50 % Wachstum in zwei Jahren

Multi-Computing-Funktion für XPlanar

Hans Beckhoff: „Mit der neuen Multi-Computing-Funktion für XPlanar lassen sich nahezu unbegrenzt große Anlagen steuern“. (Quelle: Beckhoff)

MX-System

Das MX-System für die schaltschranklose Automatisierung sieht Hans Beckhoff als eine der wesentlichen Produktneuheiten in diesem Jahr, mit großem Innovationspotenzial für den gesamten Maschinenbau. (Quelle: Beckhoff)

„Als technologiegetriebenes Unternehmen versuchen wir seit unseren Anfängen die Antwort auf alle Fragen zu finden“, bekennt H. Beckhoff. Die New Automation Technology mit den Produktbereichen IPC, IO, Motion, Twincat, dem MX-System für die schaltschranklose Automatisierung sowie Vision hält schon einmal die Antwort auf nahezu alle Fragen der Automatisierung parat.

Und das schlägt sich auch im Unternehmensergebnis nieder: „Wir sind gut im Rennen“, bestätigt der Unternehmer. „Nachdem wir letztes Jahr um 28 % gewachsen sind, wird unsere Wachstumsquote 2022 größer 20 % sein.“ Er fährt fort: „Auch der Auftragseingang steigt nach wie vor. Vielleicht etwas gedämpfter, aber immer noch deutlich. Gerade im Maschinenbau sind derzeit keine Anzeichen einer Krise erkennbar.“ Der Geschäftsführer informiert, dass diese Entwicklung weltweit ähnlich verläuft, weist aber auch darauf hin, dass viele Kenner der Industrie und auch speziell der Automatisierungsindustrie aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Krise in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erwarten.

„Die Wachstumsquote ist aktuell höher als erwartet“, gibt der Unternehmensinhaber zu. „Wir werden damit in den zwei Jahren 2021 und 2022 ungefähr um mehr als 50 % wachsen, von 923 Mio. € auf dann ca. 1,4 Mrd. €, und dieses Wachstum findet in allen Bereichen statt.“ Eine solche Entwicklung ist laut H. Beckhoff im ganzen Unternehmen spürbar: „Es gilt, Kapazitäten aufzubauen, denn die Produktion und die Materialversorgung müssen jetzt und in Zukunft sichergestellt werden.“ Somit entstehen neue Lager und Produktionsstätten. „Wir haben für Greenfield-Projekte ein neues Industriegebiet mit 15 ha Größe erworben, sodass wir nun insgesamt über 30 ha Reservefläche verfügen. In Bezug auf Fläche und Bau können wir damit weitere fünf bis zehn Jahre wachsen“, blickt er in die Zukunft. „Das Wachstum findet auf allen Firmenebenen statt, nicht nur in der Produktion “, ergänzt er. Das weltweite Vertriebsnetz werde weiter verdichtet und ausgebaut, ebenso die Bereiche Forschung, Entwicklung und Produktmanagement.

„Die Materialversorgung ist derzeit aufgrund von Lieferengpässen noch angespannt“, fährt er fort. Er rechnet mit einem Fortbestehen dieser Situation auch im nächsten Quartal. „Es gibt aber Anzeichen, dass es im ersten Quartal des neuen Jahres zu einer Entspannung kommen kann.“ Bis dahin geht es seiner Ansicht darum, die wichtigsten Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen, dafür mit ihnen eng zusammenzuarbeiten und die vorhandene Ware gerecht zu verteilen. „Wir scheuen aber keinerlei Kosten, um eine hohe Lieferfähigkeit sicherzustellen. Dies ist das primäre Ziel“, spricht er aus. „Es geht momentan nicht darum, Geld zu verdienen, sondern liefern zu können.“

Der Fortbestand als innovatives Familienunternehmen ist für das 1,4-Mrd.-€-Unternehmen gesichert. „Der Generationenübergang ist bereits im vollen Gange“, versichert H. Beckhoff. „Beide Kinder, Frederike und Johannes, sind bereits im Unternehmen aktiv. Frederike ist als Volkswirtin bereits sechs Jahre dabei und Johannes – übrigens Kernphysiker wie ich – seit drei Jahren. Damit haben wir auf der Familienseite eine ökonomische und naturwissenschaftliche Ausprägung in der Nachfolgegeneration, eine gute Grundlage für die Zukunft.“ Hans Beckhoff weist aber auch darauf hin, dass allein schon die Größe des Unternehmens unabhängig von der Familie einen leistungsfähigen Stab von Managern, Technologen und anderen Spezialisten erfordere. Auch hier sehe sich das Unternehmen gut aufgestellt, die Beckhoff-Mannschaft sei sehr erfahren und umfasse erfreulicherweise auch viele junge Talente.

Plattform für hohen Nutzen

In die Welt der Automatisierung und der Digitalisierung haben Begriffe wie Plattformökonomie, Co-Creation und Ökosysteme Einzug gehalten. Laut H. Beckhoff nehmen diese Begriffe normale Sachverhalte der Industrie auf: „Wir denken und arbeiten mit diesen Begriffen bereits sehr lang. Co-Creation hieß früher mittelständische Zusammenarbeit und dafür gab und gibt es bei uns viele Beispiele.“

„Mit der New Automation Technology, bestehend aus IPC-Technik, Ethercat, IO, Motion und nun auch dem MX-System und Vision, haben wir eine äußerst leistungsfähige Plattform geschaffen, aus der unsere Kunden sehr großen Nutzen ziehen können“, fährt er fort. „Wir pflegen diesen Baukasten und bauen ihn aus, sodass dieser immer leistungsfähiger wird.“ Allein die Ethercat Technology Group (ETG) hat mittlerweile weit über 6.000 Mitglieder. „Ethercat ist das am weitesten verbreitete industrielle Kommunikationssystem und wird weltweit eingesetzt“, formuliert er. „Unzählige Unternehmen, auch Wettbewerber, profitieren davon.“

„2022 war das große Jahr der Produkteinführungen“, fährt der Automatisierungsvisionär fort. Nach dem MX-System und dem Industrieroboter-Baukasten Atro wird noch ein komplettes Portfolio für die industrielle Bildverarbeitung folgen. „Wenn wir die Steuerungstechnik mit einem menschlichen Organismus vergleichen, dann ist das Auge der Universalsensor des Menschen, welcher unglaublich viele Aufgaben übernimmt“, teilt er weiter mit. „Ebenso universell einsetzbar ist die Kamera in der Maschine oder in der industriellen Fertigung.“ Nachdem mit Twincat Vision das Thema Bildverarbeitung schon länger auf der Softwareseite beherrscht wird, gibt es nun auch die entsprechende Hardware aus dem Hause Beckhoff.

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