DACH muss aufholen

Grafische Darstellung eines Ergebnisses aus der Studie Industrie 4.0 Barometer 2023

Grafik aus der Studie Industrie 4.0 Barometer 2023 (Quelle: MHP)

"Dynamische Unternehmen, vor allem aus dem asiatischen Raum, investieren gewaltige Summen und haben so bereits viele der westlichen Wettbewerber hinter sich gelassen", geben die MHP-Experten an. Und beim Thema Shopfloor-Automatisierung wird deutlich, wie groß diese Lücke aktuell ist. So sind bei Unternehmen aus dem DACH-Raum, UK und USA lediglich rund 44 % der gesamten Produktionsprozesse automatisiert. In China sind es 69 %.

"Wenn es um den Einsatz von autonomen Maschinen und Robotern, beispielsweise fahrerlose Transportsysteme geht, hat nur ein Drittel der Unternehmen weltweit diese Technologien überhaupt im Einsatz", hat MHP herausgefunden. Immerhin planen 36 % der Befragten den Einsatz und 28 % testen die Technologie bereits. Ein Viertel der befragten Unternehmen (international) geht sogar davon aus, dass sie besser hinsichtlich teil- und vollautomatisierter Produktionsprozesse dastehen als ihre Konkurrenten. "Wenn jedoch erst die Hälfte der Produktionsprozesse automatisiert ist, herrscht hier bei den Verantwortlichen nicht nur ein trügerisches Selbstbild, sondern auch entsprechender Nachholbedarf", sind die Experten überzeugt. 

Prof. Dr. Johann Kranz von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München: „Wer den Fokus nur auf bestimmte Technologien aufgrund des ROI legt, wird den Digitalisierungssprung auf das nächste Level nicht schaffen. Eine ganzheitliche Implementierung von Industrie-4.0-Technologien ist der Schlüssel, um das volle Potenzial – Effizienz und Flexibilität – auszuschöpfen. Nur dann lässt sich auch ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil sichern.“

Aktuelle Hemmschuhe

Als große Hemmnisse bei der Implementierung von Industrie-4.0-Technologien werden der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden und fehlende Weiterbildungsmaßnahmen genannt. Entsprechend schwer falle es vielen Unternehmen, Digitalisierungsprojekte zu realisieren. Das wird insbesondere in der DACH-Region deutlich: "Über die Hälfte der Unternehmen hat Probleme, qualifizierte Mitarbeitende einzustellen. Vorhandenes Personal lässt sich kaum nutzen, da dieses zu sehr in das Tagesgeschäft eingebunden ist. Auch die Weiterbildung gestaltet sich schwierig. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ist unzufrieden mit den angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten", heißt es von MHP-Seite.

Viele Unternehmen haben laut den Beratern aus den vergangenen Krisen – insbesondere in Bezug auf Lieferengpässe – gelernt, und können mittlerweile durch erfolgreiche Implementierung von Industrie-4.0-Technologien die Supply-Chain-Transparenz erhöhen. Auch sei die IT-Sicherheit deutlich stärker in den Fokus gerückt: "Unternehmen investieren mehr in Cyber-Sicherheit und gehen bewusster damit um. Treiber dieser Entwicklung ist sicherlich auch die überproportional ansteigende Anzahl an IT-sicherheitsrelevanten Vorfällen – sprich Angriffen auf die IT – in den vergangenen zwei Jahren", lautet die Einschätzung.

Andreas Henkel, Associated Partner bei MHP: „Wir nehmen eine erschreckende Zahl an Unternehmen wahr, die in den zurückliegenden zwei Jahren durch einen IT-sicherheitsrelevanten Vorfall geschädigt worden sind. Eine mangelhafte Sensibilisierung und Unachtsamkeit der Mitarbeitenden stellen dabei häufig den Angriffsvektor dar."

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