Konkrete Anwendungen

Abbild Andreas Müller

Bild 2: Andreas Müller (Quelle: ZVEI)

„Vorstellbar ist etwa die Überwachung von Transportbehältern, die prozesstechnische Erzeugnisse zum Anwender oder direkt zum Kunden bringen“, schildert B. Rauscher einen möglichen Anwendungsfall. „Permanente Informationen über aktuelle Position und Füllstand können mittels 5G mit einem einheit­lichen Kommunikationsstandard übertragen werden, ohne ständig von einem System zu einem anderen wechseln zu müssen.“ Dr. L. Wis­niewsky sieht ebenfalls viele Möglichkeiten mit 5G. Gleichwohl wird man aber „nicht alle bisher eingesetzten Standards in der drahtlosen Kommunikation durch 5G ersetzen können, sondern nur einige ablösen – vergleichbar mit dem Einsatz von TSN in der Feldbuswelt“. Seiner Einschätzung nach wird der zunehmende Einsatz von 5G in der Industrie ein „kontinuierlicher Prozess“. Einsatzchancen sieht er ebenso in der Feld­ebene, auch wenn nicht alle eingesetzten Technologien ersetzt werden.

„Ein weiterer Anwendungsfall für 5G könnte auch die Namur Open Archi­tecture sein“, ergänzt B. Rau­scher. 5G bietet einen parallelen, zudem drahtlos realisierbaren Kommunikationspfad, mittels dessen man Daten parallel zur klassischen Hierarchie übertragen kann. Dr. A. Mül­ler betont, dass besonders im Hinblick auf die Prozess­industrie die kabellose Übertragung ein wesentlicher Vorteil ist, da damit neben der besseren Einsatzmöglichkeit auch in rauen Umgebungen ein erheblicher Mobilitätsgewinn einhergeht. Das zahle sich insbesondere bei Assistenzsystemen für Benutzer und bei der Wartung aus.
Ein prädestinierter Anwendungsfall sind laut Dr. A. Müller fahrerlose Transportsysteme: Hier lässt sich beispielsweise mittels 5G Intelligenz vom sich bewegenden Fahrzeug in eine lokale Edge Cloud verlagern, was neue Funktionen ermöglicht und gleichzeitig erhebliches Kosteneinsparungspotenzial bietet. Ebenso können Anlagen besser auf- und nachgerüstet werden, da bei vorhandener Infrastruktur Sensoren und Aktuatoren einfach angebaut werden können und schnell im System zur Verfügung stehen. „Mit 5G wird nicht nur kommuniziert, sondern mittel- bis langfristig können mit derselben Infrastruktur auch Geräte schnell, präzise und effizient lokalisiert werden“, schließt er an. Die Einsatzmöglichkeiten einer solchen inte­grierten, hochpräzisen Lokalisierung sind enorm.

„5G bringt die Fähigkeit zum Handling zeitkritischer Prozesse mit“, unterstreicht Dr. U. Dropmann. Außerdem ist die Technologie dahinter weniger anfällig für Stö­rungen. Für H. Schüttler sind die Möglichkeit der Kombination unterschiedlicher Technologien in einem Netz, Echtzeitfähigkeit mit draht­loser Technologie, die Verfügbarkeit relativ breitbandiger Netze sowie die Möglichkeit der Vernetzung relativ vieler Sensoren auf relativ engem Raum die Innovationstreiber, die zu neuen Anwendungen führen werden. „Dazu kommt die deutlich verbesserte Zuverlässigkeit“, ergänzt auch er. „Die Kombination dieser Vorteile in einem Netz ist die eigentliche Neuheit.“ Allerdings wird die Echtzeitfähigkeit sicher nicht für die ganz schnellen Motion-Control-Anwendungen reichen.

2 / 5

Ähnliche Beiträge