Hans Beckhoff, geschäftsführender Inhaber von Beckhoff Automation

Hans Beckhoff, geschäftsführender Inhaber von Beckhoff Automation (Quelle: Beckhoff)

„Die wirtschaftliche Entwicklung sehen wir derzeit akzeptabel positiv" stellt H. Beckhoff fest. „Als wachstumsverwöhntes Unternehmen können wir seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt auf 15 % jährliches Umsatzwachstum zurückblicken." Dieses Wachstum konnte jedoch in 2019 nicht erzielt werden. Schon ab Mitte 2018 hatte sich laut dem Geschäftsführer eine kräftige Reduzierung des Auftragseingangs gezeigt, insbesondere bei den Stammkunden aus dem Maschinenbau. Der Geschäftsführer ist jedoch zufrieden: „In 2019 haben wir mit 903 Mio. Umsatz in etwa das Vorjahresniveau (–1 %) erreicht, ein akzeptables bis gutes Ergebnis unter den gegebenen Rahmenbedingungen."

Mittlerweile steuert Beckhoff China 20 % am Gesamtumsatz des Unternehmens bei. Vor allem Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen, Windenergieanlagen sowie der allgemeine Maschinenbau sind hier die Erfolgsfaktoren. Die Umsatzentwicklung in den einzelnen Ländern ist in 2020 unterschiedlich: China liegt im Plus, Europa ohne die DACH-Region ist ausgeglichen, in Deutschland verzeichnet Beckhoff Automation allerdings ein höheres einstelliges Minus. Dies liegt vor ­allem im Investitionsgüterbereich begründet: Der Maschinenbau ­leidet zum einen aufgrund der Entwicklungen im Automobil­bereich und zum anderen an dem weltweit reduzierten ­Geschäft wegen der Corona-Krise und den Spannungen im weltweiten Handel. Im Gebäudesektor ist allerdings auch in Deutschland kein Rückgang zu verzeichnen. „In der Summe führt das zu weniger Wachstum, als wir das in den letzten Jahren gewohnt waren", schließt er an.

Wachstum trotz Corona-Krise in 2020

„Während der Corona-Krise waren unsere Produktion und die Lieferfähigkeit zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt", äußert H. Beckhoff. „Wir hatten und planen auch keine Kurzarbeit, wir arbeiten mit voller Auslastung. In diesem Jahr rechnen wir vorbehaltlich der Entwicklung der letzten Wochen mit einem leichten Wachstum von knapp 2 % auf etwa 920 Mio. € Umsatz", freut sich der Geschäftsführer. Mit neuen Kunden konnten krisenbedingte Rückgänge bei Beckhoff-Stammkunden kompensiert werden.

„Unsere Investitionen setzen wir wie geplant weiter fort – ­unbeeinflusst von Corona", stellt der CEO heraus. So wird der Produktionsbereich für die Antriebstechnik weiter ausgebaut; die entsprechende Fläche wird verdreifacht. Die Einbindung von Lean-Aspekten bezüglich Transportwege, Materialhandling sowie neuen Ablaufplänen steigert hier die Effizienz deutlich. H. Beckhoff: „Die Vergrößerung der Produktion der elek-tronischen Antriebstechnik ist ein wichtiger Aspekt für unser Wachstum in den nächsten Jahren, sowohl im Bereich der klassischen rotatorischen und linearen Antriebstechnik als auch im Bereich der alternativen Linearkinematiken, wie unser lineares Multi-Mover-Transportsystem XTS und unser 6-­dimensionales schwebendes Multi-Mover-Transportsystem XPlanar."

Ausgebaut werden weiterhin die Vertriebskanäle: In Betrieb geht jetzt das neue Büro in Houston/USA, einem wichtigen Zentrum der Prozessindustrie. In Aachen wurde direkt neben der RWTH Aachen ein Büro eröffnet, mit dem die Zusammenarbeit im Forschungssektor intensiviert werden soll. „Wir investieren zunehmend in eigene Gebäude in unseren Auslandsniederlassungen, um die lokale Identität zusätzlich zu erhöhen", berichtet der Unternehmensinhaber. So hat Beckhoff Dänemark im August ein neues eigenes Headquarter eröffnet. „Unser Ziel ist es, überall nahe an unseren Kunden zu sein und daher werden unsere Vertriebsnetze immer weiter ausgebaut und verdichtet."

