Aufmacherbild zum Industrie 4.0 Barometer 2023 von MHP

MHP und LMU München veröffentlichen Industrie 4.0 Barometer 2023 (Quelle: MHP)

Für zwei Drittel der befragten Unternehmen ist die Unsicherheit beim Return on Investment (ROI) das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes Engagement bei der Digitalisierung und Automatisierung. "Durch den extremen Fokus auf Wirtschaftlichkeit in allen Belangen werden die Unternehmen gelähmt. Nur die wenigsten von ihnen sind bereit, die notwendigen Ressourcen aufzubringen, um langfristig und zukunftsorientiert zu investieren", argumentieren die MHP-Experten. 

Dr. Walter Heibey, Partner bei MHP: „Unternehmen haben zwar aus den vergangenen Krisen gelernt – insbesondere in Bezug auf Lieferengpässe – und können mittlerweile durch erfolgreiche Implementierung von Industrie-4.0-Technologien ihre Produkte über die gesamte Supply Chain deutlich besser orten. Es fehlen jedoch nach wie vor ganzheitliche Vernetzungen des Shopfloors. Ein Grund dafür ist, dass durch den Fokus auf Wirtschaftlichkeit Investitionen in ganzheitliche Automatisierungslösungen vernachlässigt und mehrheitlich nur Insellösungen umgesetzt werden.“

Das gilt laut den Experten insbesondere bei der Digitalisierung des Shopfloors. Eine der größten Hürden bei der Realisierung einer ganzheitlichen Vernetzung des Shopfloors sei die unklare Rentabilität der infrage kommenden Industrie-4.0-Technologien. Die größte Wirkungsfähigkeit wird hier vor allem zwei Technologien zugesprochen: dem autonomen Transport (43 %) und der künstlichen Intelligenz (39 %).

USA und UK führen bei Kreislaufwirtschaft

Wirtschaftlichkeit hat Vorrang vor Qualitäts-, Flexibilitäts- und Effizienzsteigerungen: Beim Thema Nachhaltigkeit steht der Effizienzgedanke im Vordergrund. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, Projekte oder Prozesse weiterlaufen zu lassen, auch wenn diese nicht im Einklang mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen stehen. Bezüglich der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) Reduce, Reuse, Recycling, Redesign und Refurbish steht bei 67 % das Reduce-Prinzip im Vordergrund – also der Senkung von Energie- und Materialverbrauch sowie von Abfallmengen.

Im internationalen Ländervergleich stehen das Vereinigte Königreich und die USA an vorderster Position beim Streben nach Nachhaltigkeit. Mit großem Abstand folgt der DACH-Raum. "Hier besteht noch wesentlicher Nachholbedarf bei Themen wie der Kreislaufwirtschaft", geben die Experten an. Als weiter abgeschlagen werden chinesischen Unternehmen genannt. "Hier spielen viele nachhaltige Strategien eine untergeordnete Rolle. Dennoch kann man auch dort beobachten, dass Unternehmen anfangen, sich für nachhaltige Lösungen zu interessieren. Dies zeigt sich in der bewussten Vermeidung von Externalitäten wie Lärm und Luftverschmutzung, letztlich ausgelöst auch durch gesetzliche Vorgaben", heißt es in der MHP-Meldung.

„Eines der größten Probleme in Bezug zur Nachhaltigkeit sind die hohen Aufwände, die zur Verbesserung betrieben werden müssen. Die Folge: Themen werden nur oberflächlich behandelt“, erklärt Dr. Walter Heibey, Partner bei MHP.

Das Industrie 4.0 Barometer 2023 hält für alle untersuchten Regionen fest: 46 % aller Unternehmen haben Umwelt- und Klimaschutz als zentrales strategisches Ziel definiert und konkrete Zielvorgaben abgeleitet. Bei mehr als der Hälfte aller Unternehmen gibt es eine Organisationseinheit oder ein Gremium, das sich mit Nachhaltigkeit befasst und dem mindestens ein Mitglied des Top-Managements angehört. 40 % der Befragten empfinden die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele als wirksam. Nur 18 % sagen, dass die Ziele nicht wirksam sind.

Dr. Christina Reich, Professorin an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management sowie Senior Management Consultant bei MHP: „Das Bewusstsein für eine ressourcenschonende Produktion steigt aufgrund von unsicheren Lieferketten und Rohstoffknappheit, die nun auch die eigene Produktion betreffen. Dies könnte der lange überfällige Treiber für eine nachhaltigere Produktion sein.“

DACH-Region verliert weiter

Dass Deutschland, Österreich und die Schweiz bei der Digitalisierung der Produktion schlecht abschneiden, ist bekannt. Auch im diesjährigen Industrie-4.0-Barometer liegen sie klar hinter China, Großbritannien und den USA – und die Lücke wächst.

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