Automatisierungstechnik von Wago ist flexibel einsetzbar und vereinfacht Produktionsprozesse. (Quelle: Wago)
Was bedeutet für Sie Offenheit in der Automatisierung?
T. Roca: Offenheit in der Automatisierung bedeutet für mich, dass wir die Grenzen zwischen den verschiedenen Systemen und Technologien aufbrechen. Ähnlich wie beim Bauen mit Lego-Steinen können wir mit unserem Linux-basierten Betriebssystem Wago OS verschiedene Bausteine kombinieren und nahtlos in unterschiedliche Systeme integrieren. Unser Ziel ist es, unseren Kunden die Freiheit zu geben, individuelle Lösungen zu entwickeln, ohne an bestimmte Hersteller oder Technologien gebunden zu sein. Gleichzeitig fördern wir die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und verschiedenen Communities, um innovative Lösungen voranzutreiben.
Welche Rolle spielen Sie bei Wago in dieser Entwicklung?
T. Roca: Als Vice President der Automation-Produktentwicklung bei Wago bin ich verantwortlich für die strategische Ausrichtung und Umsetzung unserer Produktinnovationen. Mein Team und ich arbeiten daran, zukunftsweisende Automatisierungslösungen zu entwickeln, die echte Mehrwerte für unsere Kunden bieten.
Wago steht nach eigenen Angaben für Offenheit und Flexibilität in der Automatisierung. Was steckt hinter dem Konzept der Open Wago Automation und wie wirkt es sich auf Ihre Produktpalette aus?
T. Roca: Open Wago Automation steht für den Gedanken, dass Automatisierung nicht mehr starr und in Silos gedacht werden muss. Wir bieten unseren Kunden eine Plattform, auf der sie ihre Ideen frei entfalten können. Unsere Produkte sind so konzipiert, dass sie einfach miteinander und mit anderen Systemen zusammenarbeiten. Dank offener Standards wie Linux und der Integration von Docker-Containern bieten wir maximale Flexibilität. Das ermöglicht eine sichere Investition in die Zukunft.
Wago hat sich Anfang letzten Jahres am Ökosystem ctrlX Automation von Bosch Rexroth beteiligt. Wie positioniert sich Wago OS im Vergleich zu ctrlX OS von Bosch Rexroth?
T. Roca: Sowohl Wago OS als auch ctrlX OS bilden die Grundlage für offene Ökosysteme. Sie ermöglichen den Kunden, Lösungen zu wählen, die am besten zu ihren Bedürfnissen passen. Durch diese Offenheit und starken Partnerschaften fördern wir die Co-Creation von Industrie-4.0-Lösungen. Bei Wago betreiben wir seit Jahren unser IoT-Partnernetzwerk, und ähnlich bietet die ctrlX World zahlreiche Möglichkeiten. Diese Plattformen eröffnen unseren Kunden mehr Flexibilität.
Wie unterstützt Wago OS die Konvergenz von IT und OT?
T. Roca: Die Konvergenz von IT und OT ist ein entscheidender Trend. Mit Wago OS haben wir eine Automatisierungsplattform geschaffen, die IT- und OT-Systeme nahtlos integriert. Open Source bedeutet, dass wir den Anwendern ermöglichen, ihre eigenen Projekte sowie eine Vielzahl von Tools aus unserem SDK, unserem Software-Development-Kit, zu integrieren. Dazu gehören vorgefertigte Codesys-Bibliotheken und Docker Container. Und diese Vielseitigkeit gestattet maß geschneiderte Lösungen für unterschiedliche Anforderungen. Wir waren auch einer der ersten Hersteller, die konsequent auf Linux als Betriebssystem für ihre Steuerung gesetzt haben. Damit begangen wir, die entsprechenden Toolchains und Pakete bereitzustellen, sodass Kunden die Firmware nach ihren Bedürfnissen anpassen und erweitern konnten. Mit der Integration der Docker-Schnittstelle haben wir diese Möglichkeit dann noch erweitert und deutlich vereinfacht, sodass vorgefertigte Lösungen schnell verwendet werden konnten. Dadurch ist dann die Community stetig gewachsen. Wir bieten auf GitHub und Docker Hub immer mehr Möglichkeiten für unsere Kunden an. Unsere offenen Standards und die Möglichkeit, verschiedene Programmiersprachen und Anwendungen, wie Python und Node-RED, zu verwenden, ermöglichen eine umfassende Vernetzung und Agilität. Wir stellen sogar virtuelle Codesys-Runtimes auf unseren Edge-Computern zur Verfügung, was die Integration von OT in die IT-Welt weiter fördert.
Wie integriert sich Wago OS in Ihre Hardwarelösungen und welchen Mehrwert bringt das für Ihre Kunden?
T. Roca: Wago OS ist ein zentraler Bestandteil unseres gesamten Steuerungsportfolios. Wir setzen es konsequent sowohl bei unseren modularen PFC-Steuerungen, die auf der Bauform des I/O System 750 basiert, als auch in unseren Kompakt-Steuerungen, wie dem Compact Controller 100, und unseren HMI ein. Dadurch decken wir eine breite Palette an Leistungsklassen und Bauformen ab. Für unsere Kunden bedeutet das vor allem maximale Wiederverwendbarkeit. Selbst wenn sich die Anforderungen von Projekt zu Projekt ändern und unterschiedliche Leistungsklassen oder Plattformen benötigt werden, bleibt das zugrunde liegende Betriebssystem konsistent. Das ist ein enormer Vorteil, denn das gesammelte Wissen und die Erfahrung, die mit einem Wago-Produkt erarbeitet wurden, lassen sich problemlos auf andere Projekte übertragen. Diese Integration ermöglicht zudem eine nahtlose Kommunikation zwischen verschiedenen Wago-Geräten. Ob Steuerungen, IO-Systeme, Edge Device oder HMI – sie alle „sprechen dieselbe Sprache“, was die Systemintegration erheblich vereinfacht.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Konsistenz bei der Programmierung und Konfiguration. Unabhängig davon, welche Wago-Hardware eingesetzt wird, arbeiten unsere Kunden immer mit derselben Entwicklungsumgebung, denselben Bibliotheken und denselben Grundprinzipien. Das reduziert die Lernkurve erheblich und beschleunigt die Entwicklungszeit. Zusammenfassend bietet die enge Integration von Wago OS in unsere Hardware-Lösungen unseren Kunden ein skalierbares und flexibles Automatisierungsökosystem, das darauf aus gelegt ist, ihre Arbeitsabläufe effizienter und einfacher zu gestalten.