40 Jahre Erfolgsgeschichte

Für die Automatisierungstechnik sind 40 Jahre ein beachtliches Jubiläum. Begonnen hat Unternehmer Hans Beckhoff 1980 zunächst in einem kleinen Lagerraum als 1-Mann-­Betrieb, wo er für Kunden im Rahmen eines elterlichen Elektroinstallationsbetriebes erste Schaltschränke baute. Der studierte Kernphysiker erkannte jedoch den beginnenden Siegeszug der ­Mikroelektronik und entwickelte daher als eigene Produkte Positionierelektroniken auf Mikroprozessorbasis, die er zusammen mit den Schaltschränken als Systemlösung im Maschinenbau aus dem Bereich der Fenster- oder Holzmaschinen einsetzte. Aus dem Lagerraum wurde dann eine Garage, in der auch Elektriker aus dem väterlichen Elektroinstallationsbetrieb mit aushalfen, und aus der Garage dann 1984 das erste eigene Industriegebäude. Die ersten Jahre waren geprägt als Systemintegrator mit zum Teil eigenentwickelter Elektronik. „Das ­änderte sich mit der Entwicklung unserer PC-basierten Steuerungstechnik im Jahre 1986. Wir erkannten, dass diese Technik die Grundlage für ein ganzes Automatisierungssystem aus CPU, IO, Antriebstechnik, Software und IT-Funktionen bildete. Mit dieser Kombination von Eigenschaften waren wir dem Wettbewerb ein gehöriges Stück voraus und so wagten wir uns 1990 das erste Mal auf eine Messe, die Hannover Messe", erinnert sich H. Beckhoff. „Wir waren die steuerungstechnischen Revolutionäre und hatten eine ausgeprägt andere Technik-Philosophie als die traditionellen Automatisierungshersteller. Diese fanden die fortschrittlichen, dynamischen Kunden äußerst interessant, die traditionellen lehnten sie ab. Unsere erste Messe war spannend und zu meiner Freude kann ich ­sagen, dass auch die heutigen Messen ebenso spannend sind. Denn es sind immer noch die innovativen Kunden, die zu uns kommen und unsere Begeisterung teilen!"

Die erste Dekade von Beckhoff Automation war geprägt vom Spezialvertrieb. Mit dem Beginn der 1990er-Jahre startete der Aufbau des allgemeinen Vertriebs für Automatisierungsgeräte in Deutschland. In den 2000er-Jahren begann die weltweite Expansion des Vertriebs. „Heute verfügen wir über 22 Niederlassungen in Deutschland und sind in 39 Ländern über eigene Tochterunternehmen und in mehr als 75 Ländern insgesamt vertreten", bestätigt der Manager.

Während der Unternehmer die ersten Teile noch selbst lötete, werden heute von einzelnen Teilen Millionen Stückzahlen ­produziert. „Wir können nun auf 40 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblicken, von 50.000 DM Umsatz im ersten Jahr bis zu aktuellen 900 Mio. Euro, von einem Mitarbeiter bis zu 4.300 Mitarbeitern, von einem 8-Bit-Mikroprozessor mit 4 MHz Taktfrequenz zu einem 48-Kern-/64-Bit-Prozessor mit 4 GHz! Unser Unternehmen ändert sich stetig, das gilt für ­unsere Produkte und unsere Unternehmensorganisation. Ein wenig fühlen wir uns immer noch wie ein Start-up-Unternehmen, zwar 40 Jahre alt und ein wenig größer geworden, aber immer noch mit dem unbedingten Spaß, die Welt durch neue Technologie auf den Kopf zu stellen!"

„Auch im Bereich des Vertriebs sind immer Innovationen notwendig und natürlich fehlen uns aktuell die Messen als ­persönlicher Treffpunkt für Kunden", setzt H. Beckhoff fort. „Allerdings geben uns die virtuellen Plattformen wie Microsoft Teams die Möglichkeit, mit den Kunden in einen noch intensiveren Kontakt zu treten, auch über verteilte Standorte." Mit Live-Vorträgen, den Online Automation Updates, kommuniziert das Unternehmen wichtige technische Neuerungen und hält den Kontakt zu den Kunden.

„Auf der virtuellen SPS Connect und den eigenen Online-Events stellen wir neue Produkte vor, verdeutlichen aber auch den funktionalen Systemgedanken unserer PC-Control-Philosophie", erläutert H. Beckhoff. „Automatisierungstechnik bei Beckhoff, das bedeutet eine durchgängige Plattform vom preisgünstigen Klein-Controller bis zu ‚Many Core‘-Hochleistungs-CPU, durchgängig ethercatbasierte IO-Busklemmen, Antriebe und Sensorik, ultra­schnelle und wenn nötig hochkomplexe SPS-Funktionalität mit tief integrierten Safety-Funktionen für Ablauf und Bewegung, sowie Vielachsen-Motion-Funktionen von einfachen Punkt-zu-Punkt-Bewegungen über 5-achsige CNC- und ­Roboterkinematiken bis hin zu Mover-­basierten neuartigen ­Linearkinematiken. Hinzu kommen eine in die Steuerungsfunktion integrierte präzise Messtechnik, Echtzeit-Hoch­sprachen-C++-Programmierung, Echtzeit-Integration von Matlab/Simulink-Funktionen, integrierte Echtzeit-Bildverarbeitung, ‚ready to use‘ künstliche Intelligenz sowie eine hervorragende Anbindung an Edge- und Cloud-basierte Industrie-4.0-Funktionen. Diese umfassende Automatisierungsplattform ist das Ergebnis von 40 Jahren Innovation und ­Erfahrung, von 40 Jahren gemeinsamer Projekte mit unseren Kunden!!"

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