Die Herausforderungen des Projekts

Turbolader

Die größten Turbolader können mehrere Tonnen wiegen und einen Durchmesser von etwa zwei Metern haben. (Quelle: Turbo Systems Switzerland Ltd.)

Die Werkerführung

Die Werkerführung ermöglicht es, Mitarbeiter flexibel in unterschiedlichen Abteilungen einzusetzen, ohne sie langwierig einarbeiten zu müssen. (Quelle: Turbo Systems Switzerland 2016)

Mit MES Hydra die Produktionsdaten auf unterschiedlichen Devices im Blick haben.

Mit MES Hydra die Produktionsdaten auf unterschiedlichen Devices im Blick haben. (Quelle: MPDV/Adobe Stock/haosame)

Zu den Herausforderungen zählte beispielsweise eine große Systemmigration, die parallel zum MES-Projekt lief. Diese verhinderte bis dahin, dass manche Themen wie ursprünglich geplant vorangetrieben werden konnten. Für Accelleron war immer von oberster Priorität, dass insbesondere die sensiblen Bereiche wie die Montagelinien perfekt funktionierten.

Laut F. Silani hat sich das Team im Rahmen des Projekts außerdem die Stammdaten sehr genau angeschaut und eine gewaltige Aufräumaktion gestartet: „Wir haben aus all den unterschiedlichen Excels mit all den verschiedenen Prüfmerkmalen, die über mehr als 20 Jahre gewachsen waren, Standards geschaffen, ins SAP gebracht und eine Schnittstelle eingeführt“, erinnert er sich. Das kostete Zeit und verlangsamte das Projekt ebenso wie die Tatsache, dass IT und Projektteam mehrere Divisionen bedienen, die ihre Prozesse unterschiedlich leben. D. Andreatta konkretisiert: „Wir mussten intern mit diversen Stakeholdern diskutieren und Überzeugungsarbeit leisten, dass erst die Daten glattgezogen werden müssen, bevor wir die MES-Module aktivieren können.“ 

Ein weiteres großes Thema war, dass Accelleron beträchtliche Komplexitätssprünge im MES-Standard schaffen wollte. Denn von einfachen Rückmeldungen an Maschinen bis zu Montagelinien, an denen alles perfekt zusammenspielt, sollte alles darin abgebildet werden. Wie wichtig auch hier der Blick fürs Detail ist, weiß F. Silani: „Es muss alles optimal abgebildet sein, da schon ein kleiner Fehler im digitalen Zwilling große Mehraufwände bedeuten kann. Eine einzige Einstellungsänderung wirkt sich schnell auf 50 Maschinen aus – deshalb muss wirklich alles passen und jeder Schritt gut durchdacht sein.“

Der Weg zum Erfolg

Accelleron hat durchweg hohe Ansprüche – nicht nur bei der Produktqualität, sondern über alle Unternehmensbereiche hinweg. Um den kundenindividuellen Nachfragen gerecht zu werden, produziert das Unternehmen auf vielerlei Maschinen und hat zahlreiche Prozesse definiert. „Wir verwenden in der Fertigung nicht nur Drehmaschinen, wir haben eine enorm differenzierte Palette und dementsprechend viele Arbeitsweisen. Daher haben wir MES Hydra in einer Eins-zu-eins-Betreuung eingeführt. Wir haben die Bildschirme hingestellt, das AIP hochgefahren und sind gemeinsam mit den Bedienern jeden Schritt durchgegangen“, erklärt F. Silani. Das MES-Team habe sich agil angepasst und versucht, schnell zu erkennen, was den Bediener bei seiner Arbeit stört. Schließlich sei er der Kunde Nummer eins des MES-Projekts und „nur wenn der Bediener happy ist, benutzt er das System auch“.

Zu den weiteren Erfolgsfaktoren zählte laut D. Andreatta eine Kommunikation auf Augenhöhe mit allen Projektbeteiligten: „Es gibt große Unterschiede zwischen Shopfloor und IT, also brauchte es jemanden, der die Anforderungen aus dem Shopfloor in IT-Sprache formuliert. Wir haben dafür ein Team geformt, das die Brücke zwischen den beiden Bereichen schlägt.“ Das Team Value Chain Digitalization habe diese Translator-Rolle so gut ausgefüllt, dass eine hohe Akzeptanz bei den Kollegen auf dem Shopfloor erreicht wurde. „Wir haben eine große Umfrage zum MES gestartet, die zeigt, dass die Bediener das System gerne nutzen und sich freuen, dass manuelle Tätigkeiten wie das Ausfüllen von Papier abgeschafft wurden. In fast allen Abteilungen hat das MES gut oder sehr gut abgeschnitten“, legt F. Silani dar. Und dort, wo er und sein Team Optimierungspotenziale erkannt haben, ist man mit den Beteiligten ins Gespräch gegangen und hat erörtert, wie es besser geht.

Es zeigt sich, wie eng der Erfolg des Projekts an das gute Change Management geknüpft ist. Dafür habe man täglich mit den Teamleitern zusammengearbeitet. „Es ist wahnsinnig wichtig, neben dem Management auch die Teamleiter und Key Player in der Fertigung hinter sich zu haben. Wenn es an einem Tag mal hakt, erinnern diese ihr Team an die langfristigen Verbesserungen und motivieren sie weiterzumachen“, so F. Silani.

Ausblick

Schon jetzt seien sich die Abteilungen der vielen Möglichkeiten bewusst und hätten erkannt, welchen großen Nutzen und welche Einsparpotenziale MES Hydra mit sich bringt. Vor allem die beiden Continuous Improvement Divisionen tragen ihre Ideen an das Team Value Chain Digitalization heran, mit denen sich laut F. Silani von kleinen bis großen schnell skalierbare Quick Wins erzielen lassen. 2024 wolle man sich diesen und weiteren Systemoptimierungen widmen. Viele der Anpassungen übernimmt Accelleron selbst. Das Wissen dazu hat das Unternehmen während der vergangenen Jahre intern aufgebaut. Eigene Mitarbeiter haben dafür das Zertifizierungsprogramm von MPDV durchlaufen.

Für D. Andreatta ist MES Hydra auch aus IT-Sicht ein großer Gewinn – und wird es langfristig bleiben: „Wir haben eine Plattform eingeführt, die es uns ermöglicht, den Enterprise-Layer mit dem ERP vom Manufacturing-Bereich zu entkoppeln. Mit dem MES-Layer, in dem wir die transaktionalen Themen abbilden, werden wir der immer höheren Verfügbarkeit der Fabrik gerecht. Wir können so Downtimes verringern, in denen SAP aufgrund von Wartungszyklen nicht zur Verfügung steht“, erläutert er abschließend einen weiteren Vorteil.

 

 

 

Andrea Berneker Marketing Manager bei MPDV Mikrolab GmbH in Mosbach
2 / 2

Ähnliche Beiträge