Frequenzvergabeverfahren im Fokus

Abbild Lukasz Wisniewski

Bild 3: Lukasz Wisniewski (Quelle: ZVEI)

Ein Diskussionspunkt zwischen den Experten ist die Entscheidung der Bundesnetzagentur zur Vergabe von 5G-Frequenzen in Deutschland, die neben der bundesweiten Versteigerung von Frequenzen auch die Zuteilung lokaler und regionaler Frequenzen auf Antrag vorsieht. „Wichtig ist im Frequenzvergabeverfahren, dass das Spektrum fair und vernünftig verteilt wird“, ergänzt H. Schüttler. Für Deutschland als führender Standort in der Automatisierungsindustrie sei es wichtig, ein möglichst breites Spektrum zur Verfügung zu haben und so auch „die Zukunftsfähigkeit unserer Produktion zu gewährleisten.“

Kleinere Differenzen zwischen ­Telekommunikations- und Fertigungsindustrie sind zwar feststellbar, dennoch habe man sich beim ZVEI in der 5G-ACIA (5G-Alliance for Connected Industries and Automation) zusammengefunden, um den bestmöglichen gemeinsamen Nutzen zu erzielen. Benötigt würden „einerseits Netze in der Fläche, um möglichst alle Kommunikationsbedürfnisse zu erfüllen, gleichzeitig braucht man an bestimmten Hotspots dedizierte Bandbreiten, um die Fertigungsindustrie in die Lage zu versetzen, sichere Netze zur Gewährleistung ihrer Produktion zu nutzen“, stellt H. Schüttler heraus. Auch Dr. A. Müller kennt die „verschiedenen Sichtweisen auf den Netzbetrieb“, verursacht durch die unterschiedlichen Anforderungen von Kommunikations- und Fertigungstechnik.

Eine wesentliche Frage ist zum Beispiel, ob man für produktionstechnische Prozesse auf das Netz der Telekom zurückgreifen oder ein eigenes gekapseltes Netz etablieren soll. „Hier gibt es unterschied­liche Stimmen“, weiß er zu berichten. Endanwender mit hohen Anforderungen an die Sicherheit werden eher ein eigenes Netz befürworten, zudem sind haftungsrechtliche Fragen, etwa bei Produktionsausfällen, von Belang. „Aus meiner Sicht wird es sowohl die Nutzung öffent­licher Netze als auch die Etablierung eigener Netze geben“, schließt Dr. A. Müller an. Das hängt von der Größe bzw. den Kapazitäten des ­jeweiligen Anwenders und dessen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, die Verfügbarkeit und die Sicherheit ab. Eine „Motivation, größere gesicherte Netze aufzubauen“, sieht B. Rauscher „ebenso in der Chemieindustrie, da man dort kein öffentliches Netz verwenden möchte, um Sicherheit und Verfügbarkeit selbst in der Hand zu haben.“

Für H. Schüttler ist klar, dass die Kernkompetenz vieler mittelständischer Fertigungsunternehmen nicht in der Telekommunikation liegt. „Wir als Telekom werden daher für die mittelständische Industrie Netzwerke betreiben.“ Für diese Zielgruppe soll es spezielle Lösungen geben, die genau deren Anforderungen Rechnung tragen.

Die für die Frequenzvergabe zuständige Bundesnetzagentur hat sich wohl schon darauf eingestellt, dass nur eine Kombination von nationalem Rollout sowie eine bedarfsgerechte Versorgung von Wirtschaftsstandorten in der Fläche auch mit lokalen Frequenzen sinnvoll ist. Für Dr. U. Dropmann ist vor allem wichtig, „dass genügend Bandbreite für eine sichere Kommunikation zur Verfügung steht, um verschiedene Dienste realisieren zu können.“

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