Virtuelle Zusammenarbeit auf sicherer Plattform vom Engineering bis zur Instandhaltung

Noch einen Schritt weiter geht die sogenannte common Remote Service Platform (cRSP). Über die Siemenseigene Plattform können Fernzugriffe auch mit komplexen Anforderungen realisiert werden, ohne dass sich der Nutzer beispiels- weise um Hosting, Einrichtung, laufenden Betrieb etc., kümmern muss. Damit sind auch anspruchsvolle Engineering-, Inbetriebnahme- und Instandhaltungsarbeiten an Automatisierungssystemen sicher via Fernzugriff umsetzbar.

Die in drei weltweit verteilten Rechenzentren aufgebaute und damit hochverfügbare Plattform nutzt vorhandene Kommunikationswege über das Internet (DSL, 3G, 4G, ...) zur sicheren Anbindung über VPN. Eine Anbindung einer Anlage oder Maschine an die cRSP ermöglicht den Zugriff auf das welt- weite Expertennetzwerk von Siemens. Über ein optionales Customer Web Portal sind die Dienste auch Spezialisten von Anlagenbauern und/oder -betreibern von extern zugänglich.

Verbindungen sind ebenfalls nur möglich, wenn sie von beiden Seiten aus aktiv aufgebaut werden, wobei die Kontrolle immer beim Anlagenbetreiber bleibt. Die Lösung erfüllt alle ISO/IEC-27001-Definitionen für ein dokumentiertes Informationssicherheits-Managementsystem, unter anderem mit verschlüsselter End-to-End-Kommunikation, Zwei-Faktor-Authentifizierung und Zugriff-Logging.

Damit sind die Voraussetzungen für eine Vielzahl von Einsatz- fällen gegeben, zum Beispiel das Remote Desktop Sharing unter Einhaltung industrieller Security-Standards, wie IEC 62443, und Safety-Richtlinien, beispielsweise beim Zugriff auf Parametrier-Software für Feldgeräte, wie Simatic PDM oder im Engineering des Prozessleitsystems über das Simatic PCS 7 ES mittels Jump-Host und darüber auf die Software angeschlossener Systeme/Feldgeräte für Engineering-Aufgaben. In einem konkreten Fall konnten Programmierer den mit dem Lockdown abgebrochenen Factory Acceptance Test (FAT) via cRSP aus der Ferne zu Ende führen; in einem anderen eine für krisenrelevante Grundstoffe umgerüstete Produktionsanlage rechtzeitig in Betrieb nehmen.

Immer komplexere Maschinen und Anlagen erfordern immer umfassenderes Wissen aller damit befassten Mitarbeiter. Im Fall von Störungen bei der Inbetriebnahme sowie im Betrieb oder gar Ausfällen von Anlagen gilt es, schnell Fehlerursachen zu lokalisieren, richtig zu agieren und die Stillstandszeiten kurz zu halten. Dazu können Spezialisten sowohl aus den Reihen des Betreibers als auch von Produkt- oder Anlagenherstellern mit ihrem Expertenwissen beitragen. Mit industriefesten Siemens Process Industry Expert Service Devices (Sipix SD) für die fernunterstützte Zusammenarbeit (Remote Assisted Collaboration). Damit ist es möglich, Servicetechniker vor Ort videobasiert von einem oder mehreren Experten anzuleiten und zu lenken. Videobild und Ton werden über einen autarken, gesicherten Kommunikationskanal auf ein Service Device (Industrie-Tablet) übertragen. Dieser Kommunikationskanal wird wieder durch die cRSP bereitgestellt. Zur Auswahl stehen drei Varianten für den Einsatz bis in Ex-Zone 1. Daran lassen sich weitere Geräte anschließen, beispielsweise einart-Modem, eine Helmkamera oder eine (optionale) Datenbrille. Letztere überträgt visuelle Informationen des/der Spezialisten ins Blickfeld des Mitarbeiters vor Ort, zum Beispiel schriftliche oder handskizzierte Anweisungen für den Austausch von Komponenten – prinzipiell beliebiger Hersteller. Der Servicetechniker vor Ort hat damit beide Hände frei und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren Alternativ ist mit Sipix SD auch ferngeleitetes „Training on the Job“ einfach möglich.

3 / 4

Ähnliche Beiträge