Unabhängigkeit der Anwender im Fokus

u-OS verbindet kundenspezifische Software mit dem IIoT und der Automatisierungstechnik

u-OS verbindet kundenspezifische Software mit dem IIoT und der Automatisierungstechnik (Quelle: Weidmüller)

Zwar ist der Markt der offenen Automatisierungssysteme noch sehr jung, dennoch ist Weidmüller nicht der einzige Anbieter am Automatisierungsmarkt, der dieses Offenheitsprinzip verfolgt. Auf die Frage, wo die Differenzierungsmerkmale zu den Marktbegleitern liegen, antwortet M. Flöer: „u-OS ist wirklich offen. Es ist im Kern eine Zusammenstellung von Open-Source-Technologien beziehungsweise De-facto-Standards. Bei der Auswahl der Technologieblöcke ist unsere Maxime, die Unabhängigkeit der Anwender zu wahren. Dementsprechend vermeiden wir proprietäre Erweiterungen der verwendeten Technologien. Wir wollen dem Kunden ein System bieten, welches die Second-Source-Strategie im Bereich der Automatisierung endlich möglich macht. Darum nutzen wir beispielsweise als Laufzeitsystem Native Codesys und nicht ein OEM-spezifisches Derivat.“ Codesys ist eine etablierte herstellerunabhängige IEC-61131-3-Automatisierungssoftware zur Projektierung von Steuerungssystemen. „Die Software bietet dem Anwender Flexibilität und ist im Gegensatz zu OEM-Varianten vollständig hardwareunabhängig, sodass der Anwender eine Second Source aufbauen kann“, erklärt Program Manager M. Flöer.

Und U. Henneboel ergänzt: „Wir werden dabei unsere eigene Automatisierungssoftware von Weidmüller natürlich nicht vernachlässigen. Der Anwender kann diese zukünftig alternativ oder auch parallel zu Codesys auf der Steuerung verwenden. Das Besondere an dieser Automatisierungssoftware sind die Web-basierte Installation auf dem Controller und das einfache Erstellen von Applikationen ohne umfangreiche Programmierkenntnisse und PC-Software.“

Neue IIoT-Steuerungsserie

Auf den Weidmüller-Steuerungen der u-control-M-Serie können unterschiedliche Laufzeitsysteme auf den verschiedenen Rechnerkernen installiert werden. Dadurch ist die Steuerungsserie leistungsfähiger als reine SPS-Lösungen: Sie kann lokale Informationen im gesamten Netzwerk bereitstellen und lässt sich durch Ankopplung von Funktionsmodulen erweitern. „Das macht u-control M3000 und M4000, die wir übrigens ebenfalls im November neu vorgestellt haben, zu zukunftssicheren Systemen für alle Automatisierungs- und IIoT-Aufgaben – und zur idealen Basis für unsere Automatisierungssoftware u-OS“, sagt Product Manager U. Henneboel. „Die Plattformen sind Steuerung und Edge-System in einem.“ Das spart Platz und ermöglicht eine effiziente Datenvorverarbeitung sowie eine präzise Steuerung direkt an der Maschine. Die u-control M3000 erfüllt mit zwei CPU-Kernen bereits alle Standardanforderungen, die u-control M4000 bietet zwei zusätzliche CPU-Kerne, vier Ethernet-Schnittstellen sowie mehr RAM-, NV-RAM- und Flashspeicher für komplexes Edge-Computing in der Automatisierung.

Optional können die Systeme um zusätzliche Schnittstellen erweitert werden, zum Beispiel Feldbusse, Wi-Fi und LTE. Auf diese Weise lassen sich maßgeschneiderte Lösungen mit hoher Zukunftssicherheit realisieren. „Denn ihre hohe Leistungsfähigkeit in Verbindung mit der Mehrkern-Prozessortechnologie macht sie sehr flexibel unter Linux einsetzbar“, informiert U. Henneboel. Linux als offener Standard eignet sich ideal für u-OS, weil es wichtige Eigenschaften für den Einsatz im Automatisierungsumfeld und IIoT-Kontext vereint, wie der Product Manager weiter ausführt. Dazu ist die Echtzeitfähigkeit von Linux vollständig in den Kernel integriert, sodass mit modernen CPU-Systemen Steuerungsanwendungen mit Zykluszeiten von 1 ms realisiert werden können. „In Verbindung mit dem Ethernet-basierten Echtzeitprotokoll OPC UA FX wollen wir zukünftig eine offene, unabhängige und Realtime-fähige OT realisieren. Der Anwender erhält mit u-OS also ein Betriebssystem auf hohem technischem Niveau“, so U. Henneboel, „das laufend weiterentwickelt wird und bei dem auch beispielsweise identifizierte Sicherheitslücken unmittelbar geschlossen werden.“

Bisher läuft u-OS ausschließlich auf der Weidmüller-Steuerungsserie. Dem Offenheitsgedanken folgend, sind zukünftig aber auch andere Hardwareplattformen denkbar, wie M. Flöer ausführt: „Anwender sollen u-OS auch auf Fremdsystemen einsetzen beziehungsweise ihre eigene Firmware auf Basis von u-OS bauen können. Diese Umsetzung planen wir allerdings zu einem späteren Zeitpunkt – auch und vor allem in Abhängigkeit vom Kundenfeedback.“

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