Geschäftsführer Hans Beckhoff zur wirtschaftlichen Situation

„Beckhoff ist ein wachstumsverwöhntes Unternehmen“, betont der Geschäftsführer. „Unser mittleres Wachstum liegt durchschnittlich bei 16 % pro Jahr seit 2000.“ In 2019 führt die wirtschaftliche Entwicklung auch bei Beckhoff zu einer Wachstumspause, vielleicht sogar zu einem leichten Umsatzrückgang: „Ich denke, dass wir in diesem Jahr mit einer schwarzen bis roten Null herauskommen.“ Dabei, so der ­Firmeninhaber, „haben wir die Entwicklung kommen sehen. Bereits seit Mitte August 2018 ist die Kurve der Auftrags­eingänge flacher geworden.“ Die Umsatzentwicklung ist für das Unternehmen – geografisch gesehen – unterschiedlich: „Während wir in Asien inklusive China und vor allem auch in den USA und in Nordeuropa weiter wachsen, geht es in Deutschland zweistellig nach unten“, so H. Beckhoff. „Es scheint, dass der typische deutsche Maschinenbau inter­national und national zu kämpfen hat.“ Der exportstarke ­Maschinenbau in Deutschland leidet zunehmend unter den Verwerfungen auf den internationalen Märkten. Offenbar besteht für die komplexen Investitionsgüter des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus derzeit ein Nachfragetief. Und Deutschland sieht H. Beckhoff als „Fieberthermometer für den Rest der Welt“.

Das heißt: H. Beckhoff rechnet auch für 2020 „mit einem verhaltenen Jahr“. „Unsere historischen Erfahrungen zeigen, dass solche Krisen in sechs bis zwölf Monaten entstehen, etwa zwölf Monate bleiben und die Lage sich dann innerhalb weiterer sechs bis zwölf Monate wieder erholt. In diesem Sinne befinden wir uns im nächsten Jahr mitten im Tal. Ab 2021 wird es wieder deutlich aufwärts gehen.“ Dies hänge natürlich auch von den Weltwirtschaftskonflikten ab. Insbesondere der Handelskrieg zwischen USA und China spiele hier eine herausragende Rolle.

Das Unternehmen Beckhoff ist laut dem Geschäftsführer gut aufgestellt: „Wir sind bei vielen Kunden ein Schlüssellieferant. Als Familienunternehmen denken wir langfristig und verfügen über genug Reserven für eine schwierige Zeit.“ H. Beckhoff ist überzeugt: „Krisenzeiten sind auch gute Zeiten für das Unternehmen Beckhoff. Wir können mit Kunden und Interessenten über neue Maschinenkonzepte sprechen.“ Er schließt an: „Projektgewinne werden jetzt gemacht und nicht in Boom-Zeiten.“ Strukturelle Änderungen wie in der Automobilindustrie böten für innovative Anbieter auch immer neue Chancen. Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromobilität birgt zum Beispiel für H. Beckhoff viele Chancen, gerade für Anbieter von Automatisierungstechnik. Hier entstehen innovative Montageanlagen mit neuen Konzepten.
Seiner Expansionsstrategie bleibt das Haus Beckhoff treu: „Anfang April dieses Jahres haben wir die Technologiefirma ADL Embedded Solutions aus Siegen übernommen – ein Spezialist für Device Automation.“ Deren maßgeschneiderten Embedded-Lösungen kommen zum Beispiel in medizinischen Geräten oder in Radarfallen zum Einsatz. Ausgebaut wird auch das Vertriebsnetz: Mitte des Jahres wurde der ­koreanische Distributor Tri-Tek Corp. aus Seoul mit etwa 20 Mitarbeitern übernommen. „Wir sind stolz, dass wir mit unserer Technologie auch im Hightech-Land Korea Erfolg haben“, ergänzt der Unternehmer. „In Mexiko sind wir jetzt mit einem eigenen Unternehmen aktiv, welches mit vier Mitarbeitern an den Start geht“, setzt er fort. Weiterhin gibt es nun eine Repräsentanz von Beckhoff ­Automation in Kolumbien.

Ronald Heinze
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