Dr. Jan S. Michels (r.) und Tobias Gaukstern bringen neue Technologien in die Anwendung. (Quelle: Weidmüller)
Als Partner für Smart Industrial Connectivity unterstützt Weidmüller seine Kunden auf ihrem Weg ins Industrial Internet of Things (IIoT). Ziel ist es dabei, innovative, nachhaltige und wertschöpfende Lösungen für die individuellen Anforderungen bereitzustellen. „Wir sehen uns als Pioniere der Verbindungstechnik, aber auch der Digitalisierung – sowohl in der eigenen Produktion als auch in der Entwicklung von Produkten, Lösungen und Dienstleistungen für unsere Kunden. Wir sind Partner bei der Verteilung von Energie, Signalen und Daten und unterstützen unsere Kunden bei der digitalen Transformation und beim Aufbau neuer Geschäftsmodelle“, erklärt Dr. Jan S. Michels, Leiter Cross Divisional Functions bei Weidmüller.
DC-Grids – nächster Hebel zur Steigerung der Energieeffizienz
Das Unternehmen denkt und handelt stets zukunftsorientiert und ist somit gut aufgestellt, um seinen Kunden ausgereifte, zukunftsfähige Lösungen bereitzustellen. Dazu zählt aus Weidmüller-Sicht auch, sich in Forschungsprojekte einzubringen, sich mit weiteren Playern auszutauschen und so wesentliche Themen für die Zukunft aktiv mitzugestalten. Ein wichtiges Element auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft stellt für das Unternehmen die DC-Technologie dar. Gemeint ist damit die Nutzung von Gleichspannung zur Energieversorgung von Industrieanlagen, um beispielsweise die Energieeffizienz in der Produktion zu optimieren. Zudem lassen sich damit Netzqualität sowie Versorgungssicherheit gewährleisten. „Energieeffizienz ist schon lange ein großes Thema – vor allem im produzierenden Gewerbe. Hier gab es zunächst verschiedene Ansätze, die Effizienz zu optimieren, zum Beispiel ungeregelte Antriebe durch geregelte auszutauschen. Zusätzlich wurden beispielsweise Energieeffizienzklassen für Elektromotoren eingeführt. Die Einsparpotenziale, die sich dadurch heben lassen, liegen allerdings in vielen Applikationen im einstelligen Prozentbereich“, erklärt Dr. J. S. Michels. Mit Gleichstromtechnologie sind aus seiner Sicht Einsparungen des Energieverbrauchs um bis zu 20 Prozentpunkte möglich. Gleichzeitig lässt sich die Einspeiseleistung teils auf die Hälfte reduzieren, besonders, wenn DC-Netze mit Speichersystemen kombiniert werden.
Dr. J. S. Michels ist auch stellvertretender Vorsitzender der Open DC Alliance (ODCA). Sie wurde 2022 nach erfolgreichem Abschluss der Forschungsprojekte DC-Industrie und DC Industrie 2 ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Gleichstromtechnik in die breite Anwendung zu bringen und mit dieser Technologie die Nachhaltigkeit und Klimaneutralität voranzutreiben. Das Motto: Energiewende trifft Industrie 4.0.
Dr. J. S. Michels war von Anfang an in den Forschungsprojekten mit unterwegs. Er erinnert: „Zu Beginn wurde das Thema vor allem vom Maschinen- und Anlagenbau, der Intralogistik und der Prozessindustrie getrieben. Das war die Keimzelle und aus diesen Branchen kamen damals auch die Projektpartner, die das Thema dann gemeinschaftlich unterstützt und nach vorne gebracht haben.“ Die Treiber waren neue Technologien für die Leistungselektronik, aber auch die Möglichkeit, Rekuperation breit zur Anwendung zu bringen. Darüber hinaus gibt es Überlappungen in andere Bereiche. „Welches Unternehmen beschäftigt sich in diesen Tagen nicht damit, auch eine Freifeld-Solaranlage auf dem Fabrikgelände zu installieren? Oder versucht, andere erneuerbare Energieerzeugungstechnologien für seine Zwecke zu nutzen? Zum einen, um die Stabilität der Energieversorgung zu erhöhen und zum anderen, um die Energiekosten zu reduzieren. Erneuerbare Energien und damit auch Batteriespeicher rücken aktuell auch im produzierenden Gewerbe massiv in den Fokus“, sagt Dr. J. S. Michels. Der nächste Schub komme aus Richtung der Gebäude-Infrastruktur. „Auch dort werden bereits viele Applikationen über DC betrieben, zum Beispiel die Beleuchtung, die heute größtenteils auf LED setzt; und auch viele Geräte der Büroelektronik arbeiten gleichspannungsbasiert. Deshalb ergibt es Sinn, das DC-Netz auch hierhin auszudehnen und weitere Gewerke wie die Heiz- und Klimatechnik einzubinden“, lautet seine Überzeugung.
Aus den vielen verschiedenen Richtungen angetrieben und befähigt, erwartet sich Dr. J. S. Michels nun den Technologiesprung in die breite Anwendung. Er verweist auf die Dringlichkeit von höherer Energieeffizienz aufgrund des fortschreitenden Klimawandels. „Die DC-Technologie steht auf der einen Seite im Sinne des Technology Push kurz davor, in die breite Anwendung zu gehen. Auf der anderen Seite gibt es einen entsprechenden Market Pull, der aus den Applikationen heraus und durch sehr konkrete Herausforderungen produzierender Unternehmen getrieben wird.“ Aus diesem Grund stellt sich für ihn nicht die Frage, ob die DC-Technologie in die breite Anwendung gehen wird, sondern nur, wie schnell. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet das Systemkonzept aus dem Projekt DC-Industrie2. Es klärt die technischen Grundlagen umfassend und wird teils auch als Grundlage für die Zulassung von DC-Anlagen genutzt. Gleichzeitig ist die ODCA eine wertvolle Plattform, um alle Partner des DC-Ökosystems zusammenzubringen und weitere Applikationen aufzubauen.