Bild von Burkhard Balz, Executive Vice President Automation Systems bei ­Lenze

Burkhard Balz, Executive Vice President Automation Systems bei ­Lenze: „Wir müssen Service – genauer digitale Services – als gleich­berechtigtes Produkt, als Verbesserung der Maschine verstehen. Mit unserer Plattformstrategie unterstützten wir Maschinenbauer auf ­diesem Weg.“ (Quelle: Lenze)

Herr Balz, Lenze verwendet den Begriff Open Automation rund um seine Plattform Nupano. Bevor wir auf diese zu sprechen kommen, verdeutlichen Sie zunächst bitte kurz Ihr allgemeines Verständnis von offener Automatisierung.

B. Balz: In der IT kennen wir seit Jahren offene Formate wie Docker-Container. Wir nutzen diese selbstverständlich, ohne Barrieren – tagtäglich. Diese Standards müssen wir nun auch in die OT-Welt transferieren und diesen Weg gehen wir bei Lenze. Bei der Hardware sind wir dahingehend schon weiter. Dort setzen wir bereits auf Durchgängigkeit, Skalierbarkeit sowie offene Standards. Mit unserer Plattform bieten wir nun auch jedem Maschinenbauer die Möglichkeit, mit Docker-Containern zu arbeiten: Er kann seine eigenen Applikationen mitbringen, Applikationen anderer Anbieter ausspielen oder unsere Applikationen nutzen. Das Ganze auf einer Industrial-Grade-Platform, die ihn unterstützt, seine Maschinen weltweit zu optimieren, zu warten und zu patchen. 

Nehmen wir ein Beispiel aus unserem täglichen Leben: Wir alle möchten gerne Google Maps auf unserem Smartphone nutzen. Würde nun unser Smartphone-Hersteller diesen Dienst sperren, würden wir sicherlich recht schnell einen neuen Anbieter wählen und uns unabhängig machen. Darum haben die Chinesen ihr eigenes, mächtiges Open-Source-Ökosystem aufgebaut, weil sie bei Android rausgeflogen sind. Das würde unserer Industrie auch passieren, wenn sie Zäune errichtet. Und genau das wollen wir nicht. 

Schönes, anschauliches Beispiel. Und wie haben Sie dieses Verständnis nun in ihrer Open Automa­tion Platform umgesetzt. Bitte erläutern Sie kurz die Lenze-Vision, der Sie mit Nupano folgen.

B. Balz: Wenn das Zusammenspiel von Hard- und Software das Differenzierungsmerkmal im Maschinenbau wird, dann braucht es eine Plattformstrategie beim Automatisierer, beim Maschinenbauer und beim OEM – davon sind wir überzeugt. Unser Hardwareportfolio von der Elektromechanik bis zur Steuerungstechnik ist immer auch wesentlicher Teil unserer Plattformstrategie. Hinzu kommen unsere Asset-Performance-Plattform für digitale Services und neue Geschäfts­modelle sowie Nupano, die zusammen unseren Kunden weitere Wertschöpfung sichern. Wir denken also Hardware und Plattform zusammen. Dabei sehe ich drei Aufgaben für die Plattformen: Mehr Transparenz und Information über die Software im Feld – also die Vereinfachung der Verwaltung von Software. Die zweite Aufgabe: Die Etablierung neuer Funktionen durch Software – höhere Verfügbarkeit, energieeffizienter Betrieb u.v.m. dank unserer Asset-Performance-Plattform – und deren Ver­sionierung und Implementierung im Feld. Die dritte Aufgabe besteht im Patch-Management über den gesamten Maschinenbestand hinweg. Kurz gesagt: Ein Software-Lifecycle-Management samt Optimierung und inklusive Cybersecurity. Aber: Wir stehen gerade am Anfang des Lebenszyklus einer Maschine. 

Sie sind 2022 mit Nupano gestartet. Wie weit sind sie mit Ihrer Open-Automation-Strategie und Ihrer Plattform bislang gediehen?

B. Balz: Wir realisieren mit unseren Kunden Use Cases; unsere Plattform schafft Transparenz und ermöglicht unseren ersten Kunden neue Umsätze. Aktuell fokussieren wir mit unserer Plattform die Build- und Operate-Phase. Ziel ist jedoch die komplette Toolchain über den gesamten Maschinen-Lebenszyklus abzudecken. Die weiteren Phasen reihen sich in den nächsten Monaten und Jahren wie Perlen in einer Kette auf. Wir müssen den gesamten Lebenszyklus der Maschine betrachten – das wird die Herausforderung für die gesamte Branche. Denn beim Recycling der Maschine muss auch noch ­jemand sicherstellen, dass die Daten beispielsweise von der PLC gesichert und gelöscht wurden. 

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