Interview mit Patric Scholz

Abbildung von Flecs Marketplace

Auf dem Flecs Marketplace findet sich ein herstellerübergreifendes Hard- und Softwareangebot (Quelle: Flecs)

Abbildung von Website

User erhalten einen Überblick über die installierten Apps. Weitere Apps lassen sich über die Website
mit einem Klick auf der Steuerung installieren (Quelle: Flecs)

Flecs versprüht viel Spirit. Bitte geben Sie etwas Einblick in das  Gründungs-Trio, was gab den Anstoß für Ihre gemeinsame  Firmengründung?

P. Scholz: Das Gründungs-Trio besteht aus leidenschaftlichen und erfahrenen Experten im Bereich der industriellen Automatisierung. Wir teilen die Vision, die Welt der Automatisierung zu verbessern und den Anwendern mehr Flexibilität und Kontrolle zu bieten. Unser Team verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Branche und kombiniert diese Erfahrung mit einem unbändigen Start-up-Spirit. Die Aufgaben sind bei uns klar verteilt: Alexander Reichert als Technikexperte, Samuel Greising kümmert sich um die Produktplanung und Unternehmensprozesse und ich um den Vertrieb, Finanzen und das Marketing. Unser Anstoß zur Firmengründung war die Erkenntnis, dass die Automatisierungsbranche dringend Veränderungen benötigt, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, und wir sind entschlossen, diese Veränderungen voranzutreiben.

Zusammenarbeit ist auch eine wichtige Voraussetzung rund um Ihren Marktplatz. Bitte geben Sie einen Einblick in dessen Clusterung sowie das Geschäftsmodell dahinter.

P. Scholz: Unser Marktplatz ist das zentrale Element unserer Lösung und er basiert auf Zusammenarbeit und Offenheit. Neben einer Vielzahl von Softwarelösungen finden Kunden dort ebenfalls die passende Hardware für ihr Automatisierungsprojekt. Das Geschäftsmodell basiert zum einen auf Provisionsbasis und zum anderen auf einer Lizenz pro Gerät, auf dem Flecs verwendet wird. Zudem bieten wir Unterstützung bei der Anpassung, dem Betrieb und dem Support von Flecs auf den jeweiligen Geräten. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Lösung nahtlos in ihre Produkte integriert werden kann. Gemeinsam schaffen wir einen Mehrwert für unsere Kunden, indem wir ihnen die Möglichkeit bieten, maßgeschneiderte Lösungen auf einfache und effiziente Weise zu erstellen. Auf der SPS werden wir unsere Zusammenarbeit mit unseren Partnern noch weiter ausbauen, indem wir unsere „Automation Heroes“ präsentieren über 20 Partner, die gemeinsam mit uns die Zukunft der Automation vorantreiben.

Im Bereich Systems bündeln Sie einige Controller von unterschiedlichen Herstellern. Welche Basics müssen Controller erfüllen, damit diese in Ihren Marktplatz aufgenommen werden? Und wie stellen Sie für Kunden sicher, dass Ihre Apps auf diesen lauffähig sind?

P. Scholz: Wir sind bestrebt, eine breite Palette von Controllern von unterschiedlichen Herstellern zu unterstützen. Die Basics, die Controller erfüllen müssen, um in unseren Marktplatz aufgenommen zu werden, umfassen die Kompatibilität mit einem frei wählbaren Linux Betriebssystem und optional die Unterstützung von Erweiterungen wie dem Osadl-RealtimePreempt-Kernel-Patch, um Echtzeitverhalten zu ermöglichen. Wir arbeiten eng mit den SPS-Herstellern zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Plattformnahtlos in ihre Produkte integriert werden kann. Unsere Plattform bietet eine Weboberfläche, die die automatisierte Installation und Aktualisierung von Apps ermöglicht. Zudem prüfen wir jede App vor der Veröffentlichung auf Sicherheitslücken und Vertrauenswürdigkeit. Wir stellen sicher, dass unsere Apps in Controllern unterschiedlicher Herstellerlauffähig sind, um unseren Kunden maximale Flexibilität zu bieten.

