Wünsche an den zukünftigen Arbeitgeber

Auf die Frage, ob er schon eine Vorstellung von seinem künf­tigen Job hat, antwortet P. Klehr: „Ich schaue mir demnächst das Projektmanagement bei Hahn Automation an. Und ich denke, wenn mir das Ganze gefällt, würde ich auch versuchen, mich in diese Richtung zu entwickeln. Ich mag projektorientiertes Arbeiten, aber auch die Nähe zur technischen Entwicklung. Ich muss jetzt nicht unbedingt tief eintauchen in die Entwicklung. Stattdessen sehe ich mich eher in steuerungstechnischen oder prozessoptimierenden Aufgaben. Man könnte fast sagen, um eben auch als Wirtschaftsingenieur quasi eine wirtschaftliche Grundlage zu bieten.“ Als Ziel seiner Arbeit gibt er an, innovative Lösungen auf den Markt und dann auch wirtschaftlich an den Start zu bringen. Dabei ist es ihm wichtig, dass sein späterer Arbeitgeber ihm frühzeitig Vertrauen schenkt und Verantwortung überträgt. „Selbstständig Entscheidungen treffen, das ist mir wichtig“, sagt er. Darüber hinaus legt er Wert auf nutzenstiftende Benefits. „Der Obstkorb ist damit übrigens nicht gemeint“, erklärt er schmunzelnd. Stattdessen führt er eine flexibel gestaltbare Altersvorsorge und integrierbare ETF an.

Genauso wichtig ist Mobilität für mich – es muss kein teurer E-Klasse-Firmenwagen sein, aber zum Beispiel die Bezuschussung der Bahncard oder Ähnliches“, gibt er an. „Unterm Strich ist das für den einen oder anderen mehr wert als 100 € oder 200 € mehr Gehalt.“ Darüber hinaus ist für ihn wichtig, dass das Unternehmen zukunftsorientiert agiert. „Also dass es nicht nur auf das aktuelle Geschäftsjahr oder die nächsten drei blickt, sondern darüber hinaus in die Zukunft denkt und investiert.“ Daran schließt sich für ihn auch die Investition in Mitarbeiter in Form von Weiterbildungsmaßnahmen und Entwicklungsmöglichkeiten an.  

Außerdem ist ihm bewusst: „Wir als junge Generation haben den Luxus, dass wir eine riesige Auswahl an Jobangeboten auf Portalen wie StepStone und Co. haben. Und da gewinnt nicht unbedingt die beste Firma mit den besten Angeboten, sondern die, die einfach die beste Stellenausschreibung mit den meisten Informationen veröffentlicht. Das wird oft vergessen.“ 

Er führt den Aspekt Homeoffice an. „Auch wenn mir das persönlich nicht so wichtig ist, kann es für jemanden, der in Bingen lebt und eine Stellenausschreibung eines Dresdner Unternehmens sieht, durchaus wichtig sein.“ Auch beim viel gepriesenen Thema Work-Life-Balance winkt P. Klehr ab: „Wenn mir ein Beruf wirklich Spaß macht und ich auch mal unterwegs bin, dann habe ich auch kein Problem damit, mal 50 Stunden in der Woche zu arbeiten. Derzeit habe ich auch ein Vollzeitstudium und jobbe nebenher. Auch dieser Aspekt ist sicherlich personenabhängig“, meint er. 

Als Nice-to-haves seines zukünftigen Arbeitgebers nennt er unter anderem das Engagement für Studenten. „Vor Studienantritt musste ich beispielsweise ein achtwöchiges Vorpraktikum nachweisen. Und ich hatte massive Probleme, einen Praktikumsplatz zu finden. Viele Unternehmen bieten einen solchen nur für bereits Studierende an.“ Einen guten Austausch zwischen den Abteilungen bzw. unternehmensweit ist aus seiner Sicht ebenfalls wertvoll. Ansonsten eine gescheite technische Ausstattung. „Ich habe im Nebenjob zum Beispiel mal in der Konstruktion gearbeitet. Und wenn man dort als Praktikant einen fünf bis zehn Jahre alten PC zum Konstruieren nutzen muss, ist das wenig sinnvoll: Man möchte einen Befehl ausführen und wartet erst mal eine Minute“, nennt er als Hintergrund. 

