Interview mit Martin Reich
Für wen bietet sich IO-Link Wireless an?
M. Reich: Dadurch, dass die Datenstrecke kabellos ist, rückte IO-Link Wireless zunächst für die Kunden in den Fokus, die „bewegliche“ Anwendungen umsetzen wollten. Die ersten Applikationen liegen auf der Hand: 1. Robotik, 2. Transfersysteme, 3. Werkzeugmaschinen und 4. Brownfield-Nachrüstungen von Maschinen und Anlagen zur Datensammlung und -analyse. Aber auch für Hersteller und Systemanbieter von Produktions- und Verpackungsmaschinen ergeben sich aus dem Einsatz der IO-Link-Wireless-Technologie wesentliche Vorteile. Nun lassen sich beispielsweise rotierende Anwendungen in Werkzeugmaschinen realisieren. Das Besondere an IO-Link Wireless: Es gibt auch ein Geräte-Profil für batteriebetriebene Low-Power-Anwendungen.
Wie kann es sein, dass Sie bereits Anlagen mit IO-Link Wireless ausgestattet haben, obwohl es noch keine Produkte dafür gibt?
M. Reich: Wir haben schon 2020 weltweit zahlreiche Kunden für IO-Link-Wireless-Applikationen mit CoreTigo-Produkten beliefert. Somit gibt es schon eine umfangreiche Produktpalette, die permanent weiterentwickelt wird. Als zentrale Entwicklung sind hier die TigoBridge und der TigoMaster zu nennen. Die Bridge ermöglicht es dem Nutzer, bestehende IO-Link-Sensoren und -Aktoren in IO-Link-Wireless-Komponenten zu verwandeln. Das hat uns einen unglaublich schnellen Marktzugang ermöglicht, sodass zukunftsweisende Projekte, Entwicklungen, Anwendungen, Maschineninstallationen und erfolgreiche Kooperationen realisiert wurden.
Was gehört denn alles zu Ihrer IO-Link-Wireless-Produktpalette?
M. Reich: Den Kern unserer Produktpalette bildet die universelle TigoBridge. Indem man diese auf den IO-Link-Port steckt, verwandelt sich jedes IO-Link-Gerät nach maximal 30 s zum IO-Link-Wireless-Gerät. Nun kann diese Bridge mit einem Master verbunden werden (Pairing).
Das Besondere der Bridge ist, dass man sie auch mit einem handelsüblichen IO-Link-DI/O-Hub am IO-Link-Port verbinden kann. So lassen sich alle konventionellen digitalen oder analogen Sensoren oder Aktoren in IO-Link-Wireless-Ports verwandeln.
Oberhalb dieser Funk-Verbindungen kann der Master mit den typischen Feldbusprotokollen mit einer SPS oder einem Edge-Gateway kommunizieren. Diesbezüglich haben wir Profinet sowie Ethernet/IP bereits realisiert. Weitere Protokolle, wie Ethercat, folgen alsbald. OPC UA und MQTT, für die Datenübertragung in die IT-Ebene, sind ebenfalls schon integriert. Der Master kann somit für deterministische Steuerungsaufgaben in der OT-Welt zur SPS oder als Gateway in die IT-Welt für Server- oder Cloudanwendungen genutzt werden.
Ebenenübergreifend kann die Software TigoEngine zentral das drahtlose Netzwerk, den Master, die Bridges, den Feldbus und die Protokolle administrieren. Der IODD-Finder ist ebenfalls enthalten. Auf Wunsch kann diese Software auch als EM-Version und mit einer API direkt in das CI der Kunden-Tools integriert werden.
Was zeichnet Ihre Lösung aus?
M. Reich: Bei der Entwicklung haben wir konsequent das Plugand-play-Prinzip verfolgt und um das CoreTigo-and-trust-Prinzip erweitert. Somit erzielt der Kunde sehr einfach, schnell und sicher ein positives Integrationsergebnis. Auch wurden die Produkte von Anfang an als komplette Hard- und Software-Suite entwickelt. Alles immer unter Berücksichtigung und Einhaltung des IO-Link-Wireless-Standards. Der Kunde hat nun die Wahl zwischen den „fertigen“ CoreTigo-Produkten, einem OEM-Branding oder er nutzt die SOM-Module (System on Chip) für die Integration in seine eigenen Produkte.