte unsere Kriterien als Unternehmen in der diskreten Fertigung mit Stückzahl 1 genauso wie in einer Produktion mit Losgrößen von mehreren hundert Stück optimal abdecken – und alle Annahmen, die wir vorab getroffen haben, haben sich in der Umsetzung bestätigt“, so D. Andreatta weiter. Besonders die Modularität des Systems hebt er hervor: „Das hat uns einerseits geholfen, das Projekt sehr agil abzuwickeln, andererseits ermöglicht es uns, nur das zu nutzen, was wir wirklich brauchen.“
Die Vorteile des MES
Auf die Entscheidung folgte eine Designphase und schließlich der etwa zweijährige Roll-out. Seit Herbst 2023 läuft Hydra in allen Divisionen im Produktivbetrieb. Doch die ersten Erfolge zeigten sich schon früher: „Die millimeterdicken Papierheftchen, die noch vor einem Jahr über die ganze Fertigung verteilt waren, sind jetzt weg. Diese Heftchen wurden am Anfang eines Auftrags vom Teamleiter gedruckt, manuell ausgefüllt, gestempelt, eingescannt und schließlich archiviert“, berichtet F. Silani. Das alles sei weggefallen. Heute sei der Prozess digital, der Teamleiter initiiert einen Fertigungsauftrag, der Bediener sieht ihn am Terminal und am Ende gibt es eine PDF-Laufkarte. „Ein Knopfdruck und alles ist erledigt. Pro Teamleiter sparen wir so je nach Fall bis zu geschätzt einer halben Stunde am Tag.“
Auch ein weiteres Beispiel verdeutlicht den Nutzen von MES Hydra: Seitdem die Software im Einsatz ist, macht Accelleron bedeutend weniger Seriennummernfehler, die potenziell Kundenbeschwerden nach sich ziehen. Laut D. Andreatta ist es bis dahin immer wieder vorgekommen, dass beim Kunden etwas falsch angeliefert wurde, was gravierende Auswirkungen haben kann. F. Silani ergänzt: „Durch Hydra merken wir sofort in der Fertigung, dass etwas nicht stimmt, weil der Bediener etwas nicht scannen kann. In den ersten sechs Monaten nach Einführung der MPL konnten wir allein in einer Abteilung zehn solcher Fehler verhindern.“
Auch die Werkerführung ist ein großer Gewinn für Accelleron. „Das System kann so begleitend gestaltet werden, dass man Mitarbeiter flexibel in den unterschiedlichen Abteilungen einsetzen kann, ohne dass sie langwierig eingelernt werden müssen“, freut sich F. Silani. Alles in allem habe die Produktion dank Hydra enorm an Transparenz gewonnen und man habe dadurch Ineffizienzen erkannt, die sich nun im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung schnell beseitigen lassen können. Doch der faszinierendste Aspekt für F. Silani ist, dass das Unternehmen einen übergreifenden Standard eingeführt und mit MES Hydra die Möglichkeit geschaffen hat, Optimierungen sofort auf 17 Bereiche zu skalieren und in dem Umfang auch sofort auf Probleme reagieren kann.