Anregung für Unternehmen

Und dann hatte P. Klehr noch die Möglichkeit, eine Botschaft an die Unternehmer zu richten. Auf Platz 1 steht: Vertrauen in den Standort Deutschland und auch in den Nachwuchs. „Auch wenn das Thema Verlagerung verlockend ist, gibt es hierzulande gut ausgebildete Fachkräfte – die Hochschulen sind auf einem guten Niveau. Außerdem ist man dadurch unabhängiger von geopolitischen Schwankungen. Ferner bin ich der Meinung, dass Fachkräfteakquise nicht zwangsläufig teuer sein muss. Wertschätzung, Offenheit, kreative, zeitgemäße Bewerbungsprozesse, Angebote auch für Nebenjob-Praktika – einfach mal ein bisschen über den Tellerrand hinausdenken, das sollten wichtigere Aspekte sein. Vielleicht auch mal jungen ­Talenten die Chance geben, sich in die Stelle hineinzuent­wickeln“, rät er. 

Weitere Optimierungspotenziale scheint es zudem in Richtung der Zusammenarbeit von Hochschule und Industrie zu geben. Früher gab es pro Semester einen „Industrie-Tag“. Seit Corona allerdings nicht mehr. Gut findet er: „Es werden sechs Indus­trie-Seminare pro Semester angeboten.“ Hier informieren Unternehmensvertreter in rund eineinhalb Stunden über ihr Unternehmen und berufliche Möglichkeiten. „Und da muss man sagen, die Räume sind immer voll – meistens zwischen 40 und 50 Studierende, meist aus höheren Semestern – und auch zu den Nachgesprächen bleiben viele.“ Oftmals würden Studierende bei solchen Veranstaltungen Chancen für ihre Abschlussarbeiten ausloten. Daraus würde sich dann eine Win-win-Situation für Studierende und Firmen ergeben: „Steht bei einem Unternehmen ein Projekt an, das in einer Bachelor- oder Masterarbeit umgesetzt werden kann – oder auch verteilt werden kann auf mehrere –, dann ist das doch eine Riesenchance für beide Seiten, finde ich. Als Student hat man ein interessantes Thema, über das man schreiben kann, inklusive Praxisbezug. Dann kann man seinem späteren Arbeitgeber auch direkt vorweisen, dass man bereits praktisch gearbeitet hat. Und als Unternehmer kann man gegebenenfalls aus einem Pool an ­bekannten Talenten seine neuen Mitarbeiter akquirieren“, ­beschreibt P. Klehr als Nutzen. 

„Das hat Wirkung, ebenso wie die Exkursionen, die von ­verschiedenen Professoren organisiert werden. Hier wäre es natürlich schön, wenn Unternehmen den Transfer ins Unternehmen übernehmen würden.“ Und dass solche Angebote ­tatsächlich Nutzen stiften, zeigt er am eigenen Beispiel: „Im letzten Jahr habe ich an der Exkursion zu Hahn Automation teilgenommen. Nun absolviere ich dort ein freiwilliges Praktikum und auch eine Werkstudentenstelle ist bereits im ­Gespräch. Eine solche Exkursion ist nicht nur super wichtig, sondern macht auch großen Spaß.“  

Von geführten Bustouren zu Messen hat er noch nichts gehört, meint aber: „Die Technische Hochschule Bingen ist recht klein. Gerade Fachbereiche, wie Maschinenbau, Wirtschaftsinge­n­ieurwesen und Elektrotechnik, schrumpfen weiter. In meinem Semester sind wir noch ca. 15 Leute. Und selbst wenn man alle Semester zusammenzählt und die Maschinenbauer noch hinzunimmt, wird es schwierig, einen Bus mit 60 Leuten vollzubekommen. Aber prinzipiell wäre ich bei so etwas sofort ­dabei!“ 
 

Inge Hübner
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