Open Source lebt von der Weiterentwicklung durch viele. Wer kann/soll in Ihrer Community mitmachen, was ist notwendig und wie kann man sich beteiligen?

P. Scholz: Wir glauben an die Stärke der Open Source Community und sind offen für die Beteiligung von Entwicklern, SPS-Herstellern und Anwendern. Jeder, der Interesse daran hat, zur Weiterentwicklung unserer Plattform beizutragen, ist willkommen. Um sich zu beteiligen, ist es hilfreich, Kenntnisse in Linux und IT-Technologien wie Docker zu haben  aber es ist nicht zwingend erforderlich. Wir bieten Dokumentation und Ressourcen, um den Einstieg zu erleichtern. Entwickler können sich auf unserer Website oder unserem Git Hub Repository registrieren und unserer Community beitreten, um an Diskussionen teilzunehmen und Feedback zu geben. Wir freuen uns über jeden, der sich unserer Mission anschließen möchte, die Welt der industriellen Automatisierung zu verbessern.

Sie sind bereits eine Reihe von Partnerschaften eingegangen. Bitte skizzieren Sie an drei Beispielen die Vorteile, die sich dadurch für Kunden ergeben.

P. Scholz: Gerne. Nehmen wir zunächst die Zusammenarbeit mit Baumüller, unter anderem ein SPS-Hersteller: Durch unsere Partnerschaft können Kunden von Baumüller nun FlecsUnterstützung auf ihren SPS erhalten. Das bedeutet, dass sie von unserer automatisierten Plattform profitieren können, um maßgeschneiderte Softwarekonfigurationen zu erstellen und Apps einfach zu installieren und zu aktualisieren. Dies spart Zeit und Kosten bei der Implementierung.

Beispiel 2 ist die Partnerschaft mit Tosibox, ein namhafter Hersteller einer Connectivity App für die Einrichtung von automatisierter, sicherer Fernwartung: Unsere Zusammenarbeit ermöglicht es Kunden, auf die breite Palette der Lösungen von Tosibox zuzugreifen und diese nahtlos in ihre Maschinen zu integrieren. Die automatisierte Installation und Aktualisierung der Apps vereinfacht den Prozess erheblich und erhöht die Flexibilität.

Und dann ist die Kooperation mit der Open Industry 4.0 Alliance ein tolles Beispiel: Unsere Zusammenarbeit ermöglicht es uns, an der Entwicklung von Industrie-4.0-Standards und Initiativen teilzunehmen. Dies stellt sicher, dass unsere Plattform den neuesten Anforderungen und Trends in der Branche entspricht und unseren Kunden zukunftsfähige Lösungen bietet.

Sie möchten Flecs zum größten Open Source-Anbieter für Steuerungssysteme entwickeln. Wo stehen Sie heute und was sind die nächsten Meilensteine auf Ihrer Roadmap?

P. Scholz: Wir haben bereits große Fortschritte gemacht, indem wir eine umfassende Lösung für die Installation und Aktualisierung von industriellen Apps auf Steuerungen entwickelt haben. Wir haben Partnerschaften mit führenden SPS Herstellern und App Anbietern geschlossen, um unser Angebot zu erweitern. Als nächsten Meilenstein haben wir uns die Verbesserung und Erweiterung unserer Plattform gesteckt, um noch mehr Controller und Apps zu unterstützen. Darüber hinaus können Kunden jetzt die passende Hard- und Software über unseren Marketplace beziehen. Wir werden auch weiterhin eng mit unserer Community zusammenarbeiten, um die Plattform gemeinsam weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, die Welt der industriellen Automatisierung zu revolutionieren, indem wir Offenheit, Einfachheit und Flexibilität bieten. Und auf der SPS werden wir weitere Innovationen vorstellen, die unsere Position in dieser Richtung zusätzlich stärken.

SPS 2023: Halle 6, Stand 240

Inge Hübner
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