Modulare Integration vom Shopfloor über MES bis zum ERP

Als Grundvoraussetzung für eine vertikale Integration muss zunächst geklärt werden, welche Funktionalitäten welches System abbildet. Als Rahmen bietet sich hier insbesondere die VDI-Norm 5600 an, welche MES in zehn Module untergliedert.

Die modulare Architektur ermöglicht es Unternehmen, eine für ihren Anwendungsfall passende Lösung zu identifizieren und so punktgenau die Auflösung auf dem Shopfloor zu erhöhen. In zahlreichen ERP- und MES-Einführungsprojekten erzeugt diese Vielfalt jedoch auch eine hohe Komplexität. Viele der Systemfunktionen eines MES benötigen eine direkte Verbindung zu ERP-Funktionalitäten, um Auftragsdaten zu referenzieren oder übergeordnete Planungstätigkeiten zu unterstützen. Darüber hinaus findet gerade auf dem Anbietermarkt ein großer Kampf um Funktionsmodule statt, sodass es insbesondere für kleinere Unternehmen schwer ist, die für sich optimale Systemlandschaft zu finden. Ausgehend von den Funktionsmodulen des MES werden Schnittstellen zum ERP-System aufgebaut. Am Beispiel der Datenerfassung lässt sich die Komplexität verdeutlichen. In diesem Themenfeld fordern viele Unternehmen eine hohe Transparenz, um den Auftragsfortschritt exakt verfolgen zu können. Im Kern steht hierbei die Rückmeldung von spezifischen Events auf dem Shopfloor. Ob diese Funktionen jedoch einen realen Nutzen haben oder in der praktischen Anwendung zu unnötiger Mehrarbeit führen, wird von vielen Unternehmen außer Acht gelassen. Für diese Entscheidung müssen sowohl Kundenforderungen als auch Qualitätsforderungen, technische Ausstattung sowie die Prozessgestaltung berücksichtigt werden. In zahlreichen Beratungsprojekten ist daher zu erkennen, dass der mit Digitalisierung einhergehende Nutzen von Unternehmen fehlinterpretiert wird. Für eine vertikale Integration der Datenströme sind in Bezug auf die erzeugten Schnittstellen und Funktionen die entsprechenden Systemverantwortlichkeiten zu definieren. Es ist weiterhin zu bestimmen, welches System (ERP oder MES) die Datenhaltung verantwortet und in welcher Beziehung (beispielsweise Meldepflicht) die Systeme stehen. Erst danach kann die Systemintegration vollzogen werden. Im Fokus einer solchen Erhöhung der Fertigungsauflösung sollte immer der Nutzen stehen. Bei der Implementierung muss demnach der Informationsfluss einzelner Events skizziert werden. Eine Rückmeldung einzelner Fertigungsschritte oder Rüstvorgänge muss durch das MES an das ERP weitergegeben werden. Nur so kann das ERP die nötigen Planungsprozesse mit höherer Genauigkeit durchführen. Die Verknüpfung oder Einbeziehung der Rückmeldedaten ist eine der Hauptaufgaben bei der Verschmelzung dieser zwei Systemwelten. Erst, wenn der Bezug der Datenströme aufeinander abgestimmt und die Rückmeldepunkte festgelegt sind, lässt sich aus den erzeugten Datensätzen gemäß dem Leitgedanken des IoP ein Mehrwert erzeugen. Zur Erhöhung der Rückmeldetreue können dann im nächsten Schritt automatisierte Meldefunktionen implementiert werden, um die meist unerwünschte Mehrarbeit der Rückmeldeschritte zu eliminieren.

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